Phoenix Open

Nervenspiel an Bahn 16 – Einblicke eines Profis


8. Februar 2024 , Felix Grewe


Imposante Kulisse: An Bahn 16 der WM Phoenix Open schlagen die Profis im größten Golfstadion der Welt ab – vor 18.000 lauten Fans.
Imposante Kulisse: An Bahn 16 der WM Phoenix Open schlagen die Profis im größten Golfstadion der Welt ab – vor 18.000 lauten Fans. | © Maddie Meyer/Getty Images

An Bahn 16 bei der Phoenix Open geht es lauter und wilder zu als an jedem anderen Loch in der Golfwelt. Wie es sich anfühlt, hier abzuschlagen und was den Spielern durch den Kopf geht, wenn sie von 18.000 Fans ausgebuht werden, verrät US-Profi James Hahn.

Das 16. Loch im TPC Scottsdale ist eigentlich keines, über das man viele Worte verlieren müsste. Ein normales Par-3 halt, gute 160 Meter lang, ohne Wasser oder andere erwähnenswerte Besonderheiten. Während der WM Phoenix Open allerdings, also jedes Jahr Anfang Februar, verwandelt sich diese unscheinbare Bahn zum Nabel der Golfwelt, zu einem Hotspot der Tour, der mit nichts vergleichbar ist. Nicht mit der sieben in Pebble Beach und auch nicht mit der zwölf in Augusta. 

Es sind die lautesten, aufregendsten und verrücktesten 160 Meter, die ein Golfprofi auf der großen Tour in einem Jahr zurücklegt. Rund 18.000 Fans feiern hier im größten Golfstadion der Welt, das einem Kolosseum gleicht, eine wilde Party, die vielleicht zu einem Lokalderby beim Fußball passen würde oder zur Darts-WM im Ally Pally von London, gewiss aber nicht zum biederen Golf. 

Das Gefühl an Bahn 16 – ein Profi packt aus

Wie fühlt es sich an, als Spieler durch den Tunnel zu marschieren, der einen in dieses weite und unbeschreiblich laute Rund führt? Wie kommen Profis mit dem Lärm zurecht? Wie empfinden sie die teilweise unerträglichen Beschimpfungen der Fans auf den Rängen? Und wie geht man damit um, wenn betrunkene Zuschauer buhen und schimpfen, weil man gerade um Haaresbreite das Grün verfehlt hat?

Antworten liefert James Hahn, Profi auf der PGA Tour, der das Turnier elfmal gespielt und achtmal den Cut geschafft hat. Am Rande der Vorbereitungen auf die diesjähige WM Phoenix Open sprach Han mit dem US-Portal Golfweek über seine Emotionen an Bahn 16 und gewährte spannende Einblicke in die Gedankenwelt eines Profis, der hier abschlagen darf – oder muss, ganz wie Sie wollen.

Das Adrenalin steigt bereits am 15. Loch, berichtet Hahn. Spätestens nach dem letzten Putt schaltet man in den 16er-Modus. Vom 15. Grün führt ein Tunnel direkt auf den Abschlag von Bahn 16. „Hier versucht man, seine Emotionen in den Griff zu bekommen", sagt Hahn. „Dein Herz beginnt zu klopfen, du hörst die Menge, du hörst die Musik, du hörst alles, was vor sich geht.“

 

Er liebt die Stimmung an Bahn 16 der WM Phoenix Open: US-Profi James Hahn.
Er liebt die Stimmung an Bahn 16 der WM Phoenix Open: US-Profi James Hahn. | © golfsupport.nl/Andrew Dieb/ism


18.000 Fans im größten Stadion der Welt

38 Abschläge Mal hat Hahn in seiner Laufbahn hier bisher abgeschlagen. „Da liegen die Nerven immer blank. Die Nerven werden immer blank liegen", sagte er und ergänzt, dass „viele Jungs diese Art von Erfahrung genießen und ich es absolut liebe."

Die etwa 18.000 Fans tummeln sich in der bis zu drei Stockwerke hohen Arena. Viele von ihnen haben teure Tickets gekauft, es gibt aber auch einen Bereich mit allgemeinem Zutritt. Wer hier einen Platz ergattern will, steht schon am frühen Morgen vor den verschlossenen Toren des Clubs und sprintet dann, wenn die Türen geöffnet werden, noch in der Dämmerung in einer wilden Horde Richtung Stadion. Längst nicht alle, ach was, nur ein kleiner Teil der Fans, interessiert sich wirklich für das Golfspiel. Die meisten wollen an Bahn 16 feiern, toben, jubeln, pöbeln. 

„Es gibt eine Gruppe von Leuten, ich weiß nicht, wie sie sich nennen, die Nachforschungen über die Spieler anstellen, über jeden Spieler auf dem Feld, und sie bringen Ex-Freundinnen oder Ex-Frauen zur Sprache oder irgendetwas, was du in der Vergangenheit getan hast, und sie nutzen das, um dich aufzuziehen, wenn du an der Reihe bist zu schlagen", wird Hahn auf dem Portal Golfweek zitiert. 

Nur elf Asse bei mehr als 14.000 Abschlägen

Er selbst mag es laut, sagt er. Manchmal animiere er sogar die Fans dazu, noch etwas ausgelassener zu feiern, bevor er abschlägt. Er bringt die Menge extra in Schwung, weil gleichmäßiger Lärm für ihn angenehmer sei als eine tückische Stille, die von einer auf die andere Sekunde unterbrochen werden kann.  

„Ich wünschte, jedes Golfturnier hätte ein Loch wie dieses", sagt Hahn. Dass die Fans teilweise erbarmungslos, brutal und unsportlich sind, stört ihn nicht. „Basketballspieler werden ausgebuht, Baseballspieler werden ausgebuht. Wir sind Golfer. Ich habe ein dickes Fell. Ich mache mir keine Sorgen über ein paar Leute, die mich ausbuhen."

Für Hahn ist klar: Nirgendwo wäre ein Hole-in-One für ihn wertvoller als an dieser legendären 16. Bahn des TPC Scottsdale – was übrigens in der Turniergeschichte bei mehr als 14.000 Abschlägen erst elfmal passiert ist. „Wenn du hier ein Hole-in-One schaffst, fliegen überall Biere herum, alle klatschen sich gegenseitig ab und man sieht wahrscheinlich ein paar Jungs, die ihre Hemden ausziehen.“ 

Sein Fazit: „Die Energie hier ist elektrisch. Es macht süchtig und so viel Spaß!"
 

Im Video: Wilde Party an Bahn 16

 

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