DGL 2023
Platzrekord eingestellt
22. Juli 2023 , Stefan Bluemer
Rosalie Stadler vom G&LC Berlin-Wannsee lässt es am Morgen des letzten Spieltags der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf richtig krachen, donnert acht Birdies auf den heimischen Platz und stellt mit ihrer 65 (-7) den Platzrekord von 2019, gespielt durch Alexandra Försterling, ein.
Berlin – Die Ausgangslage in der Nordstaffel der 1. Bundesliga der Damen vor dem fünften Spieltag ist klar: Titelverteidiger Hamburger GC war schon sicher für das Final Four qualifiziert und fand sich früh am Ende des Tagesklassements wieder. Beste Aussichten, auch 2023 wieder neben den Hanseaten beim oft sehr emotionalen Saisonfinalturnier dabei zu sein, hat der G&LC Berlin-Wannsee, der vor dem fünften Spieltag zwei Punkte Vorsprung auf den GC Hubbelrath und zudem 38 Schläge weniger in den Büchern hatte.
Längere Pause
Vor dem fünften Spieltag hatte es in der DGL eine längere Pause gegeben. Die Athletinnen der 1. Bundesliga Nord waren aber dennoch nicht untätig und so haben sich einige durch tolle Ergebnisse mit frischem Selbstvertrauen versorgt.
Esther Poburski, die als verantwortliche Trainerin mit der Damen-Nationalmannschaft bei der Team-Europameisterschaft die Bronzemedaille gewonnen hat, musste ihre Clubmannschaft vom Hamburger GC allerdings ohne Christin Eisenbeiß spielen lassen, die bei den Team-Europameisterschaften mit dem Bundesadler auf dem Shirt in Finnland an dem großen Erfolg beteiligt war, nun aber gesundheitlich angeschlagen ist und voraussichtlich sogar auf den Start bei der Einzel-EM verzichten muss. Einzig gegen alles überragend spielende Spanierinnen, die am Ende auch souverän das Finale gegen England gewannen, zog Deutschland in Finnland den Kürzeren und musste nach einem famosen Halbfinale anerkennen, dass die Südeuropäerinnen an diesem Tag immer auf sehr gute Schläge der Deutschen noch bessere Schläge parat hatten.
Bei den Mädchen waren gleich drei Spielerinnen der Nordstaffel der 1. Bundesliga mit dem deutschen Team unterwegs. Rosalie Stadler vom G&LC Berlin-Wannsee, Emma Delwes vom GC Hannover und Antonia Steiner vom GC Hubbelrath belegten in Frankreich bei der Team-EM den zehnten Platz. Die Hubbelratherin fehlte ihrem Team am Wannsee, da sie nach den vielen Turnierrunden dringend eine Pause zur Regeneration braucht.
Mit dem neuerlichen Titelgewinn bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften hat sich Alina Bingel auf das Saisonfinale der DGL eingestimmt. Auf der Anlage des Berliner GC Stolper Heide hatte Bingel nach Runden mit 73 und 75 Schlägen zwei Zähler Vorsprung auf ihre Mannschaftskameradin vom G&LC Berlin-Wannsee. Linda Rademacher bekam für ihre gute Leistung die Bronzemedaille.
Gewitter am Vorabend
Am Abend des Trainingstages hatte der G&LC Berlin-Wannsee zum Get-Together mit Buffet geladen. Die Mannschaften saßen gemütlich unter dem Vordach des Clubhauses, als erste Gewitterwarnungen kamen. Gut für den hervorragend gepflegten Platz: es kam tatsächlich einiges an Regen vom Himmel. Gut für den Spieltag, dass das Gewitter nicht am Spieltag über den Südwesten Berlins zog, denn traditionell wird am Wannsee nur von Tee 1 gestartet, was bei einem Doppelspieltag einen extrem langen Tag nach sich zieht. Unterbrechungen dürfen da nicht stattfinden.
Einzel am Morgen
Ab 7.30 Uhr wurde auf der Anlage des 1895 gegründeten und damit ältesten und traditionsreichsten Golfclubs Deutschlands gestartet. Die Damen hatten den Vortritt.
Nach dem Erlebnis Team-EM der Mädchen war es Rosalie Stadler vom Gastgeber Wannsee, die sich in einen wahren Rausch spielte. Dass sie tief gehen kann, hatte die 16-Jährige schon mit zwei Runden mit jeweils fünf unter Par bewiesen. Die 65 (-7) sind jedoch ihr bislang bestes Ergebnis. Der Platzrekord, der von Alexandra Försterling gehalten wird, wurde damit egalisiert. Försterling spielt inzwischen auf der LET, darf aber weiterhin auch in der DGL für den G&LC Berlin-Wannsee spielen. Aktuell liegt die Berlinerin beim Turnier in Spanien aussichtsreich und in Reichweite zur Top Ten.
Rosalie Stadler war nach ihrer fabelhaften Runde entsprechend zufrieden: „Ich habe heute richtig gut gespielt und habe acht Birdies und nur ein Bogey auf der Scorekarte untergebracht. Die Runde lief super und es hat alles zusammen gepasst. Auch die Stimmung mit Alissa Kupitz als Caddie war richtig gut. Mein Highlight war das Birdie an Loch 17. Ich habe einen sehr guten Abschlag gemacht, mein Ball ist dann mit Backspin die Welle herunter gerollt und es haben nur noch ein paar Zentimeter zum Hole-in-one gefehlt. Die Runde hat total viel Spaß gemacht und beim Heimspieltag zu spielen, ist mit der vielen Unterstützung hier vor Ort sowieso immer etwas besonderes.“
Die Leistungsexplosion seiner Spielerin erklärt Mario Hansch, der Trainer des G&LC Berlin-Wannsee durch kleine Änderungen bei der mentalen Herangehensweise: „Wir haben gestern Abend darüber gesprochen, wie man gut in ein Turnier startet. In der Einspielrunde hatte Rosalie ein paar mentale Aufgaben. Es ging ein bisschen darum, wirklich aktiv zu werden und das, was sie kann, auch wirklich gleich am Anfang abzurufen. Ich glaube, dieser Reiz hat etwas mobilisiert, so dass sie heute gezeigt hat, was in ihr steckt.“
Sieben Spielerinnen unter Par
Insgesamt waren nur sieben Spielerinnen unter Par geblieben: Rosalie Stadler, Katharina Lohoff und Julia Neumann vom Gastgeber, Emma Delwes vom GC Hannover, Anna Hommel Döring und Franziska Knötsch vom Düsseldorfer GC und Milla Sagel vom GC Hubbelrath. Vom Titelverteidiger und Tabellenführer Hamburg hatte dies keine Spielerin geschafft. Beste Hanseatin war Theresa Quasdorf, die mit einer extrem bunten Scorekarte auf 73 (+1) Schläge kam. Von Eagle bis Doppelbogey waren alle Farben vertreten. Der HGC Falkenstein stand folgerichtig schon sehr früh am Ende des Tagesklassements.
Wie immer sind die Ergebnisse der Einzel nur eine Momentaufnahme, da erst nach den abschließenden Einzeln am Sonntag feststehen wird, welche zwei Einzel-Scores nicht in die Wertung kommen. Hierdurch sind schnell größere Verschiebungen im Klassement des Spieltags möglich.
Vierer
In den Vierern gab es keine großen Verschiebungen im Klassement, wobei der GC Hannover mit gesamt vier über Par seinen zweiten Platz an den Düsseldorfer GC abgeben musste. Die Mannschaft aus Ratingen brachte im Vierer zwei unter Par auf besonders spektakuläre Art in die Wertung. Im allerletzten Flight war Anna Hommel Döring gemeinsam mit Sarah Knitter unterwegs. Nach einer wilden Runde mit zwei Bogeys zum Start und drei Birdies in Serie auf den Löchern acht bis zehn, kam das Duo mit einem Schlag unter Par auf das 17. Tee. Ein Bogey brachte die DGC-Spielerinnen zurück auf Even Par. Anna Hommel Döring machte auf Loch 18 einen langen Teeshot. Sarah Knitter ließ ihren zweiten Schlag auf dem Par 4 rund fünf Meter vor der Fahne landen und elegant ausrollen – zum laut bejubelten Eagle.
Auch Lokalrivale Hubbelrath beendete die Vierer mit „zwei unter“, nachdem sowohl Emilia von Glahn mit Milla Sagel, wie auch Mia Hammerschmid mit Mathea Sagel unter Par geblieben waren.
Für Gastgeber Wannsee kamen die Bingel-Schwestern unter Par ins Clubhaus, obwohl sie auf Loch 18 noch ein Bogey kassierten.
Weichen gestellt
Gastgeber Wannsee hat für seine Gäste nicht nur einen wie immer perfekten Rahmen geboten, sondern bei den Damen auch vor den abschließenden Einzeln die Weichen mehr als deutlich für das Final Four gestellt. Die Gastgeberinnen liegen als einziges Team unter Par und haben vor dem ersten Verfolger satte 21 Schläge Vorsprung.
Entsprechend entspannt wartete Wannsee-Coach Mario Hansch am 18. Grün auf seine Spielerinnen und stimmt sein Team anschließend mit engagierten Worten auf die Einzel am morgigen Sonntag ein. Wieder werden die Damen ab 7.30 Uhr von Tee 1 starten.
Das Tagesfazit des erfahrenen Coaches war dennoch sachlich und keineswegs euphorisch: „Es war erst der erste Tag. Zum Schluss wird abgerechnet, aber wir sind mit dem ersten Tag sehr zufrieden, denn es wurde umgesetzt, was wir und vorgenommen hatten. Nämlich: nicht nach hinten zu gucken. Unser Ziel ist es, diesen Spieltag zu gewinnen und nicht irgendwelche andere Konstellationen zuzulassen. Wir wollen aus eigener Kraft zum Final Four und sind auf einem guten Kurs. Besser hätte der Tag nicht laufen können. Auch die Vierer sind sehr gut aufgegangen.“
Ergebnisse Einzel, Runde 1:
1. GLC Berlin-Wannsee Brutto -5
2. GC Hannover Brutto +12
3. Düsseldorfer GC Brutto +17
4. GC Hubbelrath Brutto +22
5. Hamburger GC Brutto +24
Ergebnisse nach den Vierern:
1. GLC Berlin-Wannsee Brutto -6
2. Düsseldorfer GC Brutto +15
3. GC Hannover Brutto +16
4. GC Hubbelrath Brutto +20
5. Hamburger GC Brutto +25