The Open
Harman siegt souverän, Siem sieht Luft nach oben
23. Juli 2023 , Thomas Fischbacher
Brian Harman gewinnt die 151. Open in Royal Liverpool deutlich mit sechs Schlägen Vorsprung. Für die beiden Deutschen endet das Major versöhnlich.
Brian Harman ist Hobbyjäger und baut den Frust, den Golf auf allerhöchstem Niveau bisweilen bereithält, gerne bei seiner liebsten Freizeitbeschäftigung ab. Bei der 151. Open in Royal Liverpool war Harman, 36, aber von Tag eins an der Gejagte. Der Amerikaner, als Nummer 26 der Golfwelt in die Woche gestartet, verblüffte das Feld mit einer Spielstärke, die ihn früh ein Polster auf die Verfolger brachte und glänzte in der Folge mit einer Nervenstärke, die in seiner Position alles andere als selbstverständlich war.
Trotz eines nervösen Starts in die Finalrunde mit zwei frühen Bogeys endete auch die verregnete Finalrunde in Hoylake mit einem Ergebnis unter Par. Immer wieder konnte der Routinier mit einem unglaublich guten Putting sein Spiel zusammenhalten. Nach seinem furiosen Start in das letzte Major des Jahres mit 67 und 65 Schlägen und einer deutlichen Halbzeitführung ging es am Wochenende stabil weiter. Harman traf kaum einen Topfbunker und vermied es so, den Verfolgern allzu viel Hoffnung auf einen Einbruch zu geben. 69 und 70 Schläge reichten am Ende für einen haushohen Triumph. Die Eckdaten: 13 unter Par, vier Runden unter dem Platzstandard, sechs Schläge Vorsprung auf die nächste Konkurrenz und den maximalen Druck, drei Mal mit deutlicher Führung in die Runde zu starten, souverän überstanden.
Dritter Tour-Titel
Dabei hatte Harman Erfahrung darin, Major-Turniere nach 54 Löchern anzuführen. Bei der US Open 2017 musste er am Ende Brooks Koepka den Vortritt lassen. Als Sechster der Open in St. Andrews im vergangenen Jahr hatte er auch bewiesen, dass er mit den Eigenheiten des Spiels auf Linksplätzen ganz gut zurechtkommt. Für den Linksschwinger ist es der erste Titel seit der Wells Fargo Championship 2017. Zahlreiche Top-Ergebnisse in den vergangenen Monaten hatten den dritten Tour-Titel näher rücken lassen, umso schöner für den PGA-Tour-Routinier, dass es bei einem der ganz großen Turnieren passiert.
“Ich freue mich jetzt schon auf die Pints, die ich später aus der Claret Jug trinken werde”, erklärte er. “Mein größter Dank gebührt meinem Team, meiner Familie und allen hier auf der Anlage. Dieser Platz war eine sensationelle Herausforderung und trotz des teilweise bescheidenen Wetter in einem überragenden Zustand. Danke dafür." Für seinen ersten Major-Sieg erhält er einen Scheck über drei Millionen Dollar.
Straka spricht über schwierige Bedingungen
Platz zwei teilen mit Jon Rahm, Jason Day, Tom Kim und Sepp Straka gleich vier Spieler. Für den Österreicher Straka ist es nach Platz sieben bei der PGA Championship das zweite Top-Ergebnis in diesem Jahr bei einem Major-Turnier. “Es war wirklich schwierig heute” kommentierte der Österreicher bei Golf.de die regnerischen Bedingungen. “Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bei so einem Wetter gespielt habe. Man wusste nicht, wie der Ball aus dem Rough herauskommt. Wichtig war es nur, geduldig zu bleiben und nicht zu versuchen, irgendetwas zu erzwingen.” Durch das Top-Ergebnis hat der Wiener einen Platz im Ryder-Cup-Team für Rom Ende September so gut wie sicher.
Auch für die beiden verbliebenen Deutschen endete das Turnier versöhnlich. Hurly Long notierte eine Par-Runde, Marcel Siem gelang sogar eine 70 (-1). Beide beenden das Event auf einem respektablen 41. Rang.
Siem sieht Luft nach oben
“Es war wieder Luft nach oben drin, es ist wirklich gar nichts gefallen”, haderte Siem. “ Das ist ein bisschen deprimierend. Ich habe echt gutes Golf gespielt, selbst die 74 am Samstag war es jetzt nicht so schlecht. Versöhnliches Ende, passt schon.”
Zufriedener wirkte hingegen Major-Debütant Long: “Ich hätte nicht viel besser spielen können bei den Bedingungen. War schön hinten raus, hab viele gute, mutige Schläge gemacht und bin belohnt worden. Für mich hoffe ich natürlich, dass das Wetter so bleibt und ich noch ein paar Plätze nach oben rücken kann, mal sehen. Es hat extrem viel Spaß gemacht die Woche.“