Mental

McIlroys Flow-Geheimnis: Die Kraft des ruhigen Geistes


19. September 2024 , Felix Grewe


Tunnelblick: Konzentration ist die Basis des Erfolgs – nicht nur bei Rory McIlroy.
Tunnelblick: Konzentration ist die Basis des Erfolgs – nicht nur bei Rory McIlroy. | © golfsupport.nl/Michael Wade/ism

Rory McIlroy erklärt das Flow-Gefühl, in dem Bestleistungen scheinbar mühelos möglich werden. Und er erklärt, wie Sportler auf jedem Level diesen kraftvollen Geisteszustand erreichen können.

In der Theorie ist es ganz einfach, Bestleistungen zu erzielen. Ob auf dem Golfplatz, in anderen Sportarten, beim Zeichnen, Musizieren oder in welcher Disziplin des Lebens auch immer – Sie müssen bloß Ihre Gedanken zur Ruhe bringen, sich selbst vertrauen und die Dinge geschehen lassen, ohne zu große Anstrengungen zu unternehmen. Die nämlich sorgen sonst oft für Verkrampfungen. 

Im besten Fall aber gelingt es Ihnen, so fokussiert zu sein, dass Sie Zugang zu jenem Gefühl der tiefen und entspannten Konzentration erlangen, das im Fachjargon als „Flow“ bezeichnet wird. Ein Geisteszustand, über den Rory McIlroy in einem Podcast mit seinem US-Kollegen Morgan Hoffmann fachsimpelt (s. Video) und den beide erfolgreichen Golfer nur schwierig erklären können. „Du spürst, wenn du den Flow erreichst, aber du weißt nie, wie du dieses Gefühl wiederherstellen kannst“, sagt McIlroy. 

Zugang zum Unterbewusstsein

„Es ist eine perfekte Kombination einer Menge verschiedener Aspekte. Man kann nicht bewusst in den Flow kommen. Man muss diesen Zustand durch das Unterbewusstsein erreichen“, erzählt der Nordire. Und weiter: „Die Menschen verstehen das bewusste Gehirn sehr gut, aber nicht viele verstehen das Unterbewusstsein.“ Der Flow erscheint auch deshalb kaum greifbar, weil er eben nicht auf methodische Weise erlang werden kann. 

Sie kennen bestimmt das Phänomen auf der Driving Range, das auch McIlroy offenbar vertraut ist: Sie schlagen einen Ball nach dem anderen und fühlen sich dabei nicht sonderlich wohl. Irgendwo hakt es im Schwung. Doch dann kommt dieser eine Moment, in dem Sie die Kugel blitzsauber treffen. Alles passt. Sie spüren: Der war es. Genau so muss er sich anfühlen, der perfekte Schlag. Und doch können Sie nicht erklären, was genau Sie anders gemacht haben als zuvor. 

Im Video: McIlroys Flow-Geheimnis


McIlroys Flow-Tipp

„Vieles auf dem Golfplatz passiert unterbewusst“, erklärt McIlroy. „Ich habe viel mehr Golfturniere durch meine geistigen als durch meine körperlichen Fähigkeiten gewonnen“, sagt der Nordire. „Deshalb waren auch Tiger (Woods, Anm.) und Jack (Nicklaus, Anm.) die vielleicht Besten, die es jemals gegeben hat – weil sie mental so viel stärker waren als alle anderen.“ 

Klar ist: Das Flow-Gefühl lässt sich niemals erzwingen. Und dennoch können Sie neben dem Training auf der Driving Range oder dem Übungsgrün eine Menge dafür tun, sich den Zugang zu diesem schwierig greifbaren Zustand zu erleichtern. McIlroy hat dafür einen Tipp: Jonglieren Sie mit Bällen! „Das ist eine der besten Möglichkeiten, weil man sich dabei irgendwie konzentrieren muss, irgendwie aber auch nicht.“ Was er meint: Der Fokus ruht vollständig auf den Bällen, während Sie Ihren Bewegungen vertrauen müssen. Sobald Sie überlegen, was zu tun ist, um die Bälle in der Luft zu behalten, geraten Sie aus dem Rhythmus. Ein wenig ist es wie beim Autofahren. Während sich Ihr Unterbewusstsein vollständig auf den Straßenverkehr konzentriert, können Sie trotzdem mit Ihrer Beifahrerin angeregte Gespräche führen. Am Ende kommen Sie wie selbstverständlich an Ihrem Ziel an – ohne, dass Sie sich dafür hätten anstrengen müssen. Manchmal klappt das auch beim Golf ...