Interview

„Ich gehe gerne meinen eigenen Weg“


24. Mai 2024 , Thomas Kirmaier


Freut sich über ihren bisher besten Saisonstart als Profi: die Kölnerin Carolin Kauffmann. © Tristan Jones/LET
Freut sich über ihren bisher besten Saisonstart als Profi: die Kölnerin Carolin Kauffmann. © Tristan Jones/LET

Starke Ergebnisse in Südafrika, Zwölfte in Korea, beim Heimspiel am Seddiner See im Cut: Die Formkurve von Carolin Kauffmann zeigt nach oben. Wir haben mit der 25-Jährigen über ihre Schwungumstellung, ihren ganz eigenen Weg, über Fußball und mehr gesprochen.

Carolin, du bist echte Kölnerin, FC-Fan und hast in der Jugend Fußball gespielt. Wie sehr schmerzt der Abstieg der Kölner Kicker?
Gemeinsam mit meiner besten Freundin hatte ich mich damals in der fünften Klasse im Fußballverein angemeldet, für den wir ein paar Jahre mehr sporadisch gespielt haben. Ich fand Fußball immer ganz cool und freue mich, wenn der FC erfolgreich ist. Tatsächlich wohnen wir auch nicht weit weg vom Stadion und hören vor allem im Winter, wenn keine Blätter an den Bäumen sind, wenn was los ist beim FC. Früher waren wir auch ab und zu mit meinem Papa im Stadion. In den letzten Jahren hat die Begeisterung aber etwas abgenommen. Aber natürlich finde ich es schade, zumal es die Stadt und die Fankultur verdient hätten, erste Liga zu spielen. Vielleicht steigt der FC ja kommende Saison wieder auf.

Reden wir über Golf. Ende 2019 bist du Profi geworden. Und dann kam die Pandemie.
Das stimmt. Im Oktober 2019 bin ich nach meinem letzten LETAS-Turnier ins Profilager gewechselt. Anfang 2020 habe ich über die Q-School noch die volle Karte für die LET bekommen. Anschließend haben wir noch Turniere in Australien und Südafrika gespielt, ehe Corona kam. Das war aus sportlicher Sicht für mich das Schlimmste, was passieren konnte, da ich zu diesem Zeitpunkt richtig gut unterwegs war. Für mich persönlich war es dagegen ganz gut, denn so konnte ich mich voll auf mein Studium konzentrieren, da wir bis September überhaupt kein Golf spielen konnten.

Du hast dich gegen den klassischen Weg mit US-College entschieden und an der Sporthochschule in Köln studiert. Warum?
Als ich so 13 oder 14 Jahre alt war, wollte ich unbedingt ans College in die Staaten. Aber in dem Moment, als ich feststellte, dass das alle machen, wollte ich es nicht mehr. Ich wollte schon immer meinen eigenen Weg gehen, zumal ich nie ganz klassisch im Nationalkader war. Mit 14 habe ich dann ein Jahr in Schottland an der Loretto School etwas östlich von Edinburgh absolviert, was richtig cool und meine Auslandserfahrung war. Dort habe ich auch gemerkt, dass das US-College nichts für mich ist. Zur Abi-Zeit hatte ich einen sehr guten Sportlehrer, der mir einen Schnuppertag an der Sporthochschule in Köln ans Herz gelegt hat. Das hat mir super gefallen, also habe ich mich dafür entschieden, auch um eine Art Plan B zu haben, denn als ich 17 war, hatte ich eine schwere Rückenverletzung. Damals stand nicht fest, ob ich überhaupt wieder Golf spielen können werde.

Seit sieben Jahren ein Paar: Carolin Kauffmann mit Freund und Caddie Christoph Mittag.
Seit sieben Jahren ein Paar: Carolin Kauffmann mit Freund und Caddie Christoph Mittag. | © Tristan Jones/LET


Du hast 2023 deinen Bachelor in Sportmanagement und -kommunikation gemacht und kannst dich jetzt voll und ganz auf Golf konzentrieren. Ist das der Grund, warum die Formkurve zuletzt steil nach oben zeigte?
Ich glaube, dass das relativ wenig mit der Beendigung meines Studiums zu tun hat. Eher damit, dass ich im Oktober vergangenen Jahres den Trainer gewechselt habe. Aktuell trainiere ich mit Marijan Mustac vom Stuttgarter GC Solitude. Wenn man den Schwung umstellt, weiß man nie so richtig, wann das und wie gut das funktioniert. Ich war aber sehr schnell happy damit. Das hat sich schon in den Wochen auf der Sunshine Tour ausgezahlt. Das hat viel Spaß gemacht in Südafrika und ich würde das jedem empfehlen. Es ist relativ entspannt und wir spielen dort super gute Golfplätze.

Das gute Abschneiden auch bei den abschließenden LET-Events in Südafrika hat dir dann die Einladung fürs Turnier in Korea beschert, wo du mit Rang zwölf dein bislang bestes Resultat feiern konntest.
Das hat sehr gut getan und richtig Spaß gemacht, ganz vorne mitzuspielen vor diesem begeisterungsfähigen und Golf verrückten Publikum. Das war eine völlig neue Erfahrung, die mich auf jeden Fall weitergebracht hat. Wenn du sonst immer kämpfen musst, um den Cut zu schaffen, weißt du nicht, wie du dich fühlst, wenn du mal ganz vorne dabei bist. Ich war in Korea in der vorletzten Gruppe unterwegs und habe das sehr genossen. Natürlich war ich aufgeregt beim ersten Abschlag, aber das gehört irgendwie dazu. Außerdem hat sich das dann irgendwie schnell beruhigt. Ich habe gesehen, dass ich vorne mitspielen kann. Das war insgesamt der beste Saisonstart, denn ich bisher als Profi hatte.

Durch den du dann schließlich auf den letzten Drücker auch ins Feld des Amundi German Masters gerutscht bist.
Für mich war von vornherein klar, dass das ein reines Bonus-Turnier ist. Wir sind am Montag von Korea heimgeflogen und haben auf dem Weg zum Flughafen erfahren, dass ich Amundi in Deutschland spielen kann. Am Dienstag sind wir gelandet, haben eine Nacht zu Hause geschlafen und sind erst am Mittwoch noch mit Jetlag nach Berlin gefahren. Ich habe am Seddiner See ohne Proberunde gespielt. Dennoch: Das ist ein sehr schönes LET-Turnier, bei dem zur Abwechslung mal Deutsch gesprochen und das gut organisiert wird.

Nochmal zurück zum Trainerwechsel: Was konkret habt ihr umgestellt?
Wir haben viel an der Sequenz gearbeitet. Da geht es vor allem um eine verbesserte Kraftübertragung, die Schwungmechanik und die Ansprechposition. Viel daran, dass die großen Muskelgruppen, Hüfte und Schultern, den Ball bewegen und weniger über die Hände oder Arme geht. Das ist sehr technisch, hat mir aber sehr gut gefallen und der Körper hat sich gut angefühlt dabei.


Wie sieht die weitere Saisonplanung aus?
Ich werde wohl nicht die nächsten LET-Events in Frankreich oder Schweden spielen können. Stehe dafür aktuell auf der Reserve List. So habe ich jetzt zwei oder drei Wochen Pause und werde DGL für Marienburg spielen, worauf ich mich sehr freue. Ich kann etwas runterkommen, Routinen wieder aufbauen nach den ganzen Reisestrapazen zuletzt und die Akkus wieder aufladen. Seit Februar war ich gefühlt so gut wie gar nicht zu Hause. Ich denke, dass ich nach dem Re-Ranking dann gute Chancen haben werde, Mitte Juni bei der Ladies Italian Open wieder dabei sein zu können.

Was macht Carolin Kauffmann, wenn sie nicht golft oder trainiert?
Ich bin gerne zu Hause und treffe mich mit guten Freunden, koche gerne, bewege mich viel und spiele gerne mit meinem Freund Squash. Wir haben es am Anfang unserer Beziehung mal mit Tennis probiert, das funktionierte aber nicht. Mit Squash haben wir einen guten Mittelweg gefunden. Ich bin sehr froh, dass er bei Turnieren und auf Reisen dabei ist. Das hilft mir sehr.

Wo steht Carolin Kauffmann in ein, zwei Jahren?
Ich finde es immer etwas schwierig, sich konkrete Ziele zu setzen. Aber klar möchte ich meine LET-Karte halten, irgendwann auf der Tour gewinnen und Majors oder irgendwann mal auf der LPGA Tour spielen. Tatsächlich war ich noch nie in Amerika. Aber in Köln heißt es ja so schön et kütt wie ett kütt.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft!