Le Golf National - Perle von Paris

Das olympische Golf-Turnier findet im Sommer 2024 in Paris statt – auf diesem Platz, der zum Besten in Europa gehört und schon Ryder-Cup-Erfahrung hat.

Der Bau von Le Golf National begann im Juli 1987. Da rollten die ersten Bagger, um ein Gelände zu kreieren, das Golf-Geschichte schreiben sollte. 1,6 Millionen Kubikmeter Erde sollen seinerzeit bewegt worden sein. Die Verantwortung lag bei den Architekten Hubert Chesneau und Robert Von Hagge. Drei Jahre später, am 5. Oktober 1990, wurde die Anlage vom damaligen Minister für Jugend und Sport eröffnet – und zwar zunächst nur mit dem Platz Albatros, ein Juwel, auf das sie stolz sind in Frankreich, der Grande Nation.

Seit 1991 ist der Golfplatz Austragungsort der French Open, einem inzwischen festen Bestandteil im Kalender der DP World Tour. Die Anlage verbindet das traditionelle Flair eines Links-Platzes mit modernen und Parkland-Elementen: glatte, pfeilschnelle Grüns, weitläufige, hügelige Fairways mit unzähligen Bunkern im Links-Stil und immer wieder Wasser – und das schon auf Bahn eins. Auch die spektakulären letzten vier Bahnen sind umgeben von Wasserhindernissen. Ein perfekter Ort, an dem sich sportliche Dramen abspielen können. Golfer, die sich dieser Herausforderung stellen, sollten keinen Spaziergang erwarten. Wer hier nicht bis zum Schluss hundertprozentig konzentriert bleibt, wird sein Waterloo erleben.

Nicht umsonst gilt der Kurs sowohl als einer der schönsten und schwierigsten Golfplätze Europas. Frankreichs Profi Michaël Lorenzo-Vera behauptete einmal gar, es sei von den schwarzen Tees für Hobbyspieler unmöglich, einen Score unter 100 zu schaffen. Und natürlich dürfen bei einer so exponierten Anlage die besonderen Geschichten nicht fehlen. Eine wurde 2018 geschrieben, als sich Team Europe beim Ryder Cup gegen die USA durchsetzte. Herren-Bundestrainer Uli Eckhardt im Golf.de-Interview: „Der Platz von Le Golf National erfordert ganz bestimmte Fähigkeiten. Man muss gut und präzise vom Tee sein. Wer das mitbringt, hat gute Chancen. Ja, ich würde sagen, dass es für die meisten Europäer ein Vorteil ist. Sie kennen den Platz und wissen, was auf sie zukommt. Je öfter man diesen Platz spielt, desto besser.“

Und was sagt der Erschaffer? „Meine Inspiration war es, ein Stadion zu schaffen. Einen Golfplatz, der großartige Meisterschaften mit idealen Bedingungen nicht nur für Spieler, sondern auch für Zuschauer und die Medien – insbesondere die Fernsehberichterstattung – erhalten könnte“, sagte Chesneau einst. Im Gegensatz zu den meisten Plätzen, die damals auf natürlichem, hügeligem Boden gebaut wurden, zog er es vor, eine Landschaft zu schaffen, die ideal für natürliche Tribünen ist. Bis zu 80.000 Zuschauern bietet die Anlage Platz – und alle sollen dabei einen unversperrten Blick auf das Geschehen haben. Für Olympia 2024 geben die Verantwortlichen auf der Seite paris2024.org eine Kapazität von 32.720 an, 2720 sitzend und 30.000 stehend.

In der jüngeren Vergangenheit wurde die Anlage und dabei insbesondere der Platz Albatros von Umweltaktivisten heimgesucht und beschädigt. Dabei entstanden jeweils teure Schäden, die allerdings sofort behoben wurden. Der Verband verwies ausdrücklich darauf, dass die Bemühungen um Umwelt- und Naturschutz neben dem sportlichen Aspekt stets im Vordergrund stehen. So wurden beispielsweise zahlreiche Mikrohabitate und Lebensräume für geschützte Arten erschaffen. Durch ein neues, modernes Bewässerungssystem konnte der Verbrauch zudem drastisch gesenkt werden.

„Le Golf National ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein nachhaltiger und erfolgreicher Olympia-Standort geplant, entworfen, gebaut und betrieben werden kann. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024“, so Julie Duffus, Nachhaltigkeitsmanagerin beim IOC. Bei aller sportlichen Herausforderung – Le Golf National präsentiert sich vor allem bei sommerlichen Bedingungen als eine Art Kulisse, die Besucher so schnell nicht wieder vergessen. Wer bei tief stehender Sonne über den Albatros marschiert, wird streckenweise an Plätze in Florida oder Kalifornien erinnert. Dabei ist man doch mitten in Europa.

Und auch die Lage des Platzes ist ziemlich exklusiv. Le Golf National befindet sich in der Gemeinde Guyancourt (Département Yvelines) rund 30 Kilometer südwestlich von Paris-Zentrum. Eigentümer ist der französische Golf-Verband, der sein Flaggschiff gerne für nationale Meisterschaften wie für internationale Big-Events nutzt. Schloss Versailles ist nur wenige Autominuten vom Golfplatz entfernt. Golfer bewegen sich sozusagen auf den Spuren von Ludwig XIV. Zum Komplex von Le Golf National gehört neben dem Platz Albatros mit der Anlage Aigle ein zweiter 18-Loch-Kurs sowie der 9-Loch-Platz Oiselet.

 

 

 

 

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