Natur

Afriyea macht Golf zum Anker einer Schule für das Leben


28. August 2024 , Petra Himmel


| © Afriyea Golf Academy

Isaiah Mwesige ist online. Immer präsent. Ein Post nach dem anderen auf Instagram, auf LinkedIn. Der Mann macht seit einiger Zeit Ugandas Golf für Europa sichtbarer.

Genau genommen ist es dabei nicht Ugandas Golfszene insgesamt, die aus ungefähr 10.000 aktiven Spielern und rund 20 Golfanlagen besteht, die Isaiah Mwesige in den Fokus rückt, sondern die Afriyea Golf Academy. „Es ist die größte Golf-Akademie im Land“, erklärt ihr Gründer. Sie erreicht kontinuierlich mehr als 1000 Kindern. Direkt in der Akademie, die an den Toro Golfclub von Port Royal etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Kambala entfernt, angeschlossen ist, aber auch in entlegenen Gemeinden über Community Programme.

Mehr als nur ein Golfprogramm

Frühmorgens beginnt der Weg der Kinder und Jugendlichen hin zur Akademie in Port Royal: „Nein, ein Fahrrad ist nicht üblich“, erklärt Isaiah Mwesige der die Akademie 2020 gründete. „Die meisten kommen zu Fuß.“ Auch er ist täglich 14 Kilometer hin- und zurück zum Golfclub gegangen, um sein Geld fürs Essen und die Schule mit dem Sammeln und dem Verkauf von Golfbällen zu verdienen. Mwesige war mit 12 Jahren Waise, wurde von seinem Bruder aufgezogen.

Die Situation der Kinder, die sich täglich in der Akademie einfinden, ähnelt seiner eigenen. „Die meisten von ihnen kommen aus unterprivilegierten Familien“, erzählt er weiter. In der Afriyea Golf Academy erhalten Sie Golfstunden, Schulunterricht, Essen – aber auch Unterricht in Umweltschutz. „Wir verfolgen einen holistischen Ansatz, wollen den Kindern einen Weg in die Zukunft öffnen.“ Der Golfsport ist an dieser Stelle nur ein Vehikel in eine bessere Zukunft, die aus Wissen und Erziehung besteht.

Wer sich die Videos von den Golftagen in ländlichen Gemeinden jenseits der Akademie ansieht, die das Team der Afriyea Academy besucht, entwickelt eine Vorstellung davon, dass die europäische Sichtweise auf den Golfsport mit jener aus Uganda nur wenig gemein haben kann, weil einerseits die finanzielle Grundausstattung der Golfanlagen eine komplett andere ist, andererseits aber auch die Lebensumstände der Kinder. Das Thema Klimawandel ist dabei im Alltag schon deshalb viel präsenter, weil die Landwirtschaft in Uganda das Rückgrat der Wirtschaft ist und Familien sich mit Kleinerträgen durch die Monate bringen.

| © Golf Sustainable


Unterricht zum Thema Klimawandel

Ugandas wichtige Anbauprodukte wie Kaffee, Bananen und Mais sind durch unregelmäßige Niederschläge, steigende Temperaturen und die Verbreitung von Schädlingen bedroht. Die Bodenerosion durch starke Regenfälle nimmt zu und gleichzeitig wird das Wasser in vielen Regionen weniger. „Wenn ich für die Zukunft planen könnte, würde ich viel, viel mehr Bäume pflanzen“, träumt Isaiah Mwesige vor sich hin. „Die richtigen Bäume mit den richtigen Wurzeln, die hier bei uns in die Landschaft passen und hier auch überleben können.“

„Uns ist ein tiefes Verständnis von den Prozessen des Klimawandels wichtig“, setzt  er noch hinzu. „Wir wollen die jungen Leute in Sachen Umweltschutz unterrichten.“ Wohl wissend, dass nur eine intakte Umwelt am Ende den bis dato erreichten Wohlstand erhalten kann, geht Mwesige in der Academy unter anderem zwei große Themen mit seinen Schülern an: die Plastikverschmutzung und das Thema Bäume. Plastikmüll gilt in Afrika als großes Problem, vor allem die extrem dünnen Plastiktüten und Plastikflaschen sind allgegenwärtig. Plastik-Clean-ups sind für die Kinder der Golf-Akademie deshalb fast schon Standard. Sie finden regelmäßig statt, das Bewusstsein für die Problematik ist hier längst verankert.

Die Finanzierung all’ dieser Maßnahmen, die Verankerung des Golfsports als Instrument zur persönlichen Entwicklung von Kindern, ist möglich, weil sich inzwischen Förderer für die Akademie gefunden haben, zu denen auch der R&A in St. Andrews gehört. Patenschaften für einzelne Kinder sind allerdings genauso möglich.

Es ist seine persönliche Geschichte, die Isaiah Mwesige antreibt, das Programm der Akademie zu pushen. Vom Ballverkäufer stieg er irgendwann auf zum Caddy, dann fing er an sich um Hausmeisteraufgaben oder die Organisation des Kindertrainings zu kümmern. Mit Unterstützung der Mitglieder erreichte er einen Bachelor Abschluss in Agrarwissenschaften.

20 Jahre nach seinem ersten eigenen Ausflug auf den Golfplatz gründete er die Akademie, um anderen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeiten zu verschaffen, die er selbst durch den Golfsport gewann. Im Juli hat er bei seinem ersten Besuch der Open Championship über sein Programm berichtet. Es war sein erster Kontakt mit dieser internationalen Golfwelt, in der Millionenpreisgelder ausgeschüttet werden und der Preis für ein Logo-Shirt in etwa dem Monatseinkommen eines Arbeiters in einer der ländlichen Gegenden Ugandas entspricht. Wer mit Mwesige über solche Unterschiede spricht, spürt keinen Ärger, sondern einfach Enthusiasmus.  Die Aufmerksamkeit der Golfer aus Industriestaaten ist für das Sponsoring wichtig.Die Afriyea Academy in Uganda hat schon jetzt das Leben vieler Kinder mit Hilfe des Golfsports besser gemacht.