Solheim Cup

Sie war vor genau 20 Jahren die erste Deutsche


5. September 2023 , Thomas Kirmaier


Elisabeth Esterl war 2003 erste Deutsche beim Solheim Cup. Von damals hat sie noch zahlreiche Erinnerungsstücke zu Hause. © DGV/Kirmaier/Privat
Elisabeth Esterl war 2003 erste Deutsche beim Solheim Cup. Von damals hat sie noch zahlreiche Erinnerungsstücke zu Hause. © DGV/Kirmaier/Privat

Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren war Elisabeth Esterl erste deutsche Teilnehmerin bei einem Solheim Cup. An ihrem 47. Geburtstag besuchen wir sie in ihrem Haus in Niederbayern, wo es tierisch zugeht und sie zahlreiche Erinnerungsstücke aufbewahrt.

Du erkennst den wahren Charakter eines Menschen daran, wie er mit Tieren umgeht. Das ist nicht nur ein vielzitiertes Sprichwort, sondern auch These vieler Psychologen. Nicht nur, wenn es danach geht, ist Elisabeth Esterl ein herzensguter Mensch. Die frühere Tour-Spielerin hat uns an ihrem 47. Geburtstag zu Kaffee und Kuchen in ihr Haus im niederbayerischen Reisbach eingeladen. Vom Esstisch aus überblicken wir Felder, Wiesen, Wälder und sehen hinüber zum Golfclub Schloßberg, wo vor knapp 40 Jahren alles begann.

Alle News & Infos im Solheim-Cup-Special >>>

„Wir haben eine Landwirtschaft mit vielen Kartoffelackern. Mein Opa war recht kreativ und irgendwann der Meinung, ein Golfplatz sei rentabler. Also hat die Nachbars-Familie Erhardsberger einen auf deren und unseren Grundstücken gebaut“, erzählt Elisabeth Esterl, die alle nur als „Liesl“ kennen. Ihre Kindheit verbrachte sie daher auf den Fairways und Grüns des GC Schloßberg, wurde immer besser und mauserte sich zu einer erfolgreichen Tour-Spielerin. „Mir hat das einfach Spaß gemacht.“ Im September 1997 wechselte sie ins Profilager, holte zahlreiche Top-Ten-Plätze und gewann 2003 die Tenerife Ladies Open und 2004 die KLM Ladies Open (LET).

Elisabeth Esterl, die alle nur als Liesl kennen, in ihrem Tour-Van zu Hause im niederbayerischen Reisbach.
Elisabeth Esterl, die alle nur als Liesl kennen, in ihrem Tour-Van zu Hause im niederbayerischen Reisbach. | © DGV/Kirmaier


„Das war eine tolle Zeit mit so vielen großartigen Begegnungen und Erlebnissen“, schwärmt sie. 2003 war sie die erste Deutsche, die jemals an einem Solheim Cup teilnehmen durfte. Mitte September war das, also vor ziemlich genau 20 Jahren. Welche Erinnerung sie daran noch hat? „Die Menschenmassen und die Stimmung, das war schon sehr beeindruckend. Das gibt’s in unserem Sport ja sonst nie.“ Zahlreiche Erinnerungsstücke von damals hat sie noch zu Hause. Das Bag, ein gerahmtes Foto des Teams mit Laura Davies, Annika Sörenstam, Suzann Pettersen und ein T-Shirt, das eine besondere Geschichte erzählt: „Annika Sörenstam, ihr Mann und ihr Caddie kamen am Vorabend der Einzel zu uns und haben uns das Winner-Shirt gegeben, dabei hatten wir noch gar nicht gewonnen.“ Mit dem Druck konnte das Team umgehen und schlug die USA im Barsebäck Golf & Country Club mit 17,5:10,5. Esterl steuerte 1,5 Punkte zum Triumph bei. Alle Europäerinnen unterschrieben das Shirt; eines davon befindet sich in Niederbayern.

Und was macht die deutsche Solheim-Cup-Veteranin heute? Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten Neil Webb, einem Golf-Pro aus England, im Haus ihrer Oma in Reisbach im Landkreis Dingolfing-Landau. Idylle pur, viel Natur, freie Sicht. Bei unserem Besuch begrüßen uns Hund Freddie und einige Katzen. Alle tragen Namen von Golf-Stars. Freddie wegen Couples sowie beispielsweise die Katzen Seve (Ballesteros) und Tommy (Fleetwood). Eigentlich sitzt Liesl Esterl schon auf gepackten Koffern, denn sie nimmt an der WINSTONgolf Senior Open teil, wo nicht nur die Altstars der Legends Tour abschlagen, sondern auch einige bekannte Ü45-Ladies. Danach geht’s zum Solheim Cup nach Spanien, wo sie eine Reisegruppe betreut und von dort weiter nach Portugal, wo Esterl gemeinsam mit Neil Webb das halbe Jahr überwintert.

Das Winner-Shirt vom Solheim-Cup 2003, das die Europäerinnen schon vor den Einzeln bekommen hatten. Und ein Shirt aus der Kollektion von Esterl Golf.
Das Winner-Shirt vom Solheim-Cup 2003, das die Europäerinnen schon vor den Einzeln bekommen hatten. Und ein Shirt aus der Kollektion von Esterl Golf. | © DGV/Kirmaier


„Das machen wir jetzt schon seit ein paar Jahren, genießen dort das schöne Wetter, spielen Golf und kümmern uns um unsere Tiere.“ In Tavira an der Algarve sind sie tatsächlich sehr aktiv in Sachen Tierschutz, unterstützen Organisationen sowie Projekte, die Hunde und Katzen von der Straße holen, ihnen ein besseres Leben ermöglichen und machen mit der The Frankie Foundation über Social Media auf ihre Aktionen aufmerksam. Frankie war eine Katze, die sie in ihr Herz geschlossen hatten, die allerdings bei einem Autounfall ums Leben kam. Eine bittere, traurige Erfahrung. „Wir sehen viele schlimme Dinge dort, aber es gibt uns viel, wenn wir Tierleben retten können“, erzählen sie.

Liesl und Neil teilen eine weitere Leidenschaft: Mode. So designen und produzieren sie Shirts, Kleider, Hemden, Hosen, Kappen und vieles mehr für Golfer, die es bunt und schrill mögen. „Ich stand schon immer auf knallige Farben und mit den Stoffen können wir uns da ein bisschen austoben“, erzählt Elisabeth Esterl. Sie lässt in Limited Editions schneidern und sich bei der Produktion von Tier- und Naturmotiven inspirieren. So geht von jedem verkauften Teil ein Beitrag an ihre Tierschutzprojekte. Zudem tourt sie mit ihren Van gerne von Turnier zu Turnier und dann wird der Bus zur Mini-Shopping-Mall. Golf, Mode und Tierschutz – das sind die Leidenschaften von Elisabeth Esterl. Was könnte es Besseres geben für die Tour-Spielerin, die vor 20 Jahren erste Deutsche beim Solheim Cup war?

Deutsche Momente beim Solheim Cup

Elisabeth Esterl war 2003 in Schweden erste deutsche Spielerin beim Solheim Cup. © Jos Linckens/Golfsupport.nl
Bettina Hauert war 2007 zwei deutsche Solheim-Cup-Teilnehmerin - ebenfalls in Schweden. © Jos Linckens/Golfsupport.nl
2011 in Irland begann die Solheim-Cup-Karriere von Sandra Gal (hier mit Catriona Matthew). © Jos Linckens/Golfsupport.nl
Keine hat mehr: Caroline Masson startete 2013 in Colorado ihre Solheim-Cup-Karriere, kommt auf gesamt vier Teilnahmen und ist damit Deutschlands Rekord-Teilnehmerin. © Dustin Bradford/Golfsupport.nl
Heimspiel: 2015 fand der Solheim Cup erstmals in Deutschland, genauer im GC St. Leon-Rot, statt. Sandra Gal und Caroline Masson spielten für Team Europa. © Thomas Niedermüller/Getty Images
In St. Leon-Rot erlebten die Zuschauer einen äußerst spannenden Kampf zwischen den Kontinenten. © DGV/Kirmaier
Tausende Zuschauer wollten sich das Spektakel 2015 in St. Leon-Rot nicht entgehen lassen. © DGV/Kirmaier
Alle Augen auf den Pokal: Am Ende siegten die US-Amerikanerinnen hauchdünn und entführten die Trophäe aus Deutschland. © DGV/Kirmaier
Als Kommentatorin fürs Fernsehen war Sophia Popov (hier mit Sportschau-Moderatorin Julia Scharf) 2015 in St. Leon-Rot im Einsatz. © DGV/Kirmaier
Sechs Jahre später war Sophia Popov die insgesamt fünfte Deutsche bei einem Solheim Cup. Damals fand das Event in Inverness/Ohio statt. © Brian Spurlock/Golfsupport.nl

 

Alle News & Infos im Solheim-Cup-Special >>>