DGL 2023

3-2-1: Sebastian Buhl macht mit den Damen des GC St. Leon-Rot sein Meisterstück


6. August 2023 , Matthias Lettenbichler


Für Trainer Sebastian Buhl ist es der erste DM-Titel, für den GC St. Leon-Rot ist es seit 2013 bereits der fünfte Sieg bei der Team-DM der Damen. Foto: DGV / Stefan Heigl
Für Trainer Sebastian Buhl ist es der erste DM-Titel, für den GC St. Leon-Rot ist es seit 2013 bereits der fünfte Sieg bei der Team-DM der Damen. Foto: DGV / Stefan Heigl

Es ist vollbracht: Die Damen des GC St. Leon-Rot gewinnen die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2023 und entthronen die Titelverteidigerinnen des Hamburger GC Falkenstein. Beim Final Four im Golf-Club Pfalz in Neustadt an der Weinstraße setzt sich das Team von Trainer Sebastian Buhl mit 5,5:3,5 durch und holt den Titel nach 2014, 2016, 2017 und 2019 zum bereits fünften Mal ins Kraichgau.

Neustadt an der Weinstraße – Die Quote bei englischen Buchmachern wäre wohl ohnehin nicht üppig ausgefallen, hätte jemand vor dem Final Four 2023 auf die Damen des Golf Club St. Leon-Rot als Gewinnerinnen gesetzt. Denn auch im Sport gibt es immer wieder mal das Gesetz der Serie, und eine solche Serie haben in den letzten Jahren auch die Spielerinnen des Clubs aus dem Kraichgau aufzuweisen. In der eigenen Liga, der 1. Bundesliga Süd, wurde das Team von Trainer Sebastian Buhl stets souverän Meister, mal mit einem oder zwei Pünktchen Verlust, aber dennoch völlig unangefochten, immer wieder auch ungeschlagen mit den vollen 25 Punkten aus fünf Partien, wie auch in der aktuellen Saison 2023.

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Nur beim Final Four, dem unbestrittenen Saisonhöhepunkt des deutschen Mannschaftsgolf, klappte es bislang nicht mit dem ganz großen Wurf. Richtig, in den Jahren 2014, 2016, 2017 und 2019 wurde das Team SLR bereits viermal Deutscher Mannschaftsmeister in der 2013 gegründeten Deutschen Golf Liga, doch das ist relativ lange her, und seither ging die begehrte silberne Trophäe stets an die Konkurrenz.

Im Corona-Jahr 2020 pausierte die Liga, und beim ersatzweise ausgetragenen Deutschen Mannschaftspokal belegten St. Leon-Rots Damen unter ihrem neuen Trainer Sebastian Buhl, der seit Ende 2019 die SLR-Damenteams verantwortet, Rang 4. Im Jahr darauf, nun wieder nach einer vollen DGL-Saison, kamen die Kraichgauerinnen auf den dritten Platz, schalteten auf Gut Kaden im Match um Bronze zwar den GC München Valley aus, waren im Halbfinale aber an den Spielerinnen des Hamburger GC gescheitert, die ihrerseits im Finale gegen den G&LC Berlin-Wannsee unterlagen.

Bad der Doppelsieger an der 16

Im Final Four 2022, nun im Golf-Club Pfalz in Neustadt an der Weinstraße, hatten die Hamburgerinnen erneut das bessere Ende für sich, diesmal im Gold-Match gegen St. Leon-Rot. „Wir sind jetzt in den letzten Jahren Vierter, Dritter und Zweiter geworden – diesmal musste es einfach klappen. Der Druck war für alle enorm groß, umso glücklicher bin ich, dass wir diesen Titel jetzt endlich geholt haben“, so Sebastian Buhl nach dem 5,5:3,5-Triumph über die Hamburgerinnen im Final Four 2023; eine gelungene Revanche für die bitteren Niederlagen der vergangenen beiden Jahre, die der gebürtige Niederbayer mit einem beherzten Sprung in den Teich der Bahn 16 des GC Pfalz feierte, wo er gemeinsam mit Marco Schmuck, dem Trainer der ebenfalls siegreichen Herren des GC St. Leon-Rot, ein fröhliches Bad der Doppelsieger nahm. „3-2-1 – da waren wir jetzt einfach dran, und ich bin unheimlich stolz auf meine Mädels!“

Finaltag im GC Pfalz


Insbesondere die Art und Weise, wie das Team des GC St. Leon-Rot im Jubiläumsjahr 2023 der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf im GC Pfalz auftrat, beeindruckte. Im Halbfinale schalteten Buhls Damen den Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee mit einem souveränen 5,5:3,5 aus, gerieten nie in Gefahr, das Final-Match um den DM-Titel zu verpassen. „Mit den Hamburgerinnen haben wir noch eine, genauer gesagt sogar zwei Rechnungen offen, die wollen wir heuer begleichen“, hatte Sebastian Buhl schon vor dem Final Four angekündigt, und versprochen: „Wir fahren exzellent vorbereitet in den GC Pfalz.“

Ein Versprechen, das er und seine Spielerinnen hielten. Bereits in den Vierern kaufen die SLR-Damen den Hamburgerinnen den Schneid ab, holten 2,5 der drei Punkte. Charlotte Back und Anni Eisenhut schickten Theresa Quasdorf und Susanne Brenske mit einem deutlichen 6&5 zurück ins Clubhaus, Sofia Maier-Borst und Stella Jelinek holten gegen Hannah-Leonie Karg und Viktoria Maria Hund den zweiten Punkt und mussten beim 3&2 ebenfalls nicht über die volle Distanz gehen. Allein Paula Schulz-Hanßen und Isabelle Schlick mussten nach ihrem Match gegen Christin Eisenbeiß und Maike Schlender einen halben Punkt abgeben.

Damit brauchte St. Leon-Rot nur noch 2,5 Punkte aus den sechs Einzeln, um die Serie zu vollenden und erstmals nach 2019 wieder als Sieger des Final Four zurück in den Kraichgau zu fahren. Und die Spielrinnen lieferten: Una Irrgang entschied die Auftakt-Partie der Nachmittagseinzel gegen Emilie von Finckenstein mit 2&1 für sich, Stella Jelinek setzte sich gegen Susanne Brenske souverän mit 4&2 durch, und den Schlusspunkt setzte Sofia Maier-Borst, die Viktoria Maria Hund mit 2&1 in die Schranken wies und beim Team und der gesamten Entourage des GC St. Leon-Rot für grenzenlosen Jubel sorgte.

„Seit drei Jahren versuchen wir nun diesen Titel zu gewinnen – endlich hat es geklappt, so SLR-Coach Sebastian Buhl. „Es war heute ein absolutes Wechselbad der Gefühle. Morgens sind wir bockstark in die Vierer gestartet, und auch die Einzel haben wir dann sehr souverän begonnen. In relativ vielen Matches lagen wir früh vorne, im letzten Drittel haben wir dann aber plötzlich das Momentum verloren und es wurde noch einmal ziemlich eng. Aber meine jungen Wilden haben das Ding zusammengehalten und dann den wie ich meine völlig verdienten und hart erarbeiteten Sieg nach Hause gebracht.“

Woman of the Tournament

Allen voran überzeugte Youngster Sofia Maier-Borst, die am Final-Four-Wochenende vier von vier möglichen Punkten holte. Buhl: „Sofia hat das hier richtig gerockt, für uns war sie Woman of the Tournament!“ Die 15-Jährige holte als einzige Teilnehmerin des Final Four 2023 die vollständigen vier möglichen Punkte.

„Als Buhli mir im Juni gesagt hat, dass er mich gerne beim Final Four dabeihätte, da dachte ich, er will mich vielleicht zur Unterstützung des Teams mitnehmen, zum Anfeuern. Dass ich dann viermal selbst spielen würde, und auch noch alle vier Punkte holen, das hätte ich mir niemals träumen lassen“, so Sofia Maier-Borst.

Der Traum vom Final Four und Sofias tatsächliche und traumhafte Vorstellung in der Pfalz begann direkt im Halbfinale im Vierer an der Seite von Stella Jelinek, als beide die Berlinerinnen Alina und Sophie mit 4&2 vom Platz schickten. Im Einzel folgte dann „meine mit Abstand beste Runde – ich glaube, da habe ich 5 unter Par gespielt“, so Sofia Maier-Borst. So gut jedenfalls, dass Alina Bingel mit 4&3 ein zweites Mal an diesem Tag das Nachsehen hatte. Und die Show der 15-Jährigen SLR-Spielerin ging auch am Finaltag weiter, und erneut musste eine Gegnerin zweimal erleben, wie stark das Eigengewächs des GC St. Leon-Rot ist – Sofia Maier-Borst begann in St. Leon-Rot im Alter von drei Jahren mit Golf, besuchte damals das Bambini-Training des Clubs. Im Vierer des Gold-Matches besiegte das Duo Maier-Borst/Jelinek zunächst die starken Hanseatinnen Hannah-Leonie Karg und Viktoria Maria Hund mit 3&2. Im Einzel am Nachmittag gab’s dann ein 2&1 für Sofia Maier-Borst gegen Viktoria Maria Hund, gleichbedeutend mit dem Matchgewinn, dem dritten Einzelpunkt für ihr Team und der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft 2023 für den GC St. Leon-Rot.

Dass es diesmal geklappt hat mit dem Titel und die Serie 3-2-1 damit erfolgreich vollendet ist, lag laut Buhl an exzellenten Einzelleistungen wie der Vorstellung der AK-16-Spielerin, ganz wesentlich aber auch am hervorragenden Teamgeist und an der noch intensiveren, noch härteren Vorbereitung. „Vor zwölf Monaten war ich hier im GC Pfalz am Boden zerstört nach unserer Niederlage, und jetzt kann ich diesen Sieg nur noch genießen. Unser Kader ist noch stärker in der Breite geworden, wir haben zwischen Damen, AK18 und AK16 noch bessere Verbindungen geschaffen, und uns in unserer Vorbereitung regelmäßig aus der Komfortzone herausbewegt, denn nur durch Widrigkeiten lernt man“, so der Coach. „Es lag ein großer Erwartungsdruck auf dem Team, auf dem Club und auch auf mir, und jetzt haben wir endlich den Deckel drauf gemacht.“

Und die Hamburgerinnen? Die traten in diesem Jahr erstmals unter Führung ihrer neuen Trainerin Esther Poburski an und reisten als selbstbewusste Titelverteidigerinnen in die Pfalz. Allerdings wurde schon im Halbfinale klar, dass diese Deutsche Mannschaftsmeisterschaft für die Hanseatinnen kein Selbstläufer wird. Bereits im Halbfinale kamen sie unerwartet in große Bedrängnis, als sie gegen die Damen des Münchener GC nach den Vierern bereits 3:0 in Führung lagen, dann aber in den Einzeln den Ausgleich hinnehmen und damit ins Stechen mit den Münchnerinnen mussten; das Playoff hatte Susanna Brenske für den HGC dabei überhaupt erst auf den letzten Drücker mit einem Weltklasse-Putt an der 18 aus fünf Metern perfekt gemacht. Im Stechen setzte sich schließlich Christin Eisenbeiß am fünften Extra-Loch gegen Vicki Troeltsch durch und brachte den Hamburger GC zum dritten Mal in Folge in die Gold-Partie.

Nach dem deutlichen Rückstand in den Vierern gegen St. Leon-Rot kämpften sich die Hanseatinnen in den Einzeln des Sonntagnachmittags noch einmal mit starken Putts heran, und Maike Schlender gegen Anni Eisenhut, Christin Eisenbeiß gegen Paula Schulz-Hanßen und Hannah-Leonie Karg im Duell gegen Charlotte Back sorgten für drei Punkte auf der Habenseite und letztlich ein Remis in den Einzeln, das es den Damen des Hamburger GC Falkenstein erlaubte, die Silbermedaillen am frühen Abend mit Stolz entgegenzunehmen. Und was sie zweifellos motiviert, sich noch akribischer auf die nächste DGL-Saison vorzubereiten, denn nun haben die Hamburgerinnen eine Rechnung offen mit St. Leon-Rot.

„Nach dem Final Four ist vor dem Final Four, die Arbeit geht jetzt schon wieder los fürs nächste Jahr“, machte auch St. Leon-Rots Trainer Sebastian Buhl klar, als er schon in bester Feierlaune seine Spielerinnen im Party-Wald des GC Pfalz hochleben ließ. „Wir haben dann nächstes Jahr die Bürde, als Titelverteidiger anzutreten, das ist für und dann auch mal wieder ein neues Gefühl, und auf das werden wir uns vorbereiten.“

Final Four 2024 im GC München-Riedhof

Wobei der gebürtige (Nieder)Bayer Sebastian Buhl beim Final Four 2024 sogar einen gewissen Heimvorteil genießen kann: Wie Jörg Schlockermann, Vorstand Kommunikation des Deutschen Golf Verbands, im Rahmen der Siegerehrung im GC Pfalz bekannt gab, findet das Finale Turnier der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft 2024 im Bayern statt, im Golfclub München-Riedhof südlich von München. „Auch wenn wir die Pfalz sehr vermissen werden, weil wir uns hier sehr wohl gefühlt haben, freu‘ ich mich tierisch, dass wir unseren Titel in meiner bayerischen Heimat und auf dem Platz des GC München-Riedhof verteidigen dürfen. Ich kenne die Anlage sehr gut, und ich mag den Platz sehr gerne mag“, kommentierte Sebastian Buhl den Austragungsort des Final Four 2024.

Vermutlich auch deshalb werden die Wett-Quoten der englischen Buchmacher für eine erfolgreiche Titelverteidigung der Damen des GC St. Leon-Rot nicht außerordentlich hoch sein.

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