Natur

Heide-Renaturierung - ein Fall für Könner


11. Juni 2024 , Petra Himmel


Sunningdale Golf Club und Heidefläche an Bahn 18 des GC Lohersand
Sunningdale Golf Club und Heidefläche an Bahn 18 des GC Lohersand | © P. Himmel

Was auf den ersten Blick optisch so faszinierend schön aussieht, entpuppt sich für den Golfer schnell als ein Problem, sobald der Ball darin verschwindet.

Die Heide jenseits der Spielbahnen erweist sich als widerspenstig. Nicht nur, dass der Ball hier auf unangenehme Weise zwischen den zarten Blättern und Blüten schnell verschwindet, einmal entdeckt, lässt er sich aus dem hartnäckigen Gewächs auch nur schwer herausspielen. Trotz dieser Probleme aber ist eines sicher: Heide und Golf – das ist eine besondere Beziehung. Die Kombination steht für ein besonderes Spielerlebnis. Die Pflanze gilt als ein markantes Kennzeichen für einige der bekanntesten Golfplätze weltweit. Wenn im Sunningdale Golf Club in London die Heide blüht, ist das Erlebnis für den Golfer beeindruckend. Speziell in der Gegend von Surrey in England, gelten sogenannte Heathland-Plätze, also Plätze mit Heide, als echte Klassiker.

Neuansaat auf norddeutschen Plätzen

In Schleswig-Holstein sind die Golfplätze vielleicht nicht so berühmt und bringen nicht ganz so viel Historie mit – was das Thema Heide anbelangt, ist man in Deutschlands nördlichstem Golfverband aber bestens aufgestellt und bringt ein hohes Maß an Erfahrung mit. Egal ob Saatgutübertragung, Neuansaat oder Pflege von Heideflächen – in all‘ diesen Bereichen sind verschiedene Clubs und ihre Greenkeeper aktiv.

Wer Heide entwickelt, braucht Geduld, sagt zum Beispiel Christian Steinhauser, der im Vorstand des Greenkeeper Verbandes Deutschland sitzt und selbst Erfahrung mit der Entwicklung von Heideflächen mitbringt. „Angesäte Flächen brauchen bis zu fünf Jahre, bis sie sich gut entwickelt haben. Für die Mitglieder sieht das oft erst einmal nach wenig aus,“ stellt er fest. So mancher Club setzt deshalb auf eine Mischform – ein Teil der Fläche wird mit Pflanzen besetzt, ein Teil eingesät.

Die Auswahl des Saatgutes ist dabei ein schwieriges Thema: Regional sollte es sein, je lokaler, desto besser. Die sogenannte Saatgutübertragung, bei der aus Heideflächen aus der eigenen Region gedroschenes Saatgut gekauft und dann an benachbarter Stelle wieder ausgesät wird, ist der Idealfall. Hier setzen die Golfanlagen aus Schleswig-Holstein durchaus auch auf Nachbarschaftshilfe. So entstanden die kleinen Heideflecken, die sich inzwischen an den Fairways des Golf Club Am Donner Kleve bemerkbar machen aus dem Saatgut des GC Lohersand, der als Deutschlands Golfanlage mit der größten Heidefläche gilt.

Im GC Gut Grambek geht Greenkeeper Christian Dunn andere Wege: Hier ist die Anlage von Heideflächen gerade in der konkreten Planung. Das Saatgut stammt in diesem Fall von einem kleinen Flugplatz direkt in der Nähe, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sich die Pflanzen in der neuen Umgebung gut entwickeln.

Entkusseln als Standardprogramm

Einmal angelegt, wächst die Heide keineswegs einfach vor sich hin. Vielmehr erfordern Heideflächen Pflege, da die Flächen ansonsten vergrasen oder verbuschen. Auch Nährstoffeinträge aus der Luft können dazu führen, dass etwa das Pfeifengras oder die Drahtschmiedel angesiedelt werden und die Heidepflanzen, meist Besen- oder Glockenheide verdrängen.

In diesem Fall sind die Greenkeeping-Teams oder freiwillige Helfer aus der Mitgliedschaft gefragt, die in regelmäßigen Abschnitten in die Heidebereiche geht und größere andere Pflanzen herausziehen. Entkusseln lautet der Fachbegriff für die aufwändige Arbeit. Auch die Landschaftspflege mit Heidschnucken oder Ziegen macht an dieser Stelle Sinn, da sich diese Tiere detailverliebt an den Gräsern oder Unkräutern zwischen den Heidepflanzen satt fressen.

In regelmäßigen Zeitabschnitten wird die Heide verjüngt, wobei speziell das gezielte Abbrennen von Besenheide eine altbewährte Methode ist. An dieser Stelle schüttelt Hartwig Klein, Headgreenkeeper im GC Lohersand mit Blick auf die unzähligen Bäume in der Nachbarschaft des Golfplatzes aber mit dem Kopf. Er mäht die Heide lieber stark herunter, wobei dann übrigens auch unzählige Bälle auftauchen, die hier oftmals Jahre überdauern. Sie werden weg gesammelt und die Heide kann sich neu entwickeln.

Hübsch sehen die Flächen dann nicht aus, weshalb Klein Wert darauf legt, die Heideflächen jeweils unterschiedlich zu verjüngen, sodass grundsätzlich große Bestände voll entwickelter Heide im Spiel sind.

Grundsätzlich gilt die Heide als wichtiger Lebensraum, der eine hohe Artenvielfalt ermöglicht. Eine Vielzahl von Tierarten kommt tatsächlich nur hier vor – sei es die Golfaugenspinne, die Ameisenwespe oder der Heideblattkäfer. Für den Golfer sind die Insekten mit dem bloßen Auge meist nicht erkennen. Das dichte Pflanzenwerk der Heide bietet ein perfektes Versteck – eben nicht nur für Golfbälle.