DM/IAM GMB

Gewitterabbruch in Leipzig


1. Juni 2024 , Christopher Tiess



Vorzeitiges Ende bei den IAM und DM der Golfer mit Behinderungen: Massive Gewitterzellen im direkten Umfeld des Golfpark Leipzig machen ein Weiterspielen unmöglich. Sieger gibt es dennoch.

Die zweite Turnierrunde der DM und IAM der Golfer mit Behinderungen hatte schon Tage vor dem Turnier eine kritische Wettervorhersage bekommen. Am Morgen sah es dann zwischenzeitig doch noch so aus, als würde zumindest ein guter Teil des Spielerfeldes die Runde ohne Blitze zu Ende spielen können. Am Ende kam es dann aber doch richtig dicke. Denn als sich plötzlich nur acht Kilometer vom Club entfernt eine Gewitterzelle bildete, musste das Turnier um 12:49 Uhr unverzüglich unterbrochen werden. 

>>>Hier geht es zu den Bildern des Tages<<<

Und obwohl die nähere Umgebung sich für kurze Momente immer wieder mal aufklarte, war die Tendenz zunehmend negativ. Massive Zellenbildung im Umfeld von Leipzig und dem Golfpark machten das Weiterspielen immer unwahrscheinlicher. Um 15:40 Uhr kam dann die endgültige Durchsage von Spielleiter Helmut Brockmann: Das Turnier wird abgebrochen. Als Grundlage für die Turnierwertung kann immerhin die erste der eigentlich zwei Runden herangezogen werden. Und tatsächlich wurden im Verlauf des Nachmittags über 2.000 Blitze gezählt.

Sräga holt sich den Titel zurück

Die Wertungen der vom Europäischen Behindertengolf-Verband (EDGA) anerkannten IAM der Golfer mit Behinderungen werden im Brutto-Zählspiel, Netto-Zählspiel, Netto-Stableford und in der Kategorie Rollstuhl ermittelt. Die Titel gehen dabei lediglich an die Siegerin sowie den Sieger im Brutto-Zählspiel. Hier konnte sich der Vorjahresmeister Mehmet Kazan (Türkei) mit 73 Schlägen (+1) knapp gegen Jonas Rother (GC Hof Hausen vor der Sonne; 74 (+2)) durchsetzen. Platz drei erspielte sich Philipp Ritzinger (Österreich) mit 77 Schlägen (+5). Kazan fasst seinen erneuten Erfolg in kurzen Worten zusammen: „Die Deutschen Internationalen Meisterschaften bringen mir viel Glück - ich gewinne oft hier. Und ich freue mich darüber jedes Mal.“

Für die Damenwertung stand bereits im Vorfeld fest, dass es zu keiner Titelverteidigung kommen wird, da die Vorjahresmeisterin Amelie Paloma González Podbicanin (GC Mannheim-Viernheim) nicht angetreten ist. Die Chance ließ sich Jennifer Sräga (GC Reischenhof) nicht entgehen und holte sich ihren Titel aus dem Jahr 2022 mit 84 Schlägen (+12) zurück. Sie freut sich über den Titelgewinn: „Ich bin sehr froh, dass ich den internationalen Titel zurückgewinnen konnte. Klar, die internationale Konkurrenz war jetzt nicht so stark. Aber ich bin stolz darauf und man muss ja auch erst einmal herkommen und die Grüns bezwingen.“

In der Netto-Stableford-Wertung, die mit insgesamt 20 Spielerinnen und Spielern stark vertreten war, setzte sich bei den Herren Karahan Yildirim (Türkei) mit 41 Nettopunkten souverän durch. Platz zwei geht nach erfolgreichem Kartenstechen an Anton Wisker (Mainzer GC) mit 31 Nettopunkten. Den dritten Platz erspielt sich Thomas Jandke (GC Abenberg). Die Netto-Stableford-Wertung der Damen entscheidet Stefanie Scholze (GC Bad Rappenau) mit 33 Nettopunkten für sich. Den zweiten Platz holt Merle Czekay (GC Schloss Breitenburg) mit 32 Nettopunkten vor Kerstin Schulze (GP Aschheim) mit 28 Nettopunkten.

Viel Edelmetall: Die Nationalmannschaft der Golfer mit Behinderung war erfolgreich.
Viel Edelmetall: Die Nationalmannschaft der Golfer mit Behinderung war erfolgreich. | © DGV/Tiess

Viele neue Deutsche Meister

Gleichzeitig werden unter den deutschen Athleten die Deutschen Meisterschaftstitel in den Kategorien „Arm“, „Bein“, „Blind“, „Mental“, „Rollstuhl“, „Gehörlos“, „Sonstige mit körperlicher Einschränkung beim Golfschwung“ und „Sonstige ohne körperliche Einschränkung beim Golfschwung“ ausgespielt. Gezählt wird nach Brutto Stableford. 

In der Kategorie Arm gibt es im Vergleich zum Vorjahr ein komplett neu besetztes Treppchen: Hier setzte sich Jonas Rother (GC Hof Hausen vor der Sonne) mit 34 BSP praktisch unangefochten durch. Die Kategorie Bein wurde vom Titelverteidiger René Schwenk (GC Rheintal) dominiert. Mit 29 BSP hat er sich einen deutlichen Vorsprung auf Klaus Mainberger (GC Maria Bildhausen; 22 BSP) erarbeitet. Der dritte Platz war wiederum hart umkämpft. Hier hat sich Karsten Andree (Maritim GC Ostsee) mit neun BSP knapp gegen Ralf Reintjes und Tassilo König durchsetzen können. 

Der Titel in der Kategorie Sonstige mit körperlicher Einschränkung im Schwung wurde von der Vorjahresmeisterin Jennifer Sräga erfolgreich verteidigt. 24 BSP hat sie in der ersten Runde erspielt. Dabei hatte sich vor allem Andreas Süli (GP Augsburg) mit seinen 21 BSP noch Chancen ausgerechnet und dementsprechend spielte er in der letztendlich abgebrochenen Runde zwei auf Angriff. Platz drei ging an Timo Thomann-Rompf (GC Barbarossa) mit 11 BSP. Einen Achtungserfolg erzielte Kilian Gietzelt vom GP Aschheim, der auf Bahn zwei aus etwa 150 Meter Entfernung seinen zweiten Schlag zum Eagle lochte.

Kuriosität für die Rollstuhl-Wertung

Die Kategorie Sonstige ohne körperliche Einschränkung war hart umkämpft und die Entscheidung viel im Kartenstechen. Am Ende konnte sich Lokalmatador Stefan Breidung (GP Leipzig) gegen Ludwig Reinhold (GP Rittergut Birkholz) durchsetzen. Beide haben in der ersten und einzigen Wertungsrunde 18 BSP gespielt. Platz drei geht an Jürgen Rausch (GC Kassel-Wilhelmshöhe) mit 13 BSP. In der Kategorie Mental verteidigt Nationalspieler Leon Thobe Biganzoli (GC Oberneuland) seinen Meistertitel mit 22 BSP vor Clemens Schmidt (Krefelder GC; 18 BSP) und Maxime Waldheim (GC Dillenburg; 17 BSP).

In der Kategorie Gehörlos kam es ebenfalls zu einem komplett neu besetzten Treppchen. Hier siegt Paul Neumann (Lausitzer GC) mit 30 BSP vor Tobias Köppl (GC Gäuboden; 24 BSP) und Gero Gertenbach (GC Gut Escheberg; 10 BSP). In der Kategorie Rollstuhl ist es kurioserweise dem Gewitter zu verdanken, dass es überhaupt einen neuen Deutschen Meister gibt. Denn der einzige Starter, Ulrich Estermann (GC Marienfeld), konnte die zweite Turnierrunde aufgrund eines Batterieschadens an seinem ParaGolfer gar nicht antreten und nur die notwendig gewordene Einkürzung der Ergebnisse auf Runde 1 ließ ihn aktiv im Turnier verbleiben. Die Kategorie Blind wurde mangels Teilnehmer nicht ausgespielt.

Als zusätzliche Sonderwertung wurde ein Startplatz zum ProAm für die Big Green Egg German Challenge powered by VcG ausgespielt. Zusätzlich zum Startplatz war ein ganzes Paket inklusive Übernachtung ausgeschrieben. Der Preis ging an Jonas Rother, der von allen deutschen Spielerinnen und Spielern die meisten Bruttopunkte erspielt hatte. Der Turnierabbruch war für das wettkampforientierte Feld im Übrigen ein hartes Brot. Lange haben die Athleten gehofft und gewartet, dass es doch noch weitergeht.

Jennifer Sräga fasst die Gefühls-Achterbahn der Teilnehmer zusammen: „Zu Beginn der Unterbrechung dachten wir: das wars. Zwischendurch wurde der Himmel dann hell und wir hatten die Hoffnung, dass wir es doch noch schaffen. Aber dann mussten wir solange warten und dann dachten wir, dass es vielleicht sogar ganz gut ist, das Turnier so zu beenden, anstatt mit Kaltstart rauszugehen und am Ende vielleicht trotzdem erneut abbrechen zu müssen.“