Titleist
Alles in eigener Hand
24. November 2023 , Sebastian Burow
Von einem verschobenen Putt als Grundstein für ein Golfball-Imperium und dem Erfolgsgeheimnis für die Dominanz von Titleist-Golfbällen.
Nicht weiter verwunderlich, dass die Geschichte des erfolgreichsten Golfballherstellers der Welt auf einem Golfplatz beginnt. Genauer auf dem Country Club of New Bedford im Süden von Boston. Im Herzen des Industriegebiets von New Bedford drehte Phil Young an einem Sonntag im Jahr 1930 eine Runde, deren Ausgang die Geschichte des Golfsports nachhaltig verändern sollte. Auf dem 18. Grün hatte Young einen kurzen Putt, um sein Match gegen den Leiter der Röntgenabteilung im St. Luke's Hospital, Dr. Bonner, zu teilen. Doch obwohl sich Young, selbst ein begeisterter und durchaus talentierter Golfer, sicher war, den Ball perfekt getroffen zu haben, verliess dieser auf den letzten Zentimetern die Ideallinie und lief am Loch vorbei.
Alle Bälle röntgen
Für Young war klar: «Das lag nicht an mir. Der Fehler muss im Ball zu finden sein.» Nach der Runde wiederholte der Eigentümer des nahegelegenen Gummiverarbeitungsbetriebs Acushnet Process Company seinen Rückschluss im Clubhaus so oft, bis es Dr. Bonner zu viel war. Der ewigen Ausreden überdrüssig, schlug er vor, den Ball im Krankenhaus röntgen zu lassen. Die Aufnahme belegte Youngs Vermutung und zeigte, dass sich der flüssige Kern nicht mittig im Ball befand. Für Young stand fest, dass er sein Ergebnis auf dem Golfplatz nicht von Unregelmäßigkeiten in der Ballproduktion abhängig machen wollte. Daraufhin beschloss Young, selbst in die Produktion von Golfbällen einzusteigen. Er schwor sich, mit seinen Bällen die auf dem Markt erhältliche Qualität deutlich zu übertreffen. Zusammen mit einem ehemaligen Kollegen vom MIT (Massachusetts Institute of Technology), Fred Bommer, einem Chemiker mit jahrelanger Erfahrung in der Golfball-Produktion, gründete er die Acushnet Golf Division.
Es dauerte mehr als drei Jahre, bis die beiden eine Lösung für das Problem des nicht mittigen Kerns gefunden hatten. Sie froren den damals noch flüssigen Kern ein, bevor sie ihn in einer überarbeiteten Wicklung im Inneren einschlossen. So wollten sie garantieren, dass jeder Kern perfekt mittig im Ball platziert ist. Bewiesen haben sie es mit einem Qualitäts-Check, der noch heute am Ende der Produktionskette von Pro V1 und Pro V1x steht: Jeder Ball wird von einer Röntgenmaschine durchleuchtet.
"Phil Young wusste, dass er durch das bessere Design und den besseren Herstellungsprozess einen neuen Standard für die Performance und Qualität von Golfbällen definieren konnte", erklärt Bill Frye, Senior Vice President bei Titleist Golf Ball Operations. "Diese Werte von führender Innovation und höchster Qualität begleiten uns seit mehr als 80 Jahren und treiben uns jeden Tag zu Höchstleistungen."
Logo von der Sekretärin
Von der Qualität und Leistung überzeugt, brauchten Bommer und Young nur noch einen Namen für ihren Golfball. Sie entschieden sich für eine Anlehnung an das englische Wort für Titelträger (engl. titlist; gesprochen Tait-list, nicht Tit-laist), weil sie sich schon damals sicher waren, dass mit diesem Ball Titel gewonnen werden sollten. Die Marke Titleist war geboren. Das Logo - der geschwungene Schriftzug des Namens - kam dagegen eher zufällig. Youngs Sekretärin, Helen Robinson, schrieb den Namen aus einer Laune heraus in Schönschrift auf ein Blatt Papier. Young und Bommer waren von dem Ergebnis so angetan, dass ihre Handschrift noch heute auf jedem Ball zu sehen ist, der eines der Werke (Ball Plants) von Titleist verlässt.
1935 war es soweit, dass Titleist seinen ersten Ball auf den Markt brachte. Und 1949 begann schliesslich eine Ära, die bis heute Bestand hat. Seit der US Open 1949 im Medinah Country Club ist Titleist der meistgespielte Golfball im Teilnehmerfeld bei der offenen amerikanischen Golfmeisterschaft. Die Dominanz weitete sich mit den Jahren weit über die US Open hinaus aus. Seit mehr als 35 Jahren hat Titleist die meisten Golfbälle auf US PGA und European Tour im Einsatz. Mehr als alle anderen Hersteller zusammen.
Patente, Patente, Patente
Zum Erfolgsgeheimnis und der Liste an Superlativen für Pro V1 und die weiteren Bälle im Titleist-Portfolio meint Bill Morgan, Erfinder des Pro V1 und Chef der Golfballforschung und Entwicklung: "Wir haben mehr Mitarbeiter mit mehr Berufserfahrung als alle anderen Ballproduzenten, was das Design und die Produktion von Golfbällen anbelangt. Darüber hinaus haben wir das größte Portfolio an Patenten und die ausgereiftesten Herstellungsprozesse.» Produktionsprozesse sind also die Kernkompetenz. Trotz der gewaltigen Menge von weit über 300 Millionen Golfbällen, die von der Acushnet Company jährlich produziert werden, stehe jeder noch so kleine Prozessschritt unter genauester Beobachtung. Und allein seit 2010 wurden mehr als 500 Patente geltend gemacht, rund 50 Prozent aller von Ballherstellern eingereichten Patente. Eine ganz besondere "Wall of Fame" im Hauptquartier der Firma in Fairhaven zeigt die 850 bedeutendsten Patente, eingerahmt an den Wänden eines langen Gangs. (Hier geht es zu einer Ballfabrik-Tour: www.titleist.de/bp3-virtual)
Hier geht es zu einer Tour durch die Titleist Ballfabrik 3
Zahlen zu Titleist
- 120 verschiedene Schritte umfasst die Qualitätsprüfung bei einem Pro V1x, 91 sind es bei einem Pro V1
- 80 Mitarbeiter arbeiten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Golfbälle
- 328 Dimples hat ein Pro V1x, 352 sind es beim Pro V1
- Mehr als 30.000 Dienstjahre Erfahrung bündeln die über 1.500 Angestellten in den Ballfabriken
- Mehr als 134.500.000 Pro V1 und Pro V1x werden pro Jahr produziert
- Seit 75 Jahren ist Titleist der meistgespielte Ball bei den US Open
- mit rund 500 Patenten hat Titleist in den letzten 10 Jahren fast die Hälfte aller neuen Patente im Ballbereich angemeldet
- Pro Jahr wurden Pro V1x und Pro V1 in mehr als 3.500 Turnierrunden allein auf der PGA Tour eingesetzt, der nächstbeste Ball kommt nur auf rund 650 Einsätze
Das Titleist-Ball-Fitting
Für jeden Spieler den genau auf ihn zugeschnittenen Ball finden. Die Philosophie dabei (Mehr Infos: www.titleist.de/golf-ball-fitting-tool):
- Ball-Fitting hat eine Verbesserung des Scores zum Ziel.
- Der am besten geeignete Ort für ein Ball-Fitting ist der Golfplatz.
- Ein Ball-Fitting sollte alle möglichen Schläge auf einer Runde berücksichtigen.
- Die besten Chancen, den Score zu verbessern, ergeben sich im kurzen Spiel.
- Ein Ball-Fitting sollte immer am Grün beginnen und beim Abschlag enden.
Die aktuelle Produktpalette
- Pro V1 und Pro V1x: Für Golfer, die ihren besten Score spielen wollen, liefern sie Gesamtleistung vom Abschlag bis zum Grün mit bester Kurzspielkontrolle. Im Vergleich zum Pro V1x hat der Pro V1 einen niedrigeren Ballflug und ein weicheres Schlaggefühl. Pro V1, Pro V1x und Pro V1x gibt es auch als RTC-Variante mit "Radar Capture Technology". (Preis: 65 Euro/Dutzend)
- AVX: Hochleistungsgolfball für Golfspieler mit Fokus auf Länge und extrem weiches Schlaggefühl. Innerhalb der Pro-V1-Familie hat der der AVX den niedrigsten Ballflug, den niedrigsten Spin und das weichste Schlaggefühl. Auch den AVX gibt es als RTC-Variante. (Preis: 65 Euro/Dutzend)
- Tour Speed: Ein Mehrkomponenten-Golfball mit neuartiger TPU-Schale. Er vereint überragende Länge mit Kontrolle und Präzision für die Scoring-Shots im kurzen Spiel. Seit August 2020 im Handel. (Preis: 45 Euro/Dutzend)
- Tour Soft: Bietet ein reaktionsschnelles weiches Spielgefühl, erstklassige Länge und eine hervorragende Leistung im kurzen Spiel. (Preis: 40 Euro/Dutzend)
- Velocity: Der redesignte Titleist Velocity präsentiert sich energiegeladener denn je: extrem lang durch sehr niedrigen Spin und hohen Ballflug bei allen Schlägen. (Preis: 35 Euro/Dutzend)
- TruFeel: Im Kern der weichste Titleist-Golfball mit wenig Spin für viel Länge und bietet gleichzeitig hervorragende Kontrolle bei Schlägen ins und um das Grün. (Preis: 30 Euro/Dutzend)
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