Solheim Cup

Das sind unsere Tops und Flops von Gainesville


16. September 2024 , Thomas Kirmaier


Tops und Flops: US-Spielerin Megan Khang ist wie der Austragungsort in Gainesville Siegerin des Solheim Cup 2024. Linn Grant von Team Europa enttäuschte dagegen beim Duell 2024. © Mark Runnacles/Getty Images
Tops und Flops: US-Spielerin Megan Khang ist wie der Austragungsort in Gainesville Siegerin des Solheim Cup 2024. Linn Grant von Team Europa enttäuschte dagegen beim Duell 2024. © Mark Runnacles/Getty Images

Der Solheim Cup 2024 ist vorbei. Team USA hat den Glaspokal wieder. Das sind unsere Tops und Flops eines spannenden Duells im Robert Trent Jones GC von Gainesville/Virginia.

Gewinnerinnen...

... aus dem Team USA: Megan Khang – Wie im Vorjahr ein echter Volltreffer im Team USA. Die 26-Jährige aus Massachusetts gewann nicht nur alle ihr drei Matches, sondern war auch, was Körpersprache und Biss betrifft, klar auffälligste Akteurin in der Siegermannschaft. Wie sie sich und ihre Mitspielerinnen immer wieder durch starke Gesten und Worte motivierte, war beeindruckend. Diese junge Dame hatte nicht nur die coolsten Socken an, sie hatte Spaß und spielte unglaublich gut Golf. Matchplay scheint ihr im Blut zu liegen. Egal, wer an ihrer Seite spielte, Khangs Matches waren ein Magnet für Zuschauermassen. Im Einzel am Sonntag überrollte sie Emily Pedersen beim 6&5 und spielte sechs Birdies auf zwölf Löchern. Danach war schon Schluss. Khang ist zwar nur 1,55 Meter klein, aber jetzt schon eine ganz Große in der US-Solheim-Cup-Historie. Sie schafft es, sogar Superstars wie Nelly Korda oder Lexi Thompson in den Schatten zu stellen. Unsere klare Gewinnerin im US-Team – neben Rose Zhang, die sogar vier Punkte aufs US-Konto schaufelte.

... aus dem Team Europa: Charley Hull – Sie ist 28 Jahre alt und spielte in Gainesville bereits ihren siebten Solheim Cup. Verrückt. Beim Duell in Virginia ging die extrovertierte Engländerin auf und neben dem Platz mutig voran. In Match eins nahm sie Rookie Esther Henseleit an die Hand und führte sie in deren Debüt ein. Charley Hull übernimmt Verantwortung, pusht das Team, gibt immer Vollgas und ist eine Waffe für Europa, die die USA in den nächsten Jahren fürchten müssen, denn: Wie Charley Hull US-Superstar Nelly Korda beim 6&4-Sieg im Einzel wie eine talentierte College-Golferin aussehen ließ, war schon bemerkenswert. US-Medien mutmaßten, Korda wird wohl etwas müde von den anstrengenden Vortagen gewesen sein. Hey, Hull bestritt alle fünf Sessions, als einzige Europäerin neben Emily Pedersen. Für uns ist Charley Hull ganz klar Europas Gewinnerin und Solheim-Cup-Leaderin der Zukunft.

Charley Hull ging als Leaderin voran und ist Europas Gewinnerin beim Solheim Cup 2024 - auch weil sie Nelly Korda klar im Einzel besiegte.
Charley Hull ging als Leaderin voran und ist Europas Gewinnerin beim Solheim Cup 2024 - auch weil sie Nelly Korda klar im Einzel besiegte. | © Mark Runnacles/LET


Der Austragungsort: Der Robert Trent Jones GC in Gainesville/Virginia – Es gibt so Golfplätze, die siehst du im Fernsehen und möchtest am liebsten gleich losfliegen. Die weitläufige Anlage am malerischen Lake Manassas bot entzückende Bilder von verträumten Buchten, tollen, hinter majestätischen Baumgruppen versteckten Häusern und natürlich einem unfassbar hübsch hergerichteten Golfplatz. Sehr stilvoll und nobel, vielleicht weniger laut und spektakulär als die etwas bekannteren Plätze in Kalifornien, Florida oder Arizona. Aber der Robert Trent Jones GC unweit der US-Hauptstadt Washington DC (keine 30 Autominuten vom Airport) war eine absolut würdige Kulisse für dieses große Spektakel des Damengolfsports. Ein sehr ästhetischer Kurs, der den Spielerinnen viele Optionen ermöglichte, aber durchaus eine schlaue Taktik erforderte. Eine perfekte Bühne für Matchplay vor einem imposanten Backstein-Clubhaus mit stattlichen Säulen. Designer Trent Jones nannte diesen Kurs einst „mein Meisterwerk“. Die TV-Bilder haben Lust auf mehr gemacht. Problem: Es ist ein Privatclub. Man sollte also ein Mitglied kennen, um eingeladen zu werden. Trotzdem: ebenfalls ein Gewinner.

Verliererinnen...

... aus dem Team USA: Ally Ewing – Es ist nicht wirklich bekannt, welche Rolle Ally Ewing im Hintergrund gespielt hat. Die 31-Jährige aus Mississippi solle ein wichtige Stütze abseits des Platzes und eine große Persönlichkeit sein, hat Kapitänin Stacy Lewis über jene Spielerin gesagt, die bei großen Namen wie Korda oder Thompson etwas untergeht. Im Lauf der Saison hatte sich Ewing ihren Platz durch starke Platzierungen auch verdient. Drei von fünf Majors beendete sie in den Top Ten. Lochspiel kann sie eigentlich auch. 2021 hatte sie Sophia Popov beim Bank of Hope LPGA Matchplay im Finale geschlagen. Aber: Ihre Solheim-Cup-Bilanz ist verheerend: Nur drei Siege bei acht Niederlagen und einem Remis bei drei Teilnahmen. Sie verlor diesmal beide Vierer mit Jennifer Kupcho und auch an der Seite von Lexi Thompson hatte Ewing kein Glück. Im Einzel am Sonntag war sie dann gegen Leona Maguire beim 4&3 chancenlos. Macht vier Niederlagen bei vier Matches in einem sonst sehr starken US-Team. Ally Ewing ist die Verliererin des Siegers USA.


... aus Team Europa: Linn Grant – Sie war eine von vier schwedischen Spielerinnen im Team Europa und mit einer positiven Solheim-Cup-Bilanz in die USA gereist, weil sie beim Duell 2023 auf der Finca Cortesín bei ihrem Debüt noch überzeugen konnte. Ein Jahr später war Grant wieder dabei und hatte sich ihren Platz über das Rolex Ranking auch redlich verdient. Diesmal fiel die 25-Jährige aus Helsingborg allerdings weniger durch überzeugendes Golfspiel auf. Grant wackelte bei ihren Auftritten vor Teebox eins gerne mit den Hüften und jubelte der Menge zu. Ihre Ausbeute in Virginia hätte schlechter allerdings nicht sein können. In ihren Matches sah sie nicht einmal die 18. Bahn, weil es teils deutliche Niederlagen setzte. Am Ende wurden es bei vier Auftritten enttäuschende null Punkte für die sonst so fröhliche Schwedin. Vielleicht hätte Kapitänin Suzann Pettersen in der einen oder anderen Partie eher auf Leona Maguire (Irland) setzen sollen, die ihm Nachgang ihre Enttäuschung ausdrückte, dass sie nur zweimal spielen durfte.

Die Logistik: Man geht ja davon aus, dass für so ein großes Sportspektakel alles haarklein und perfekt organisiert wird. Vor allem in den USA. Von wegen. Die ersten Matches (unter anderem Esther Henseleits Auftakt-Partie an der Seite von Charley Hull) begannen am Freitagmorgen vor halbleeren Tribünen rund um den ersten Abschlag im Robert Trent Jones Golf Club. Begründung des Veranstalters: Transportprobleme, die die Fans daran hinderten, zum Golfplatz zu gelangen. In Social-Media-Kanälen gab es unzählige Posts von verärgerten Fans, die stundenlang in Schlangen auf Busse warteten und vor verschlossenen Toilettenhäuschen standen. Die LPGA Tour entschuldigte sich prompt, gestand die Fehlplanung ein und gelobte Besserung mit mehr Bussen und früher zu öffnenden Toren. Selbst US-Kapitänin Stacy Lewis war fassungslos: „Es ist enttäuschend.“ Am Samstag und Sonntag klappte es zwar besser, aber die ganz großen Massen, wie man sie von Solheim-Events der vergangenen Jahre kennt, waren nicht zu sehen - und ohrenbetäubender Lärm von den Rängen kaum zu hören.

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