Olympia
Golf unter den fünf Ringen - von 1900 bis 2024
17. November 2023 , Thomas Kirmaier
Für Golf als Olympische Sportart schließt sich mit den Sommerspielen 2024 in Paris ein Kreis. Wir haben in den Geschichtsbüchern geblättert und herausgefunden, dass Frauen 1900 noch in langen Kleidern und hochhackigen Schuhen spielten – in Frankreichs Hauptstadt.
Seit 2016 ist Golf wieder olympisch. Bei den Sommerspielen in Rio hießen die Sieger Justin Rose (England) und Inbee Park (Korea). Wegen Corona konnten die Wettbewerbe bei den Spielen in Tokio erst 2021 ausgetragen werden. Dort holten Xander Schauffele und Nelly Korda zweimal Golf für Team USA. 2024 ist Golf in Paris wieder im Programm – zum dritten Mal in Folge, denn vor Rio hatte es eine Durststrecke von 112 Jahren gegeben.
Der Ursprung der Olympischen Spiele liegt – klar: in der Antike. Angefangen hat alles in Olympia im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes. Und das vermutlich schon im zweiten Jahrtausend vor Christus. Zu Beginn gab es lediglich einen Wettlauf über die Stadiondistanz. Später kamen immer mehr Disziplinen dazu. Als die Römer Griechenland eroberten, wurden die Spiele verboten.
Im Lauf der Jahrhunderte hatte es immer wieder Bestrebungen gegeben, die olympische Idee wieder aufleben zu lassen. Als Gründervater der Spiele der Neuzeit gilt Pierre de Coubertin, ein Pädagoge, Historiker und Sportfunktionär aus Paris. 1894 gründete er das Internationale Olympische Komitee mit dem Ziel, nationale Egoismen zu überwinden und zum Frieden sowie zur internationalen Verständigung beizutragen. Die ersten Spiele der Neuzeit 1896 in Athen waren ein Erfolg. Golf gehörte damals noch nicht zum Programm, vier Jahre später bei den Spielen in Paris aber schon.
In Frankreichs Hauptstadt gab es 1900 zwei Golfturniere: eines für Damen (zehn Teilnehmerinnen) und eines für Herren (zwölf Spieler). Die US-Amerikaner Margaret Abbott und Charles Sands waren die ersten Olympiasieger. Auf dem 9-Loch-Platz der Société du Sport in Compiègne (heute eine Pferderennbahn) nördlich von Paris spielten die Damen eine Runde, die Herren vier. Dass alle Medaillen an Amerikanerinnen gingen, wird auch darauf zurückgeführt, dass viele Französinnen in hochhackigen Schuhen und auch sonst für Golf wenig geeigneter Kleidung erschienen. Bei den Männern gewann Sands, der für den Royal & Ancient Golf Club of St Andrews antrat und auch sehr erfolgreich Tennis spielte, mit 167 Schlägen (82, 85) auf 36 Löchern.
In St. Louis 1904 wurde der Damen-Wettbewerb durch einen Mannschaftswettbewerb ersetzt. Gespielt wurde im Glen Echo Country Club auf einem Platz mit 18 Löchern, den es heute noch gibt. Am Einzelwettbewerb nahmen 75 Herren teil. Gold gewann überraschend Georg Lyon, einer der drei teilnehmenden Kanadier. Alle anderen (jeder musste fünf Dollar Startgeld zahlen) kamen aus den USA. Lyon stammte aus Ontario, war eigentlich Cricketspieler und begann erst im zarten Alter von 38 Jahren mit Golf. Nach einer Qualirunde im Zählspiel wurden die Finalteilnehmer im Matchplay ermittelt. Im Endspiel gewann Lyon gegen den als Favoriten gehandelten Chandler Egan aus den USA mit 3&2. Als Lyon 1908 zu den Spielen nach London reiste, um seinen Titel im Royal St. George's GC zu verteidigen, wurde das Golfturnier kurzfristig abgesagt – offenbar wegen mangelnder Unterstützung britischer Golfer und der R&A.
Zum Mannschaftswettbewerb 1904 hatten sich ursprünglich sechs Teams angemeldet, doch es erschienen nur die Vertreter zweier Teilverbände. Die zufällig anwesenden Einzelspieler bildeten ein drittes Team, das für den nationalen Verband USGA antrat. Nach zwei Runden im Zählspielverfahren stand die Western Golf Association als Sieger fest. Es sollte nach diesen Spielen über ein Jahrhundert dauern, bis Golf wieder Bestandteil von Olympischen Spielen wurde.
Auf der 121. IOC-Sitzung am 9. Oktober 2009 in Kopenhagen wurde Golf wieder ins olympische Programm aufgenommen. Geplant waren je ein Turnier für Damen und Herren, gespielt werden sollten vier Runden à 18 Löcher. 2016 in Rio war es dann soweit. Für das Golf Team Germany waren Martin Kaymer (15.) und Alex Cejka (21.) sowie Caroline Masson (21.) und Sandra Gal (25.) dabei. In Tokio waren Masson und Sophia Popov (beide T40) sowie Hurly Long (35.) und Max Kieffer (45.) dabei. Mit Paris 2024 schließt sich für Golf ein Kreis, denn 1900 hatte die Historie für den Sport bei Olympia begonnen – auch wenn die Frauen damals noch in hochhackigen Schuhen spielten.
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