DGL 2023
Zwischen DGL-Entscheidung, Platzrekord und Open Championship
22. Juli 2023 , Lars Kretzschmar
Spannendes Duell um den letzten Platz im Final 4 inklusive Platzrekord und trotzdem ist in Mannheim-Viernheim immer ein Auge nach England gerichtet.
Viernheim – Die Ausgangslage vor dem Heimspiel am fünften und letzten Spieltag Süd der Deutschen Golf Liga (DGL) war für die Herren des GC Mannheim-Viernheim sehr klar: Zwei Punkte und 14 Schläge galt es gegenüber der Konkurrenz des Münchener GC aufzuholen, um den Sprung ins Final 4 zu schaffen. Grundsätzlich eine Situation, die für alle Beteiligten Spannung genug bieten und den Fokus einzig und alleine auf das Geschehen rund um diese bedeutende Entscheidung lenken sollte. Nicht aber so an diesem DGL-Spieltag – Heimspiel, Platzrekord und Final-4-Entscheidung hin oder her.
„Nach ihren letzten Putts sitzen unsere Jungs alle schnell im Clubhaus vor dem Fernseher, andersherum wird auch Hurly Long bei der Open Championship jede freie Minute im Livescoring der DGL hängen“, ist sich Mannheims Trainer Florian Fritsch schon vor dem ersten Abschlag des finalen Bundesliga-Spieltags sicher. Immerhin hat es der Jungprofi aus den Reihen des GC Mannheim-Viernheim ins Wochenende des letzten Majors des Jahres geschafft. Auch wenn Long in dieser Saison bislang keinen Einsatz in der DGL hatte, so ist er zwischen den Turnieren auf der European Tour noch immer des Öfteren zum Training in seinem Heimatclub.
Impressionen vom Samstag aus dem GC Mannheim-Viernheim
„Die Jungs der aktuellen DGL-Mannschaft zehren davon“, beschreibt Fritsch die Verbindung seiner Spieler zum letztjährigen Olympia-Teilnehmer. „Das sind Erfahrungswerte, die sind für jeden aufstrebenden Nachwuchsspieler unbezahlbar.“ Die Möglichkeit zu regelmäßigem Austausch mit Profis sei in Deutschland überschaubar, gleichzeitig in anderen Nationen weitaus belebter. Hurly Long fungiere deshalb als eine wichtige Bezugsperson, gerade in Bezug auf teils ganz banale Fragen wie ‚Was bedeutet es eigentlich Golfprofi zu sein?‘
Und jetzt ist dieses „Vorbild“ bei der legendären Open Championship im finalen Wochenende, nachdem er sich schon zuvor im Konzert der „Großen“ etabliert hatte. Die Einordnung der eigenen Leistungen und des Leistungsvermögens sei ausgesprochen wichtig, hebt Fritsch hervor. Das versucht er seinen Akteuren weiterzugeben, nicht nur wenn es um mögliche Vergleiche mit dem prominenten Teamkollegen geht.
Mit Platzrekord an die Spitze des Leaderboards
Einzuordnen galt es natürlich auch die Ergebnisse des ersten Wettkampftages am letzten Bundesliga-Spieltag der DGL. Und diese fiel erstaunlich einfach aus. Tim Kretschmann vom Gastgeber GC Mannheim-Viernheim war der Überflieger des Tages. Hatte der alte Platzrekord mit 63 noch bei neun unter Par gelegen, pulverisierte der Lokalmatador diese Bestmarke am frühen Samstag.
Frei nach dem Motto „Der frühe Vogel schnappt sich den Platzrekord“ – Kretschmanns Abschlagzeit war bereits im zweiten Flight des Tages um 7:40 Uhr – spielte er sich regelrecht in einen Rausch. Bogeyfrei lag er nach der Front Nine bei sechs unter Par, im Clubhaus angekommen waren es dann insgesamt 61 verbuchte Schläge, gleichbedeutend mit elf unter Par. Das besondere daran: Sein Ergebnis fiel so niedrig aus, obwohl er auf der Back Nine ein Bogey und an Loch 11, nach dem einzigen komplett verzogenen Abschlag ins hohe Rough, sogar ein Doppelbogey notierte.
Kurzfristige Verstärkung lässt Team über sich hinauswachsen
Doch die gesamte Mannschaft des GC Mannheim-Viernheim zeigte ihr bestes Golf, auch angestachelt von der unerwarteten und kurzfristigen Verstärkung ihres zweiten Golf-Profis Marc Alexander Hammer. Bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG im Rahmen der Challenge Tour hatte Hammer am Freitag denkbar knapp um einen Schlag den Cut verpasst und so das unverhofft freie Wochenende genutzt, um seine Mannschaft auf dem Weg ins Final 4 zu unterstützen.
Ein Vorhaben, das nach dem ersten Tag deutlich realistischer erscheint, als vor Beginn des 5. Spieltags. Nicht nur dank des Platzrekords lag Mannheim nach den Einzeln souverän vorne und verteidigte den ersten Platz im Leaderboard auch in den Vierern (-22). Während der direkte Konkurrent des Münchener GC nur an vierter Stelle lag (+18), spitzte sich auch die Entscheidung um den Abstieg aus der 1. Bundesliga zu. Die Mannschaft des GC München Valley erwischte einen starken Tag und lag mit +10 auf dem dritten Platz nur knapp hinter den Seriensiegern des GC St. Leon-Rot (+4). Am Ende des Leaderboards fand sich derweil das Team des Stuttgarter GC Solitude wieder (+20). Im direkten Vergleich mit Valley wäre das Sonntag zu wenig, um die Klasse zu halten.
Alles in allem also eine Ausgangslage, die für die finalen Einzel am Sonntag noch vieles offen lässt, vor allen Dingen für Gastgeber Mannheim und deren Ambitionen das Final 4 noch zu erreichen. Und eins scheint dabei klar zu sein: Bei der Open Championship könnte auch dann wieder ein Draht in die Heimat glühen.