Interview
„Unser Prinzip ist Golf in und mit der Natur“
22. November 2023 , Arne Bensiek
Interview mit Jörg Maaß, Head-Greenkeeper des Royal Homburger Golf Clubs, über das Gold-Zertifikat von Golf & Natur, das der Club bereits zum fünften Mal verliehen bekommen hat.
Herr Maaß, vom Clubhaus Ihres Clubs aus schaut man derzeit auf eine imposante Baustelle: Der bisherige Teich zwischen den Bahnen 17 und 18 wird um ein Mehrfaches vergrößert. Warum?
Jörg Maaß: Die deutliche Erweiterung des Speicherteichs ist für unseren Club ein bewusster Schritt hin zu einem nachhaltigeren Wassermanagement. Mit dem bisherigen Teich hatten wir in anhaltend trockenen Phasen eine Notfallreserve von 3.000 Kubikmetern Wasser, um unsere Grüns am Leben zu halten. Dank der Erweiterung können wir zukünftig mehr als doppelt so viel Oberflächenwasser speichern. Wir gewinnen dadurch an Sicherheit und Unabhängigkeit.
Wie kommt das Wasser in den Teich?
JM: Der Röderwiesenbach, der durch unsere Golfanlage verläuft, schwillt bei anhaltenden Regenfällen deutlich an. Wir dürfen mittels Streichwehr die Pegelspitzen in den Teich führen. Unsere Hoffnung ist, dass wir den Speicher so zwei- bis dreimal pro Jahr füllen können.
Seit 2008 nimmt der Royal Homburger Golf Club am DGV-Programm Golf & Natur teil und ist jüngst zum fünften Mal mit dem Gold-Zertifikat ausgezeichnet worden. Ist das Teichprojekt die bisher bedeutendste Maßnahme?
JM: Der Bau des neuen Clubhauses war ein noch umfangreicheres Projekt. Aber die Speicherung und Verwendung von Oberflächenwasser ist in meinen Augen ein Schlüssel für die Qualitäts- und Zukunftssicherung von Golfanlagen. Ich stelle allerdings fest, dass mit der neuen Reserve bei manchen schon jetzt die Ansprüche an den Pflegezustand gestiegen sind. Man muss dazu sagen, dass wir keine Fairway-Beregnung haben und in der Vergangenheit, wenn das Wasser knapp wurde, notgedrungen auch schon einmal entschieden haben, den Rasen unserer Abschläge vertrocknen zu lassen.
Wie gehen die Clubmitglieder damit um?
JM: Natürlich gab es Kritik, entweder direkt an mich gerichtet oder an unseren Platzvorstand. Aber wir halten das aus. Auf unserem New Course nehmen geschützte Biotopflächen mit 7,6 Hektar mehr Platz ein als die Fairways. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, auf das der Club stolz sein kann. Golf in der Natur und mit der Natur ist unser Prinzip.
Ist das schon immer so, oder hat sich diese Haltung mit der Zeit entwickelt?
JM: Anfangs hat es noch keinen groß interessiert, was in den Biotopen so alles gedeiht oder kreucht und fleucht. Das lag sicher auch daran, dass sich zunächst die Stadt Bad Homburg um die Pflege der Feuchtwiesen gekümmert hat. Die Arbeiten wurden erledigt, wenn es zeitlich gerade passte und nicht, wenn die Bedingungen dafür günstig waren. Dadurch wurde leider auch viel kaputtgemacht. Inzwischen hat unser Club die Pflege der Biotope übernommen und wir dokumentieren umfangreich, welchen immensen Artenreichtum unser Golfplatz bietet.
Gibt es Arten, auf die Sie besonders stolz sind?
JM: Bemerkenswert ist das Vorkommen des dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer akut vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsart, die in vollkommener Symbiose mit Ameisen und dem großen Wiesenknopf, einem Rosengewächs, lebt. Aber bei uns gibt es unzählige Orchideen, Feuersalamander, Neuntöter und Fledermäuse. In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Hochtaunus haben wir vielerorts Nistkästen angebracht, 70 für Vögel und zehn für Fledermäuse. Die Stadt nutzt unsere Golfanlage auch gerne, um Hornissennester auszuwildern, selbstverständlich mit ausreichend Abstand zu den Spielbahnen.
Wissen die Mitglieder und die Menschen in Bad Homburg von alldem?
JM: Wir geben uns Mühe, dass unser Beitrag zur Artenvielfalt wahrgenommen wird. Zusammen mit dem NABU veranstalten wir Führungen über unseren Golfplatz. Auch weil mit dem Hammelhansweg ein öffentlicher Weg unsere Golfanlage quert, haben wir sechs Infotafeln aufgestellt, die allerlei Erklärungen liefern.
Mehr geht immer! Welches sind die nächsten Golf & Natur-Projekte des Clubs?
JM: Zunächst einmal werden wir den Speicherteich zu Ende bauen und den Teichrand bepflanzen. Die Planungsgruppe Natur und Umwelt leistet bei uns eine ökologische Baubegleitung. Weitere Projekte sind die neue Pumpstation am Speicherteich, das neue Grün von Bahn 18, eine Natursteinbrücke auf unserer ersten Bahn sowie Konzepte für einen neuen Betriebshof und für die Nutzung alternativer Energien.