The Am
Glawe startet stark
17. Juni 2024 , Stefan Bluemer
Die 129. R&A Amateur Championship ist auf dem Weg. Auf den beiden Plätzen des Ballyliffin GC spielen die insgesamt 288 Teilnehmer, darunter zehn Deutsche, ihre erste von zwei Runden der Zählspielqualifikation. Wolfgang Glawe vom GC Mannheim-Viernheim ist zunächst der beste Deutsche und geht von Platz fünf in die zweite Runde.
Donegal/Irland – Wenn es ein Turnier im Welt-Amateur-Golfsport gibt, bei dem Tradition bei jedem Atemzug zu erleben ist, dann ist es dieses: die vom R&A veranstaltete Meisterschaft, die sich schlicht „The Amateur Championship“ nennt und damit fast einen Anspruch erhebt, das einzige Turnier seiner Art zu sein. Ist es natürlich nicht, aber eben das älteste seiner Art. 2024 wird bereits die 129. Auflage ausgetragen.
Connor Graham drückte dem ersten Tag der Zählspielqualifikation der 129. Amateur Championship in Ballyliffin ein flottes Tempo vor.
Der 17-jährige Schotte, der im vergangenen Jahr mit nur 16 Jahren der jüngste Teilnehmer am Walker Cup war und 2022 die R&A Junior Open gewonnen hatte, knallte trotz schwierigen Bedingungen eine fabelhafte 65 (-6) auf den Old Course. Der Schotte hat damit zunächst einen Schlag Vorsprung auf Jose Luis Ballester. Der hoch eingeschätzte Spanier, der im vergangenen Jahr Europameister der Amateure war und 2019 bei der Boys' Amateur Championship des R&A den zweiten Platz belegte, beendete seine Runde vielversprechend mit Birdie-Eagle. Auf Loch 4 hatte der 20-Jährige einen Putt aus 40 Metern Entfernung gelocht. Ballester hat ein namhaftes Vorbild. Sergio Garcia gewann 1998 die Amateur Championship und dessen Vater Victor trainiert das Talent von der Arizona State University.
Bob van der Voort gelang mit zwei unter Par 70 die beste Auftaktrunden auf dem zweiten Platz, dem anspruchsvollen Glashedy Links. Der Niederländer war der beste Akteur auf Glashedy und steht damit zunächst auf Rang zehn.
Glawe auf T5
Aus deutscher Sicht war der erste Wettkampftag eher schwierig.
Wolfgang Glawe vom GC Mannheim-Viernheim war mit einer 68 (-3) auf dem Old Course gut unterwegs und notierte immerhin fünf Birdies. Nachdem er auf der Front Nine noch auf den Löchern 2 und 5 Bogeys gespielt hatte, hielt er anschließend seine Scorekarte sauber.
„Ich bin sehr wacklig in die Runde gestartet aber habe mich echt gut gefangen und viele Putts gelocht. Ich hatte heute nicht meinen besten Tag vom ball striking her, habe aber immer die richtigen Seiten am Grün getroffen, um somit leichte up-and-downs zu machen. Die Bedingungen machen es nicht einfach, aber ich freue mich auf den morgigen Tag mit hoffentlich besserem ball striking“, analysierte der ehemalige Jugend-Nationalspieler seinen Start in dieses Turnier.
Even Par
Tiger Christensen, der ja auch schon bei The Open mitspielen konnte, hatte einen soliden Start. Auf dem Old Course hielten sich bei dem Falkensteiner Bogeys und Birdies die Waage, so dass am Ende eine 71 und der 34. Platz standen.
Laurenz Schiergen musste in seiner Auftaktrunde auf Glashedy Links spielen und hielt sich dort mehr als achtbar. Der Youngster des GC Hösel startete mit einem Doppelbogey, ließ sich davon aber nicht beeindrucken und brachte mit drei Birdies und zwei Bogeys eine gute 73 (+1) ins Recording. Besser waren auf dem schwereren Platz nur zehn Kontrahenten um den Einzug in die Matchplays.
Brutale Bedingungen
Bundestrainer Christoph Herrmann war am Abend des ersten Turniertags von den Anforderungen, die Platz und Wetter stellen, sichtlich gezeichnet: „Mich macht diese Links-Kurs-Spielerei brutal fertig. Meist schneidender Wind, der Regen kommt quer oder es nieselt die ganze Zeit. Damit haben wir uns am ersten Tag durchaus insgesamt nicht leicht getan. Wir sind hier mit Athleten am Start, die wirklich ziemlich gut in Form sind, wie sich an verschiedenen Stellen zeigt. Und doch sind diese Bedingungen dann immer wieder eine Herausforderung für uns, die wir das eben nicht ganz so gewöhnt sind. Hier spielt jetzt die Generation, die in Corona-Zeiten gar nicht auf der Insel war. Daher fehlt eine gewisse Grunderfahrung, die wir aber, da bin ich zuversichtlich, jeden Tag sammeln. Von Proberunde zu Proberunde und im Turnier wird es langsam immer besser. Deswegen glaube ich, ist auch durchaus eine Steigerung möglich.“
Die Selektion ist bei diesem großen Feld enorm und die Leistungsdichte macht jeden Fehler sehr teuer. Tom Haberer musste an einem Loch acht Schläge notieren und fiel damit im Klassement spontan um über 100 Ränge zurück. „Das zeigt, wie eng dieses Feld ist. Wir müssen schauen, dass da heute noch ein paar Leute in die Nähe der Cutline kommen und dann entweder in die vorgeschaltete „nullte Runde“ oder in die erste Matchplay-Runde aufsteigen. Wolfgang Glawe hat in letzter Zeit unauffällig agiert hat, aber ist jetzt hier wirklich toll gestartet. Ich wünsche ihm, dass er weiter so gut durchzieht. Auch Laurenz Schiergen ist ordentlich dabei. Wir hoffen, dass Tim Wiedemeyer und auch Tom Haberer noch gut ins Turnier reinfinden und weiterkommen. Es bleibt windig und kalt mit etwas weniger Regen, aber die Bedingungen sind linksmäßig und genau so soll es dann sein. Wir freuen uns, dass wir ein ganz cooles Turnier bestreiten dürfen.“
Geschichte
The Amateur Championship ist eines der größten und prestigeträchtigsten Turniere der Welt und wurde erstmals 1885 in Hoylake ausgetragen. Damals traten 44 Spieler aus 12 Clubs an.
Einige der größten Namen des Golfsports haben bei früheren Auflagen triumphiert, darunter Bobby Jones, Sergio Garcia und José María Olazábal. Der Sieger des Turniers, bei dem zunächst 288 Spielern zwei Runden im Zählspiel die 64 Akteure ausspielen, die anschließend im Match Play um den Sieg weiter gehen, sichert sich die Startberechtigung für die The Open und die U.S. Open. Zudem bekommt der Sieger traditionell eine Einladung zum Masters nach Augusta.
Must Play
Der Ballyliffin GC, wo Rory McIlroy einst den Platzrekord hielt, gilt bei dem Nordiren als "Must Play". Es ist erst der vierte irische Golfplatz, auf dem dieses Traditionsturnier stattfindet. Zuvor waren auf der grünen Insel Royal Portrush, Royal County Down und Portmarnock Gastgeber für die besten Amateure der Welt.
Der Club verfügt über zwei Championship-Golfplätze und liegt an der Nordspitze Irlands in der Grafschaft Donegal, wo die umliegenden Berge und hoch aufragenden Sanddünen eine herrliche Kulisse bilden.
Das Gelände liegt direkt an der Atlantikküste, so dass der Wind, der von Westen über den Ozean kommt, zuletzt in Kanada Land gesehen hatte.
Die Irish Open der Damen wurden 1998 auf dem Platz ausgetragen. 2018 waren dann die Herren zu Gast.
Die 66, die Rory McIlroy 2006 als Platzrekord gespielt hatte, ist inzwischen durch drei Runden mit jeweils 65 Schlägen unterboten.
Landschaft
Beide Plätze in Ballyliffin bieten viele landschaftlich reizvolle Löcher. Herausragend ist Loch 13 auf dem Glashedy Links. Das Loch trägt den sprechenden Namen Bun a'Chnoic (Bottom of the Hill). Auf dem 571 Meter langen Par-5-Loch spielen die Golfer zwischen den Dünen bergauf, wobei Bunker an den Landezonen auf beiden Seiten des Fairways sowie hinter dem Grün platziert sind. Wie bei jedem Links-Course spielen auch in Ballyliffin die Windverhältnisse eine wichtige Rolle - das gilt insbesondere für Loch 7, ein steil abfallendes Par 3 mit einem Grün, das rundherum von Bunkern umgeben ist und bei dem auf der rechten Seite auch noch Wasser droht.
Fast 400 Hektar Dünenland sind beim nördlichsten Golfclub Irlands großzügig mit dem Layout für die beiden Plätze verplant worden.