Olympia

Zehn Gründe für Golf unter den fünf Ringen


23. April 2024 , Thomas Kirmaier


Golf (hier die Fahne der International Golf Federation) und Olympia (Fahne mit fünf Ringen) gehören zusammen. © Ben Jared/IGF
Golf (hier die Fahne der International Golf Federation) und Olympia (Fahne mit fünf Ringen) gehören zusammen. © Ben Jared/IGF

Der Countdown läuft: Am 1. August beginnen die Golfwettkämpfe bei den Sommerspielen 2024 in Paris. Hier sind zehn Gründe, warum Golf unbedingt zur olympischen Familie gehören muss.

1. Die Tradition – Die Ursprünge des Golfsports gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals entwickelte sich ein Vorläufer in Holland, Schottland und Frankreich. Am 17. Oktober 1860 wurden in Prestwick die ersten Titelkämpfe ausgetragen – ein Vorläufer der Open Championship. Bei Olympia 1900 und 1904 gehörte Golf bereits zum olympischen Programm, der Deutsche Golf Verband nahm 1907 seine Geschäfte auf. Golf hat eine große und lange Tradition – ebenso wie Olympia.

2. Die Werte – Demut, Respekt, Sportsgeist – das alles sind Tugenden, die nicht nur zu den Olympischen Spielen gehören, sondern ebenso zum Golfsport. In vielleicht keiner anderen Disziplin kommt es genau darauf an. Das Motto bei Olympia: „Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben.“ Siege sind auch im Golf selten, wichtig ist, für ein Ziel zu kämpfen und stetig besser zu werden.

3. Das Motto – Das Olmypische Motto ist seit jeher citius, altius, fortius, Latein für schneller, höher, stärker. Auch das passt zu hundert Prozent zum Golfsport und dessen Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit. Nicht nur Material und Equipment werden permanent weiterentwickelt – Golf wird dynamischer, die Athleten werden stärker, sie schlagen die Bälle höher und weiter und ihre Schlägerkopfgeschwindigkeit wird schneller, die Scores werden tiefer. Schneller wird auch das Spieltempo, was sich in der Initiative Ready Golf widerspiegelt. Zudem gibt es zahlreiche Kurzplätze und innovative Trainingsmöglichkeiten (Indoor-Golf, TrackMan Ranges), bei denen man sich in kurzer Zeit austoben kann. Golf muss nicht mehr fünf oder sechs Stunden dauern.

Golf-Medaillengewinner seit Rio 2016

Gold in Paris 2024: Lydia Ko aus Neuseeland. © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Esther Henseleit aus Deutschland. © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Xiyu Lin aus China. © DGV/Kirmaier
Gold in Paris 2024: Scottie Scheffler/USA © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Tommy Fleetwood aus Großbritannien © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Hideki Matsuyama aus Japan © DGV/Kirmaier
Gold in Tokio 2021: Nelly Korda aus den USA © Stan Badz/IGF
Silber in Tokio 2021: Mone Inami aus Japan © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: Lydia Ko aus Australien © Stan Badz/IGF
Gold in Tokio 2021: Xander Schauffele aus den USA © Ben Jared/IGF
Silber in Tokio 2021: Rory Sabbatini (Slowakei) © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: C.T. Pan aus Taiwan © Ben Jared/IGF
Gold in Rio 2016: Inbee Park aus Südkorea © Warren Little/IGF
Silber in Rio 2016: Lydia Ko aus Neuseeland © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Shanshan Feng aus China © Warren Little/IGF
Gold in Rio 2016: Justin Rose aus England © Chris Condon/IGF
Silber in Rio 2016: Henrik Stenson aus Schweden © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Matt Kuchar aus den USA © Warren Little/IGF

4. Die Verbreitung – Die Zahl der Golfer steigt. Insbesondere in Asien erlebt der Golfsport einen Boom, was auch mit den Erfolgen der Athletinnen und Athleten zusammenhängt. Aber auch in Europa und Amerika gibt es immer mehr Menschen auf den Grüns und Fairways als je zuvor. In Deutschland waren es im Jahr 2000 noch rund 370.000 registrierte Golfer, 2023 waren es schon rund 682.000. Das ist fast eine Verdoppelung in weniger als 25 Jahren. Und auch die nationalen Verbände werden stärker. Der DGV rangiert im Tableau der olympischen Spitzenverbände im DOSB auf Rang acht, hinter u.a. Fußball (1.), Turnen (2.), Tennis (3.), Leichtathletik (6.) und Handball (7.), aber vor Reitern, Schwimmern, Ski, Basketball, Volleyball und Tischtennis.

5. Die Gleichberechtigung – Die Olympischen Spiele stehen 2024 vor einer historischen Wende in ihrer über 100-jährigen Geschichte: Zum ersten Mal in der Geschichte wird Geschlechterparität erzielt, so eine aktuelle Information des IOC. Das heißt, es werden genauso viele Frauen wie Männer an den Spielen in Paris teilnehmen. Und auch diesbezüglich ist Golf ein Faktor. Bereits 1810 wurde das erste Golfturnier nur für Frauen ausgetragen, und 33 Jahre vor den Olympischen Spielen 1900 gab es schon den ersten reinen Damengolfclub. Bei Olympia 1900 in Paris gab es ebenfalls einen Damenwettbewerb. Unter den registrierten Golfern in Deutschland liegt die Frauenquote bei 36 Prozent. Das ist Spitze in Europa.

6. Die Möglichkeiten und Innovation – In Sachen Modus hat der Golfsport bei den Olympischen Sommerspielen noch einiges zu bieten und macht flexible und medienwirksame Präsentation möglich. So ist so gut wie sicher, dass bei den Spielen 2024 erstmals auch ein Mixed-Wettbewerb stattfinden wird. Darüber hinaus ist eine Teamwertung denkbar. Ebenso wird sich die TV-Präsenz in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Diskutiert wird über Matchplay-Duelle, die per Split Screen als spannende Sportereignisse à la Ryder Cup in die Wohnzimmer übertragen werden kann. Es muss also nicht immer nur Einzelzählspiel sein – da ist noch ganz viel möglich.

Alle News und Infos zu Paris 2024 im Golf.de-Olympia-Special > > >


7. Die Völkerverständigung – In kaum einer anderen Sportart sind so viele Nationen am Start wie bei einem großen Golfturnier. Das passt perfekt zur Idee und Symbolik der Olympischen Spiele, die Völker verbinden und Menschen verschiedenster Kulturen zusammenbringen sollen. Die fünf Ringe stellen die fünf Kontinente dar – in Blau, Gelb, Schwarz, Grün und Rot. Farben, die auch im Golfsport eine Rolle spielen (z.B. Teeboxen, Scorekarten). Bei Olympia treten zwar jeweils „nur“ 60 Damen und Herren gegeneinander an, diese kleineren Teilnehmerfelder ermöglichen allerdings die Chancen für Athletinnen und Athleten, die vielleicht sonst nicht immer ganz vorne mit dabei sind. Zudem gibt es nicht nur einen Sieger, sondern drei Medaillengewinner.

8. Der Umweltschutz und Nachhaltigkeit – Golf wird in der Natur unter freiem Himmel gespielt. Das erlaubt nicht nur vielen Zuschauern unterschiedliche Perspektiven auf das Spielgeschehen. Golfplätze sind Lebensraum für bedrohte Tierarten, Spielstätte mit Frischluft und Anlagen, die einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Die Organisation von Le Golf National im Südwesten der französischen Hauptstadt arbeitet seit langem gemeinsam mit Ministerien und Behörden für nachhaltige Praktiken mit dem Ziel, das Umweltmanagement des Standorts zu verbessern und die Natur zu schützen. Ein Faktor, der im Rahmen der neuzeitlichen Olympischen Spiele kaum zu unterschätzen ist.

9. Der Imagegewinn – Golf erreicht durch Olympia eine deutlich breitere Öffentlichkeit. Das in einigen Ländern immer noch elitäre Image, das sich durch diverse Programme in den vergangenen Jahren ohnehin schon verändert hat, rückt in den Hintergrund. Menschen auf der ganzen Welt erkennen: Golf ist ein Sport für Alt und Jung, Groß und Klein, Arm und Reich. Es gehört zu Olympischen Spielen ebenso dazu wie alle anderen Ballsportarten, bei denen keiner nur auf die Idee kommen würde, sie aus dem olympischen Programm zu streichen. Und da Olympia längst auch Kommerz ist: Das IOC profitiert durch Golf auch von einem größeren Kreis an Sponsoren.


10. Die besonderen Geschichten – Die Olympischen Spiele leben von den Geschichten. Dieses Sportevent ist anders als gewöhnliche Meisterschaften – größer, globaler, traditioneller. Es geht auch nicht immer nur um die Sieger, sondern auch um Menschen, die eben keiner so wirklich auf dem Radar hat, die Außenseiter, die dennoch durch großartige Leistungen und unglaubliche Opferbereitschaft Großes leisten. Kann auch Golf bieten: So hatte der für die Slowakei spielende Südafrikaner Rory Sabbatini zum Beispiel in Tokio mit einer 61er-Runde die tiefste Olympia-Runde gespielt und völlig überraschend noch Silber geholt. Die Neuseeländerin Lydia Ko kämpft in Paris 2024 um den Medaillen-Grand-Slam, nachdem sie in Rio Silber und in Tokio Bronze geholt hatte.

Die Olympischen Spiele von Paris finden vom 26. Juli bis 11. August statt. Das olympische Golf-Turnier startet im Sommer mit dem Wettkampf für die Herren (1. bis 4. August). Wenige Tage später spielen 60 Damen (7. bis 10. August) auf dem Kurs Albatros von Le Golf National im Südwesten der Stadt um die begehrten Medaillen. Nach aktuellem Stand wären für das Golf Team Germany Esther Henseleit und Alexandra Försterling sowie Stephan Jäger und Matti Schmid dabei (hier geht's zum Olympic Golf Ranking).