Golfbiodivers
Gemeinsam für mehr Biodiversität
10. Juli 2024 , Arne Bensiek
Im Rahmen einer Biodiversitätskonferenz des Deutschen Golf Verbandes (DGV) im Golf Club Würzburg wird die zentrale Frage diskutiert, wie Artenvielfalt auf Golfanlagen weiter gesteigert werden kann.
Bei der Biodiversitätskonferenz des Deutschen Golf Verbandes (DGV) im Golf Club Würzburg Ende Juni kamen zahlreiche Clubpräsidenten und Umweltbeauftragte von Golfanlagen aus Nordbayern zusammen. In Fachvorträgen des DGV, des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) sowie des Unternehmens „Fair’N Green“ erfuhren die Teilnehmer, welche Ansätze und Kooperationen zur Verbesserung der Biodiversität auf Golfplätzen sinnvoll sind.
Würzburgs Clubpräsident und DGV-Vize-Präsident Bernhard May gab den mehr als 30 Teilnehmern Einblicke darin, wie ab 1984 durch den Bau des Golfplatzes aus einer kargen Landwirtschaftsfläche ein wertvoller Lebensraum für unzählige Arten geschaffen wurde. Mehrfach schon wurde der GCW für seine Maßnahmen im DGV-Programm Golf&Natur mit Gold ausgezeichnet. „Die Bereiche, die nicht Fairwaymitte sind, haben Golfer lange ignoriert“, sagte May. Inzwischen genieße das Thema Natur deutlich mehr Aufmerksamkeit. „Die Entwicklung, die wir vor der Nase haben, wird anstrengend, bietet den Golfanlagen aber auch Chancen.“ Wichtig sei, dass die Golfclubs mit ihrem Engagement für Biodiversität die Öffentlichkeit erreichen.
Mit von der Partie bei der Biodiversitätskonferenz war auch Marc Sitkewitz vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Er warb für Kooperationen zwischen Golfclubs und Umweltverbänden. Golfplätze hätten großes Potenzial zur Förderung bedrohter Arten. Der LBV unterstützt Golfclubs bei der Umsetzung von Artenschutzprojekten und verleiht ihrem Engagement zusätzliche öffentliche Anerkennung. „Die Zusammenarbeit mit uns gibt ihrem Engagement in der Öffentlichkeit noch einmal eine höhere Wertigkeit“, so Sitkewitz, der die LBV-Geschäftsstelle Unterfranken leitet.
Paul Swiderek und Gerrit Zehrer von Fair’N Green boten ebenfalls Unterstützung an. Ihr Unternehmen, das auf die Aufwertung von Weinanbauflächen spezialisiert ist, möchte auf Golfplätze expandieren. „Golfplätze sind so strukturreich, dass sie sich für den Artenschutz besonders eignen“, unterstrich Swiderek. Sein Unternehmen entwickle Biodiversitätskonzepte im Dialog und helfe bei der Umsetzung und Pflege.
Dass viele Golfclubs bereits Maßnahmen umsetzen, betonte Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt & Platzpflege beim DGV. Das Ziel der Golfanlagen müsse es sein, energieautark und – wenn möglich – auch wasserautark zu werden. Auf vielen Golfplätzen sei in den vergangenen Jahren in den Bau von Speicherteichen investiert worden. Der Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne habe kürzlich eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen, die den gesamten Strombedarf der Anlage decke. Schon heute verzichte der Golfclub Starnberg aus Überzeugung auf jegliche Pflanzenschutzmittel.
„Sie alle stehen im gegenseitigen Wettbewerb um Mitglieder, aber beim Artenschutz sind wir nur gemeinsam stark“, richtete DGV-Auditor Dr. Gunther Hardt an die Clubfunktionäre. Programme wie GolfBiodivers, Golf&Natur, Lebensraum Golfplatz oder der Blühpakt Bayern hätten positiven Einfluss auf die Wahrnehmung von Golfanlagen. „Das ist amtlicher Naturschutz, das schafft uns Freiräume“, so Hardt.
Anschließend wurde das Projekt GolfBiodivers von der DGV-Nachhaltigkeitsmanagerin Felicitas Bartsch in seinen Grundzügen vorgestellt: 32 Golfanlagen, vier universitäre Partner, 2,7 Millionen Euro Finanzvolumen, sechs Jahre Laufzeit. „Nach der Monitoring-Phase werden 32 weitere Anlagen ins Programm aufgenommen, die von den Erkenntnissen profitieren und in ihrem Artenreichtum aufgewertet werden sollen“, so Bartsch. GolfBiodivers verfolge letztlich das Ziel, geeignete Maßnahmen für alle Golfplätze aufzuzeigen. Passend dazu lieferte Dr. Michael Kollmair, Umweltbeauftragter des Golfclub Erding-Grünbach, erste Erfahrungen aus einem Club, der an GolfBiodivers teilnimmt: verändertes Mähregime, Definition von Aufwertungsflächen, Aussaat von einjährigen und zweijährigen Blühpflanzen. Alles geschehe in Abstimmung mit Wissenschaftlern der TU München. „Das Projekt bedeutet eine Menge Arbeit, aber es ist spannend, die Veränderungen mitzugestalten“, sagte Kollmair.
Zum Abschluss der Veranstaltung führten Head-Greenkeeperin Jacqueline Siegel und Umweltbeauftragter Marius Cazan die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Golfplatz des Golf Club Würzburg. Sie zeigten Blühstreifen, Magerrasenflächen und Streuobstwiesen.
Um die Biodiversität und Artenvielfalt auf Golfanlagen stetig zu verbessern, sollen im Rahmen des Projektes GolfBiodivers innerhalb der nächsten Jahre zusätzlich mehrere lokale Vernetzungsveranstaltungen teilnehmender Golfclubs stattfinden. Hierbei soll die Möglichkeit zum Austausch und zur Anregung zum Thema Biodiversität auf Golfanlagen geschaffen werden.