Olympia

Das fünfte Major des Jahres


23. Juli 2024 , Thomas Kirmaier


Für viele ist Olympia DAS Sporthighlight schlechthin. Inzwischen ist das auch für zahlreiche Golfer so. © Annice Lyn/Getty Images
Für viele ist Olympia DAS Sporthighlight schlechthin. Inzwischen ist das auch für zahlreiche Golfer so. © Annice Lyn/Getty Images

Das olympische Turnier ist für zahlreiche Golferinnen und Golfer im Ranking ganz weit oben angesiedelt. Das war nicht immer so.

Es gibt so Dinge, die brauchen einfach ihre Zeit. Ein guter Wein muss reifen, ehe er sein volles Aroma entfaltet. Manche Menschen werden mit den Jahren immer weiser und klüger. Okay, das gilt vielleicht nicht unbedingt für alle Politiker, aber in anderen Branchen gewinnen Firmen-Bosse immer öfter die Erkenntnis, dass du Erfahrung nicht bezahlen kannst. So ähnlich ist es mit Golf bei den Olympischen Spielen. Was 2016 mit den Wettkämpfen in Rio begann, hat sich inzwischen sehr positiv entwickelt, was das Image des Golfsports unter den fünf Ringen betrifft.

Als der kleine, weiße Ball vor acht Jahren erstmals nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in die Olympische Familie aufgenommen worden war, gab's hier und da noch Bedenken. Wie wird das werden mit Golf beim größten Sportereignis der Welt? Sind Majors und andere Big Events wie Ryder oder Solheim Cup in der Stellenwerts-Rangliste nicht deutlich höher zu hängen als Golf bei Olympia? So mancher Athlet befand es anfangs so gar nicht erst für nötig, für sein Land aufzuteen, obwohl er sich qualifiziert hätte. Golf lief da zeitweise Gefahr, sein altes Image des Elitären leider voll und ganz zu erfüllen.

Während Schwimmer, Turner oder Reiter jahrelang für dieses eine Ziel Olympia trainierten, gab es Aussagen von Golfern, die Athleten aus anderen Disziplinen so gar nicht verstehen konnten. So langsam scheint sich das Blatt aber zu wenden. Die Top-Golfer dieser Welt haben verstanden, was es heißt, einmal dabei gewesen zu sein beim Sport-Highlight schlechthin. Olympia ist auch für Golfer ein Happening, das man nicht nur gesehen haben sollte. Wer einmal dabei war und für Land und Leute zu Hause alles gegeben und vielleicht sogar eine Medaille gewonnen hat, wird das so schnell nicht wieder vergessen. Olympia ist nicht nur ein Sportevent, Olympia ist eine Einstellung, Emotionen und Ehre. Hier geht es nicht ums Geld, sondern um ewigen Ruhm und unvergessliche Erlebnisse.

Golf-Medaillengewinner seit Rio 2016

Gold in Paris 2024: Lydia Ko aus Neuseeland. © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Esther Henseleit aus Deutschland. © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Xiyu Lin aus China. © DGV/Kirmaier
Gold in Paris 2024: Scottie Scheffler/USA © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Tommy Fleetwood aus Großbritannien © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Hideki Matsuyama aus Japan © DGV/Kirmaier
Gold in Tokio 2021: Nelly Korda aus den USA © Stan Badz/IGF
Silber in Tokio 2021: Mone Inami aus Japan © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: Lydia Ko aus Australien © Stan Badz/IGF
Gold in Tokio 2021: Xander Schauffele aus den USA © Ben Jared/IGF
Silber in Tokio 2021: Rory Sabbatini (Slowakei) © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: C.T. Pan aus Taiwan © Ben Jared/IGF
Gold in Rio 2016: Inbee Park aus Südkorea © Warren Little/IGF
Silber in Rio 2016: Lydia Ko aus Neuseeland © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Shanshan Feng aus China © Warren Little/IGF
Gold in Rio 2016: Justin Rose aus England © Chris Condon/IGF
Silber in Rio 2016: Henrik Stenson aus Schweden © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Matt Kuchar aus den USA © Warren Little/IGF

Daher ließen in den vergangenen Tagen und Wochen zahlreiche Top-Golfer mit Aussagen aufhorchen, die genau diese These unterstützen. Es sind nicht irgendwelche Stars der Szene, sondern die ganz Großen, die das Event 2024 in Paris quasi in den Olymp ihres Jahreskalenders emporheben – wie folgende Statements bestätigen:

Nelly Korda, Goldmedaillengewinnerin in Tokio 2021: „Als ich oben auf dem Podium stand, die Fahne sah und die Hymne für mich lief, hat mich das emotional so sehr bewegt. Das waren Gefühle, wie ich sie noch nie zuvor in meiner Karriere erleben durfte. Es ist einfach eine riesengroße Ehre, Olympionike zu sein und bei diesem Wettkampf dabei sein zu dürfen. Ich bin wirklich richtig aufgeregt, die USA bei Olympia erneut vertreten zu dürfen.“

Ludvig Aberg, Schweden: „Das Erlebnis, für dein Land spielen zu dürfen, hat sehr stark etwas mit Stolz zu tun. Ich glaube, es wird eine Erfahrung werden, die nur schwer zu toppen sein wird. Du willst dich selbst und vor allem dein Land so erfolgreich repräsentieren wie nur irgendwie möglich.“

Carl Yuan, China: „Es ist das Ziel eines jeden Athleten, für sein Land bei Olympia zu spielen. Vielleicht ist man am Tee genauso nervös wie bei anderen Turnieren, aber Golf bei Olympia spielen und sein Land vertreten zu dürfen, ist definitiv etwas ganz Besonderes.“

Tommy Fleetwood, England: „Olympia ist das aufregendste und größte Sportspektakel überhaupt. Für mich sind die Olymischen Spiele die reinste Form von Sport.“


Ruoning Yin, China: „Bei den Olymischen Spielen dabei zu sein und für mein Land spielen zu dürfen – das war immer mein Traum. Ich glaube, es gibt keine Worte, die nur irgendwie ausdrücken könnten, was mir das bedeutet. Ich glaube, es wird eine supercoole Veranstaltung und ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass ich das in diesem Jahr für mein Land erleben darf.“

Guido Migliozzi, Italien: „Es ist immer eine große Ehre, als Vertreter Italiens dabei zu sein. Es wird ein tolles Erlebnis werden, gemeinsam mit Matteo Manassero für unsere Farben zu spielen. Diesen besonderen Moment und dieses großartige Event mit ihm teilen zu dürfen, wird ein großes Vergnügen sein.“

Gavin Green, Malaysia: „Es ist ein riesengroßes Privileg und eine große Ehre, Malaysia bei den Olympischen Spielen vertreten zu dürfen. Ich hoffe, ich werde noch öfter die Chance bekommen, Golf bei Olympia spiele zu dürfen. Das würde mich sehr gefallen, denn das olympische Golfturnier ist so etwas wie ein fünftes Major im Jahr.“

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