Natur

Schleswig-Holstein: Fördermöglichkeit für Wiesen


31. Mai 2024 , Petra Himmel


Golf am Donner Kleve
Golf am Donner Kleve | © P.Himmel

Das Ziel ist klar: „Wir wollen zuerst einmal blühende Wiesen schaffen.“ Dr. Kristina Steffen vom Landesbüro Schleswig-Holstein des Deutschen Verband für Landschaftspflege ist zuversichtlich, dass dies auf Golfplätzen gut möglich ist.

Die Zusammenarbeit mit Golfanlagen in den vergangenen Jahren sei gut angelaufen beim Programm "Blütenbunt-Insektenreich. Gemeinsam Vielfalt schaffen!" sind mit dem Mittelholsteinischen GC Aukrug, GC Hof Berg, GC Uhlenhorst und dem Golf am  Donner Kleve bereits vier Golfanlagen beteiligt, die neue artenreiche Wiesen geschaffen haben. Neu hinzugekommen ist der Golf-Club Gut Grambek, der 2024 zusammen mit dem DVL artenreiche Flächen schaffen will.

Programm läuft bis 2026

Interessant ist das Projekt Blütenbunt-Insektenreich, an dem Golfanlagen noch bis zum Jahr 2026 teilnehmen können, für die Clubs aus mehrerlei Hinsicht:

  • Der DLV sucht nicht nur das passende regionale Saatgut in Absprache mit dem Club aus, sondern finanziert es auch.
  • Gleichzeitig übernimmt der DLV die Beratung bei der Auswahl der geeigneten Flächen und ermittelt vor Ort in Abstimmung mit dem Greenkeeper und den Clubverantwortlichen, welche Flächen sich überhaupt für eine Aufwertung eignen.
  • Der DLV vermittelt auch, wenn besondere Maschinen zur Bearbeitung der Flächen notwendig sind, die der Club nicht hat.
  • Der Club muss kein Monitoring oder Reporting vornehmen. Es kommt also nicht zu hohem Aufwand für die Dokumentierung.
  • Die einzige Zusicherung der Golfanlage: Die aufgewertete Fläche wird für insgesamt fünf Jahre so belassen und nicht für andere Maßnahmen verwendet.

Für Kolja Hause, Geschäftsstellenleiter des Golfverbandes Schleswig-Holstein, ist das Projekt Blütenbunt-Insektenreich eine hervorragende Möglichkeit einfach in den Bereich Biodiversität einzusteigen, ohne größere Vorkenntnisse zu haben, Finanzen aufzuwenden oder enormen zeitlichen Aufwand zu betreiben. „Wir haben auf unseren Golfplätzen bereits so viele Areale jenseits der klassischen Golfbahnen, die wir im Sinne des Umweltschutzes zur Verfügung stellen. Gleichzeitig kann man viele dieser Areale aber sicherlich noch besser bearbeiten und hier sehen wir eine sehr gute Möglichkeit der Kooperation.“

Saatgut aus der Nachbarschaft des Golfclubs

Wie praxisnah die Zusammenarbeit dann laufen kann, zeigt sich am Beispiel des Golf-Club Gut Grambek, der sich bis dato nach Aussagen von Vize-Präsident Ingo Bernien nur an einer einjährigen Blumenwiese von etwa 500 Quadratmeter versucht hatte, jetzt aber mit mehrjährigen Wiesen arbeiten will. „Generell haben wir beschlossen, dass wir dort, wo wir jetzt wirklich große Roughflächen haben, mehr für die Artenvielfalt tun wollen“, resümiert er.

Um die Regionalität des Saatgutes zu gewährleisten, übernimmt man auf der Golfanlage das Saatgut einer Magerwiese aus der Gemeinde Grambek, die 2023 im Herbst gedroschen wurde. Dieses Saatgut wird auf einer Fläche von etwa 2.000 bis 3.000 Quadratmeter abseits der Golfbahnen verteilt. Headgreenkeeper Christian Dunn, der stark an der Weiterentwicklung des Themas Biodiversität interessiert ist, achtet auch auf die richtige Bodenbearbeitung vor der Ansaat.

Für ihn ist auch die weitere Zusammenarbeit beim Thema Heideflächen mit dem DVL interessant. Aufgrund des sandigen Untergrundes und der Parklandstruktur bietet sich das Gelände in Grambek für die Ansaat mit Heideflächen an. Vom Flugplatz Grambeker Heide, dessen Flächen von der Stiftung Naturschutz gemäht werden, erhält die Golfanlage das Mahdgut zur Übertragung nach Grambek. Dabei ist dem Vize-Präsidenten durchaus bewusst, „dass wir hier Geduld brauchen, weil Heide sich eben sehr langsam entwickelt.“

Das aber schreckt Bernien keineswegs ab. Für ihn ist längst klar, dass die zunehmende Kooperation mit Umwelt- und Landschaftsverbänden fest zur Zukunft von Golfanlagen gehört. „Bis dato nehmen viele von uns die bestehende Umwelt als selbstverständlich hin, wir müssen aber aktiv daran arbeiten sie zu erhalten oder zu fördern. Das bedeutet auch Überzeugungsarbeit“, erklärt er. Denn auch auf den Grambeker Roughflächen und Wiesen verlieren die Golfer Bälle und klagen ein ums andere Mal über zu hohes Gras. Hier einen guten Mittelweg zwischen der Entwicklung von artenreichen Wiesen und guter Spielbarkeit zu finden, sei eben die hohe Kunst und im Naturpark Lauenburgische Seen, in dem man sich befinde, selbstverständlich.

Wie wichtig die richtige Auswahl der Pflanzen für diese Wiesen sei, erläutert Steffen dann an der Wildbiene, die „in manchen Fällen tatsächlich nur vier Wochen Flugzeit hat.“ Dann, so die Expertin, sei es für das kleine Insekt extrem wichtig auf Pflanzen zu treffen, die zur gleichen Zeit blühen. „Das regionale Saatgut ist exakt auf die in der Gegend vorhandenen Tierarten ausgerichtet, so dass die Wildbiene dann eben auch Nahrung findet.“ Passt das Saatgut dagegen nicht zur Region, geht die Wildbiene zumindest auf diesem Golfplatz leer aus.

Artenvielfalt, so ihre Schlussfolgerung, basiere also auf einem sehr fein austarierten Wechselspiel der verschiedenen Akteure. Für Kolja Hause vom Golfverband Schleswig-Holstein ergibt sich so die perfekte Gelegenheit für die Golfclubs: „Wir können tolle Flächen bieten und profitieren von der Expertise des DLV. Eine klassische Win-Win-Situation.“

Mehr Infos zum Programm gibt es hier: www.insektenreich-sh.de