Menschen

Chi-Chi Rodriguez im Alter von 88 Jahren verstorben


9. August 2024 , Daniel Dillenburg


Die Waffe muss zurück in die Schwertscheide: Chi-Chi Rodriguez bei seinem legendären Jubel.
Die Waffe muss zurück in die Schwertscheide: Chi-Chi Rodriguez bei seinem legendären Jubel. | © Getty Images / PGA TOUR Archive

Mehrmaliger PGA-Tour-Sieger, World Golf Hall of Famer und für seinen legendären Schwertkampf-Jubel bekannt: Chi-Chi Rodriguez war drei Jahrzehnte lang einer der beliebtesten Golfer auf der Tour. Nun ist der Puerto Ricaner von uns gegangen.

„Die Leute kommen hierher und zahlen gutes Geld, um Golf zu sehen. Ich denke, sie verdienen etwas Besonderes, und das möchte ich ihnen geben.“ Diese Worte stammen von Juan Antonio „Chi-Chi“ Rodríguez und kein Zitat beschreibt den World Golf Hall of Famer aus Puerto Rico besser. Ein Showman, Philanthrop und dazu noch unfassbar guter Golfer, der trotz seines großen Ehrgeizes niemals die Menschen um sich herum vergaß. Am 8. August 2024 verstarb Rodriguez in Clearwater, Florida. Eine der schillerndsten Golf-Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte ist damit von uns gegangen.

Von Zweig bis Schwert

Rodriguez sah sich als Golfer und gleichzeitig Unterhalter. Immerhin zahlten Fans ihr hart erarbeitetes Geld, um Spieler wie ihn golfen zu sehen. „Chi-Chi“, wie er nur genannt wurde, wusste, wie es sich anfühlt, mit ganz wenig Geld zu leben. In ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen verdiente er sich als Kind sein Geld als Wasserträger auf einer Zuckerplantage. Eines Tages verirrte sich der kleine Juan auf einen Golfplatz. Als er sah, dass die Caddies mehr Geld verdienten als er, beschloss er, selbst Caddie zu werden. Es war der erste kleine Schritt einer Golfkarriere, die mit acht PGA-Tour-Siegen und 22 Titeln auf der PGA Tour Champions endete.

Schnell wollte Rodriguez selbst zu Schlägern greifen. Doch für die hatte er kein Geld. Also improvisierte er. Ein Zweig von einem Guavenbaum musste reichen. Als Golfball hielt eine Metalldose her. Das Talent brachte er mit und so schoss er bereits im Alter von zwölf Jahren seine erste 67. Das golferische Können gepaart mit seinem unverkennbaren Hut und einer ordentlichen Portion Charisma stieß auf große Beliebtheit bei den Fans.

Am meisten liebten sie Rodriguez Jubel. Zuerst stülpte der Südamerikaner bei Birdie oder Eagle seinen Hut über das Loch. Doch als er gehört hatte, dass sich seine Mitspieler über diese Nummer beschwert hatten, musste etwas Neues her: Er erfand den legendären „Toreador-Tanz“, bei dem er sich vorstellte, dass der Ball ein Stier und sein Putter ein Schwert sei. Die Menge tobte und feierte ihren golfenden Schwertkämpfer, der sich als Showman verstand und ein Menschenfänger war.

Drei Legenden unter sich: Lee Trevino, Arnold Palmer und Chi-Chi Rodriguez.
Drei Legenden unter sich: Lee Trevino, Arnold Palmer und Chi-Chi Rodriguez. | © Getty Images / PGA TOUR Archive


Zwischen 1963 und 1979 gewann der Mann auf dem Bild rechts seine acht Titel auf der PGA Tour. Ab 1985 ging es auf die PGA Tour Champions, wo er unter anderem zwei Majors holte. Bis heute konnten nur sechs Spieler mehr Senioren-Events gewinnen als Rodriguez. Verdientermaßen wurde er mit Preisen und Ehrungen überschüttet: Bob Jones Award, Old Tom Morris Award, Byron Nelson Award. Rodriguez erhielt sie alle. Und 1992 wurde er dann auch noch in die World Golf Hall of Fame aufgenommen – die höchste aller Ehrungen.

Der wahrscheinlich schönste Moment seines Lebens war aber seine Begegnung mit Mutter Teresa. Diese inspirierte ihn dazu, selbst anderen zu helfen. Auf dem Glen Oaks Golf Course in Clearwater, Florida, gründete er die Chi-Chi Rodriguez Youth Foundation, um jungen Menschen, häufig Opfern von Missbrauch, über das Golfspiel wieder Selbstvertrauen und Freude im Leben zu geben. Freude war es, die kaum jemand auf dem Golfplatz so sehr ausstrahlte wie Chi-Chi, dem ersten Puerto Ricaner in der World Golf Hall of Fame. Ruhe in Frieden.