Olympia
Mike und Henry - die Caddies der Deutschen
31. Juli 2024 , Redaktion Golf.de
Ein Caddie trägt nicht nur die Tasche. Er ist Berater, Motivator, Herr der Distanzen, Grün-Leser und noch so viel mehr. Diese beiden Herren tragen die Bags des deutschen Duos bei Olympia in Paris – und sie haben so viele Geschichten zu erzählen.
An diesen Tag im Juni 1996 erinnert sich Mike „Sponge“ Waite noch genau. Auf Le Golf National gewann Robert Allenby die Open de France im Stechen gegen einen gewissen Bernhard Langer. Als Caddie am Bag des Australiers: Michael Waite. In diesen Tagen ist Waite wieder auf dem Pariser Platz unterwegs. Bei Olympia 2024 trägt der 59-jährige Neuseeländer die Tasche von Matti Schmid. Der ist froh, dass er einen so erfahrenen Mann an seiner Seite hat. „Es ist immer sehr wichtig, dass er an meiner Tasche ist. Er kennt sich nicht nur super aus hier, sondern ist ruhig und entspannt. Ihn stresst überhaupt nichts“, so Schmid über seinen ständigen Begleiter.
„Ich war selbst nie gut genug, um Profi zu werden. Also entschied ich mich für die zweitbeste Möglichkeit und habe jetzt einen Platz in der ersten Reihe, um die Besten der Welt zu sehen“, sagt der sympathische Mike aus Auckland, der mit Frau und drei Kindern (22, 19 und 16) an der australischen Gold Coast lebt. So wirklich oft ist er in diesen Tagen nicht zu Hause. Aktuell steht Olympia an. Er liebt die Stimmung bei diesem größten Sportspektakel der Welt. Im Beachvolleyball-Stadion am Eiffelturm war er schon. „Eine sehr coole Atmosphäre“, obwohl es mit Temperaturen deutlich über der 30-Grad-Marke sehr heiß war.
Seine Special Moments im Golf? Als er das erste Mal die 70 geknackt hat als Spieler (HCPI 5) und 2005 als Caddie. Damals gewann Michael Campbell die US Open auf Pinehurst No. 2. Beim Neuseeländer am Bag? Dessen Landsmann Mike Waite. Er ist einer der besten seiner Zunft, trug schon die Taschen von Lee Westwood, Adam Scott und K.J. Choi. Mit Olympia kennt sich „Sponge“ aus: 2016 war er in Rio Caddie des Niederländers Joost Luiten.
Impressionen vom Mittwoch
Jetzt also Matti Schmid. „Er ist ein so guter und höflicher Junge – auf und nebem dem Golfplatz. Es macht riesig Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er hart arbeitet, wie alle Deutschen. Es ist eine Freude, ihn auf seinem Weg nach oben begleiten zu dürfen“, sagt Waite. Was er über Deutschland und die Deutschen weiß? „Ich mag deutsches Essen. Und sie sind sehr pünktlich. Das mag ich, denn ich komme auch nie zu spät.“ In Paris kennt er sich aus, war schön öfter in der Stadt der Liebe. „Es ist immer wieder schön, hierherzukommen. Hoffentlich spielt Matti gut und kann sich eine Medaille holen.“
Mit olympischem Edelmetall wieder nach Hause fahren. Das wäre auch das große Ziel von Stephan Jäger. Er ist der zweite Deutsche im Feld von Paris 2024. Sein Caddie? Henry Diana. Er läuft „Sponge“ öfter auf der Tour über den Weg. „Ein guter Typ. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Er hat so viel Erfahrung. Definitiv einer der Besten“, so Diana. Der 55-Jährige war selbst ein sehr talentierter Spieler an der University of Alabama, die einige Top-Stars wie Justin Thomas hervorgebracht hat. Diana versuchte sich auf der Korn Ferry Tour, der große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.
Tee Times > > >
Auch Henry Diana war schon mit zahlreichen bekannten PGA-Tour-Pros als Caddie unterwegs. Darunter mit Tom Hoge, Bill Haas, Ben Crane und Charles Howell III, der er die längste Zeit begleitete, eher er 2024 an die Seite von Stephan Jäger wechselte. „Henry ist seit Hawaii, also seit Anfang 2024, an meinem Bag. Er ist sehr erfahren und seit 20 Jahren auf der Tour. Mit Hoge hat er Pebble Beach gewonnen. Er ist ein super solider Caddie“, freut sich Jäger über die Unterstützung seines Caddies in Paris, der 1999 durch einen Freund die Seiten gewechselt hatte.
Und warum jetzt mit Jäger? „Ich denke, wir hatten einen guten Start in der Saison 2024, fast einen Lauf, verstehen uns gut und arbeiten zwar erst kurz, aber sehr erfolgreich zusammen“, so Diana. Für ihn sind es die ersten Olympischen Spiele und er genießt es, in Paris mit den besten Athleten der Welt zusammen zu sein. „Das ist sehr speziell und eine großartige Erfahrung.“ Jäger ist der erste Deutsche, mit dem Henry Diana arbeitet. Was er über Deutschland denkt? „Eine großartige Kultur. Man sieht das an Stephan, er ist ein harter Arbeiter, diszipliniert und geht absolut professionell an dieses Spiel heran. Das imponiert mir.“
Und was sagt Diana nach der ersten Proberunde am Mittwoch? „Ein großartiger Platz. Das Olympische Komitee kann sich glücklich schätzen, so einen Bühne bieten zu können. Ich hoffe sehr, dass Stephan sich in Position bringen und eine Chance auf eine Medaille erarbeiten kann.“ Das sei schwer, weil die Besten der Welt nach Paris gekommen sind, um sich am Sonntag in die Geschichtsbücher eintragen zu können. Das Podium hinter dem 18. Grün steht bereit, die Fahnenmasten ebenso. Noch weht keine Flagge, aber der Neuseeländer Waite und der US-Amerikaner Diana hätten nichts dagegen, wenn es am Sonntag die Farben Schwarz, Rot und Gold wären, die auf Le Golf National gehisst werden.