Natur
Der papierlose Golfclub - so geht's
13. Mai 2024 , Petra Himmel
38.000 Blatt Papier – die Zahl schockt ihn noch immer. Es war der Papierverbrauch, den Korbinian Kofler, Geschäftsführer des Wittelsbacher Golf Clubs als Ein-Jahres-Verbrauch der deutschen Golfanlage mit 18 Löcher Platz und kleinem Hotel für 2022 konstatierte.
„Das hat mich wirklich umgehauen“, sagt er heute. Anlass für die Zählung war ein CO2-Reporting. Kofler hatte im Vorfeld über den Dieselverbrauch für das Greenkeeping nachgedacht, über den CO2-Fußabdruck der Fleischgerichte auf der Menükarte. 38.000 Blatt Papier als Jahresverbrauch wären ihm nicht in den Sinn gekommen.
Die Bilanz fällt ins Jahr 2022. Seitdem hat sich viel getan. „Wir sind auf dem besten Weg zum papierlosen Betrieb“, konstatiert Kofler zufrieden in seinem Büro, dessen Schreibtisch völlig befreit von Notizblöcken oder Ordnern ist. Das papierlose Unternehmen ist ein fester Begriff in Zeiten der Digitalisierung. Tipps, Software, Anleitungen und Beratungsunternehmen, die ihre Dienste in Sachen der Digitalisierung anbieten, gibt es en masse.
Vorteile und Hürden
Ein Golfclub ist am Ende dann aber doch speziell und hat seine individuellen Herausforderungen. Das hat auch Kofler erkannt.
- Buchhaltung: „Das ist relativ einfach“, stellt der Geschäftsführer fest. Die Rechnungsstellung erfolgt nur noch digital. Die Rechnungsablage funktioniert über einen ausgelagerten Server, respektive in einer Cloud. „Die Anzahl der Ordner in meinem Büro hat sich minimiert.“
- Dokumentenablage: Die komplette Digitalisierung von Genehmigungs- und Planunterlagen dauert natürlich ein wenig. Der Vorteil: Auf diese Weise lässt sich sofort ein schlüssiges neues Ordnersystem anlegen.
- Die Mitarbeiter: „Bei mir waren allen Mitarbeiter total dafür“, stellt Kofler fest. Digitalisierung ist Teil eines modernen Arbeitsplatzes, das werde gerade von jüngeren Mitarbeitern inzwischen eben auch bei einer Arbeitsstelle erwartet. Der Golfplatz als verstaubtes Relikt aus dem Papierzeitalter kommt wenig attraktiv beim Stellensuchenden an.
- Die Kosten: Diese heben sich gegenüber dem klassischen Büro auf, so die Erfahrung von Kofler. Schließlich muss der Betrieb nun in Speicherlösungen, Software und Technik investieren. Dafür sind die neun Drucker, die früher im Betrieb waren, nun auf drei Drucker und drei Scanner reduziert worden.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Das jährliche Shreddern der ausgemusterten Dokumente fällt schon mal weg.
- Die Lagerfläche für Dokumente hat sich rasant verkleinert.
- Der Zugriff auf Dokumente ist für alle Mitarbeiter deutlich einfacher geworden. Gerade in Zeiten von Homeoffice, müssen die Mitarbeiter nun nicht vor Ort einen Ordner suchen, sondern können remote mit der nötigen Zugangsberechtigungen auf die Dokumente zugreifen.
- Die Umwelt wird geschont.
Die Umsetzung außerhalb des Büros:
- Startlisten für Turniere oder Greenfeespieler sieht ein Marshall am besten über ein Tablet ein. Das aktualisiert sich sofort. Das ständige neue Ausdrucken neuer Listen fällt aus.
- Greenfeeanhänger, die inzwischen in vielen Ländern ohnehin nicht mehr üblich sind, werden im Wittelsbacher GC nur noch aus recyceltem Papier ausgehändigt. „Unser Ziel ist es aber, auf Dauer komplett darauf verzichten, weil die Besucher ja ohnehin im Sekretariat einchecken.“
- Turnierergebnisse: Auch hier gilt, dass international, ob in den USA, England oder Asien ausgedruckte Ergebnislisten völlig überholt sind. „Ich drucke inzwischen nur noch eine Ergebnisliste aus“, erklärt der Geschäftsführer deshalb. Die in vielen deutschen Clubs übliche Praxis, dass jeder Tisch im Restaurant eine Ergebnisliste erhält, die dann sofort im Papierkorb landet, ist bei Kofler vom Tisch.
Die größte Hürde:
Die größte Herausforderung seines papierlosen Golfbetriebs hat Korbinian Kofler inzwischen ausgemacht. Sie liegt im Restaurant auf allen Tischen – es ist die Menükarte, von der sich die Golfer einfach nicht trennen wollen. „In unserem Fall ist das wirklich ein Problem, weil wir fast täglich die Speisekarte ändern“, resümiert Kofler für den Wittelsbacher GC, der über ein erstklassiges und durchaus ambitioniertes Restaurantteam verfügt. „Das bedeutet, dass wir täglich für alle Tischen innen und außen die Speiskarte ausdrucken.“ An einen QR-Code mit hinterlegter Menükarte, so seine Erfahrung, wollen sich die Golfer nicht gewöhnen.
„Noch nicht“, sagt Kofler mit einem Lächeln. Der Mann ist hartnäckig. Und ein CO₂-Reporting mit 38.000 Blatt Papier will er für seinen Golfclub nie wieder abgeben.
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