Gesundheit
Das Handgelenk: Vorsicht vor Divots!
2. Februar 2024 , Redaktion Golf.de
Golf ist gesund. Dennoch kann es immer wieder zu Schmerzen während oder nach dem Spiel kommen. Ryder-Cup-Physio Artur Frank erklärt mögliche Probleme und deren Beseitigung. Diesmal: Hand und Handgelenk.
Das Problem
„Etwa 55 Prozent der Golfspieler klagen über Probleme an Handgelenk und Hand“, sagt Physiotherapeut Artur Frank. Die Ursachen liegen oft in der technischen Ausführung des Golfschlages, die zu Stauchungen der knöchernen Strukturen führt. Auch kann die mangelnde Stabilität des Griffs Überlastungserscheinungen hervorrufen. Gründe hierfür sind zu wenig Kraft und Beweglichkeit.
Die Ursache
Die häufigste Ursache für Verletzungen am Handgelenk und der Hand ist, dass der Spieler den Ball nicht richtig trifft und mit dem Schläger zu viel Rasenfläche berührt (Divot). Trifft man den Ball sauber, ist die Belastung minimal. Berührt der Schläger allerdings den Boden drei Zentimeter vor dem Ball, verursacht das einen schweren und unerwarteten Ruck im Körper. Die schnelle Abbremsung macht sich am stärksten in den Handgelenken und Händen bemerkbar. Denn die kleinen Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen wurden für schnelle und fein-koordinative Bewegungen wie Schreiben entwickelt. „Genau diese Schläge sind es, die in der Summe Probleme verursachen können. Das beeinträchtigt und verändert nicht nur die Art und Weise, wie man den Golfschläger schwingt, sondern es kann auch Schmerzen im Alltag verursachen“, berichtet Frank.
Die Symptome
Schmerzen im Handgelenk können der Anfang sein, am Ende kann eine „Arthritis“ stehen. Gerade an den Händen gibt es viele Knochen und Gelenke – und damit potenzielle Stellen für Arthrose. Der Gelenkknorpel, der die Bewegung der Knochen abpuffert, nutzt sich ab, es kommt zum Kontakt von Knochen auf Knochen, was sehr schmerzhaft sein kann – gerade an Handgelenk und Hand. Zudem schränkt sie den Menschen hier bei Sport und im Alltag am meisten ein.
Die Therapie
Schwache Handgelenke müssen trainiert und gestärkt werden. Zur Behandlung einer Arthritis gehören banale Dinge wie Ernährung, Substitution mit Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen und mehr funktionelles Bewegen. Empfehlenswert ist zudem ein spezielles Behandlungs- und Trainingsprogramm, das den Bewegungsumfang und die Kraft in den Gelenken erhält. Je nach Schwere der Symptome sollte ein Facharzt zu Rate gezogen werden, der die begleitende ärztliche Therapie übernimmt. Hierbei können verschreibungspflichtige Medikamente, Infiltrationen mit speziellen Präparaten oder eine Operation das Mittel der Wahl sein. Auch haben sich verschiedene Handschienen bewährt, um die Beschwerden der Spieler zu lindern. „Eine andere Lösung ist mit Sicherheit der Wechsel zu größeren Griffen für die Schläger, da der breitere Griff eine geringere Spannung und weniger Druckkraft beim Halten erfordert“, erklärt der Physiotherapeut. Zudem helfen spezielle Hand- und Handgelenksübungen, die Golfer ohnehin absolvieren sollten, um ihr Spiel zu verbessern. Individuelle Probleme am Griff erkennt der betreuende Golflehrer, der mit Übungen und Drills helfen kann.
Zusammenfassung
Beim Golfspiel sind die Hände die letzte Verbindung des Körpers zum Schläger. Selbst wenn in der Körperbewegung alles passt, kann eine Funktionsstörung im Handgelenk den Golfschlag ruinieren. Die Handgelenke entscheiden, ob der Schlägerkopf im Treffmoment rechtwinklig zum Ball steht oder ob er nach außen oder innen zeigt. Ein Mangel an Stabilität im Treffmoment kostet Kraft, Genauigkeit und Weite. Abgesehen von schwachen Handgelenken und/oder Vorerkrankungen wie Arthritis, muss man in Bezug auf Handgelenke und Hände vor allem auf die Prophylaxe Wert legen. Sich immer wiederholende Bewegungen, sei es nun ein Golfschwung oder das Benutzen der Computermaus, können zu Überlastungsschäden führen. Noch schlimmer ist es, wenn man wiederholt oder auch nur gelegentlich einen nicht optimalen Schwung ausführt. Deshalb sollten Golfer die Muskeln im Bereich des Handgelenks und der Hand stärken. Dann bleibt der Schlägerkopf im Treffmoment „square“. Der Ball fliegt – und man beugt Verletzungen vor.
Zur Person
Der Körper und der Golfsport – dafür ist er Experte: Physiotherapeut Artur Frank aus dem niederbayerischen Plattling weiß um die körperlichen Beeinträchtigungen, die beim Golf auftreten können. Er gehört seit 15 Jahren zum medizinischen Betreuerteam der DP World Tour und war Teil des Medical Staff beim Ryder Cup 2023. Golf-Größen wie Tommy Fleetwood, Henrik Stenson, Bernhard Langer, Ryder-Cup-Captain Luke Donald, Max Homa und Justin Thomas ließen sich schon von Artur Frank behandeln. In seine Praxis AF Medical im IsarPark Plattling kommen nicht nur Spitzensportler aus der Golfszene, sondern auch Athleten und Amateure aus anderen Sportarten sowie Patienten mit chronischen Beschwerden oder nach Operationen. Seine Tour-Erfahrungen zeigen, dass es nicht mehr nur die Wirbelsäule ist, die häufig schmerzt. „Die Schwünge sind viel dynamischer als früher, dadurch werden alle Gelenke stark beansprucht“, erklärt Frank.
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