DM/IAM GMB

Golfbegeisterung à la Sachsen


31. Mai 2024 , Christopher Tiess


Mehmet Kazan (Türkei) ist voll auf Kurs Titelverteidigung. (Foto: DGV/Tiess)
Mehmet Kazan (Türkei) ist voll auf Kurs Titelverteidigung. (Foto: DGV/Tiess)

47 Athletinnen und Athleten spielen im Golfpark Leipzig um die Titel der 7. German International Disabled Championship sowie um die Deutschen Meisterschaften in sieben Kategorien.

Die siebte Ausgabe der German International Disabled Championship hat am 31. Mai 2024 im Golfpark Leipzig begonnen. Das Turnier wird in Union mit den Deutschen Meisterschaften der Golfer mit Behinderung ausgetragen. Neben den zahlreichen Titeln, die zur Disposition stehen, spielt das Teilnehmerfeld auch um einen ganz besonderen Preis: einen Startplatz für das ProAm bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG, das im September stattfindet. 

Das Stehauf-Männchen aus Berlin

Motivation und Begeisterung sind Eigenschaften, die in diesem Turnier besonders stark vertreten sind. Und allen voran ist es der Berliner Thomas Jandke (GC Abenberg), der eindrucksvoll schildert, wie ihn der Golfsport zugleich fordert und hilft. „Mir gefällt es, mich selbst zu messen. Ich spüre den Sport auf eine besondere Art, denn ich spiele dieses Spiel nur gegen mich selbst. Und in meiner Biografie, mit einer verkrüppelten Hand, Krebs, zwei Schlaganfällen und einer gebrochenen Wirbelsäule spielt das schon eine echte Rolle. 

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Ich habe viele Rückschläge erfahren, und doch zappelt die Motivation vor mir umher wie die Mohrrübe vor dem Esel. Ich habe eine irre Freude daran, besser zu werden. Und daran ändert keiner von diesen Schicksalsschlägen etwas. Denn diese Freude zu spüren, wenn man den Ball im Flug und damit in seiner vollen Schönheit erlebt, das ist unbezahlbar. So ein Gefühl hat man nicht in jeder Sportart. Genau das ist für mich ein Punkt, der mich immer wieder aufs Neue auf den Golfplatz treibt.“

Der Newcomer aus der Lausitz

Thomas Janke ist ein erfahrener Teilnehmer dieses Turniers. Für Paul Neumann vom Lausitzer GC hingegen ist die diesjährige Meisterschaft eine Premiere. Allerdings ist er durchaus erfahren, was Leistungs-Golfsport angeht: Neumann ist nämlich Mitglied im Deaf Golf Team Germany und damit Mannschaftskamerad von Allen John und Amelie Podbicanin. Im vergangenen Jahr nahm er so an den Europameisterschaften in Finnland sowie vor zwei Jahren an den Deaflympics in Brasilien teil. 

Er erklärt, was ihn an diesem Sport so fasziniert: „Ich spiele seit dem elften Lebensjahr Golf. Faszinierend ist für mich, dass der Sport in jedem Alter gespielt werden kann und man auf der ganzen Welt auf eine tolle Community trifft, die Menschen vereint. Darüber hinaus ist jeder Golfplatz anders aufgebaut und es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung. Das ist dieses Jahr meine erste Teilnahme bei den IAM und DM der Behinderten. Aber es wird bestimmt nicht meine letzte Teilnahme gewesen sein, denn es macht richtig Spaß, auch hier Spitzengolf erleben zu dürfen.“

Die engagierte Managerin

Eine alte Bekannte in der Geschichte der Meisterschaften im Behindertengolf ist Eva Zitzler, Immer wieder ist die engagierte Clubmanagerin an der Spitze der clubeigenen Initiative zu finden, wenn es um die Bewerbung für dieses Turnier geht. Sie erklärt den Grund dafür: „Ich finde dieses Turnier einfach toll. Der sportliche Fight, den diese Spieler gegen ihre Behinderung und gegeneinander führen, ist stark mit anzusehen. Darüber hinaus ist dieses Feld aber auch als Gast so herzlich und dankbar.“ 

Und sie führt fort: „Ich habe zudem auch gesehen, dass der Osten bei den großen deutschen Turnieren nicht wirklich vertreten ist. Und unser Golfplatz ist überwiegend flach und und wir haben ein hohes Maß an Barrierefreiheit. Da haben wir uns dann beworben. Der Meisterschaftsplatz selbst kann grob in zwei Charaktere unterteilt werden: Der alte Teil ist gut eingewachsen, schon auch etwas lang und kniffelig zu spielen. Aber der neue Teil, den Thomas Himmel für uns geplant hat, ist wirklich mit Längen versehen. Das definiert uns als sportlichen Platz, auch wenn es hier flach ist. Und der Wind kann den Platz wirklich anspruchsvoll machen.“

Kazan und Sräga legen vor

Wer auf jeden Fall gut mit dem Platz zurecht kommt, ist der amtierende IAM-Meister Mehmet Kazan aus der Türkei. Nach seiner Eröffnungsrunde von 73 Schlägen (+1) liegt er beim Projekt Titelverteidigung mit einem Schlag vor dem deutschen Nationalspieler Jonas Rother (GC Hof Hausen vor der Sonne) mit 74 Schlägen (+2). Der Österreicher Philipp Ritzinger folgt mit 77 Schlägen (+5) auf Rang drei. Bei der IAM-Wertung der Damen führt die deutsche Nationalspielern Jennifer Sräga (GP Reischenhof) mit 84 Schlägen (+12) vor Sabrina Lüders (GC Bad Rappenau) mit mit 104 Schlägen (+32).

Die Deutschen Meisterschaften werden in diesem Jahr in sieben von acht Wertungsklassen ausgetragen: Die Kategorie Blind findet mangels Teilnehmern nicht statt. Die DM werden als Brutto-Stableford-Wertungen ausgetragen. Hier sieht es derzeit in den Klassen „Bein“, „Sonstige Behinderung mit körperlicher Einschränkung im Schwung“ sowie „Mental“ nach Titelverteidigungen aus, denn René Schwenk (GC Rheintal), Jennifer Sräga (GC Reischenhof) und Leon Thobe Biganzoli (GC Oberneuland) behaupten sich stark. 

Doch wie es wirklich ausgeht, steht natürlich erst nach der zweiten Turnierrunde am 1. Juni 2024 fest. Gestartet wird von 08:30 bis 10:18 von den Abschlägen 1 und 11.