Regelfest
Schlechtes Zurücklegen kostet US-Profi PGA-Tourkarte
9. Oktober 2023 , Daniel Dillenburg
Eigentlich gehört das "Ball reinigen" zu den Routineaufgaben eines etablierten Profis. Und doch lauern bei der Regel Tücken, die einem Strafschläge einhandeln können - musste auch ein Korn-Ferry-Tour-Spieler beim Saisonfinale schmerzlich erfahren.
Als Shad Tuten von seiner Finalrunde der Korn Ferry Tour Championship kam, dürfte die Laune noch recht gut gewesen sein. Immerhin schaffte er es Hochrechnungen zufolge gerade so als 30. der Gesamtwertung auf die PGA Tour. Die Top 30 am Ende der Saison wurden mit Tourkarten belohnt. Tuten, 31 Jahre aus Augusta, Georgia, bekam aber noch Besuch von den Regelhütern. Ein Vorfall auf dem Fairway des 15. Lochs war untersucht worden, seine 74 am Sonntag noch nicht in Stein gemeißelt. Was war passiert?
Im Victoria National Golf Club in Indiana wurde mit „Ball reinigen“ gespielt. Für einen erfahrenen Profi wie Tuten nichts neues. Und doch war er offensichtlich nicht gänzlich mit den relevanten Regeln vertraut. Nachdem er seinen Ball auf dem 15. Fairway markiert, aufgehoben und gereinigt hatte, legte er ihn an die ursprüngliche Stelle zurück. Zumindest war dies seine Intention. Beim Zurücklegen bewegte sich sein Ball jedoch leicht. Tuten bewegte seinen Ball anschließend leicht nach rechts. Ein Fehler – ein kostbarer Fehler.
Kostbarer Fehler
Laut Regel 14.2e, die regelt, was zu tun ist, wenn ein zurückgelegter Ball nicht an seiner ursprünglichen Stelle bleibt, hätte er er ein zweites Mal versuchen müssen, den Ball zurückzulegen. „Bleibt der Ball erneut nicht an dieser Stelle liegen, muss der Spieler den Ball zurücklegen, indem er ihn an die nächstgelegene Stelle legt, an der der Ball in Ruhe liegen bleibt.“ Tuten spielte seinen Ball also von der falschen Stelle weiter. Den Regelhütern fiel der Regelverstoß auf und nach einer gründlichen Untersuchung mussten sie eine nachträgliche Strafe von zwei Schlägen verhängen.
Hauptschiedsrichter Jim Duncan erläuterte die Entscheidung wie folgt: „Nun, es gab ein Video, in dem er versuchte, seinen Ball nach der Platzregel 'Aufheben - Reinigen - Zurücklegen' zu platzieren, und ich denke, es ist in dem Video ziemlich deutlich zu sehen, dass der Ball ein wenig nach vorne rollte, als er ihn einmal platzierte. Leider verlangt diese Regel, dass man versucht, den Ball genau an derselben Stelle wieder zurückzulegen, und wenn das nicht geht, muss man die nächstgelegene Stelle finden, wie bei jeder anderen Regel, die das Zurücklegen verlangt. Als er also nicht versucht hat, den Ball wieder an derselben Stelle zurückzulegen, wurde er mit zwei Schlägen bestraft, weil er von der falschen Stelle aus gespielt hat.“
Tuten unterschrieb eine 76 statt seiner ursprünglichen 74 und verlor dadurch wertvolle Plätze auf dem Leaderboard. Der 30. Platz im Gesamtranking war futsch und damit auch die Tourkarte für die PGA Tour 2024. Ein Videobeweis, an den Tuten noch lange denken wird.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Dumm gelaufen, könnte man sagen, andere werden sagen, es sei "Kleinkariert". Wem geben wir recht?
In den meisten Fällen wird es wohl keinen Unterschied machen, ob der Ball einen Zentimeter links oder rechts liegt, aber wenn die Regel besagen würde, dass man überprüfen muss, ob der Spieler sich einen Vorteil verschafft hat, kommt man in eine lange Überprüfung der Beeinträchtigung, des Nutzens und der Fähigkeiten des Spielers. Damit ist dann auch die Gleichbehandlung aller Spieler gefährdet, und deshalb muss ein Ball, der zurückzulegen ist, an die richtige Stelle und nicht an eine andere Stelle. Für alle Spieler gleich und in allen Fällen gleich.
Sicher werden auch hier die Referees sich in erheblichem Maß geärgert haben, eine solche Entscheidung bekannt geben zu müssen, aber in diesen Fällen gibt es keinen Ermessensspielraum und man teilt dem Spieler nicht die Entscheidung der Spielleitung mit, sondern die Funktionsweise der Regeln. Wäre man davon abgewichen, hätte es bedeutet, dass ein anderer Spieler, der sich richtig verhalten hat, deshalb die Tourkarte nicht erhalten hätte.
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