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Der Volunteer für die verrückten Aktionen


20. Juli 2023 , Redaktion Golf.de


Einsatz bei der Big Green Egg German Challenge: Richard Neugebauer ist in diesen Tagen als Volunteer im Wittelsbacher GC unterwegs. © DGV/Kirmaier
Einsatz bei der Big Green Egg German Challenge: Richard Neugebauer ist in diesen Tagen als Volunteer im Wittelsbacher GC unterwegs. © DGV/Kirmaier

Richard Neugebauer ist 72 Jahre alt. Bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG ist er einer der Volunteers und als Ball-Spotter im Einsatz. Eigentlich nur ein Freiwilliger, aber der Postbote ist viel mehr als nur das.

Langeweile ist für Richard Neugebauer ein Fremdwort. Der 72-Jährige ist nicht nur viel beschäftigt und sportlich aktiv. Er ist Extremsportler. Immer wieder fallen dem umtriebigen Postboten ausgefallene Aktionen und Rekordversuche ein. Europa-Umrundung mit dem Fahrrad zum Beispiel. 24 Stunden Kegeln oder Tennisspielen. Und immer für einen guten Zweck. Das ist Richard Neugebauer ganz wichtig. Derzeit ist er als Volunteer bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG im Einsatz.

Sein jüngstes Projekt war spektakulär: Er wollte acht Golfplätze an einem Tag spielen. Da er nachts aufgrund der Dunkelheit nicht golfen kann, musste es schneller gehen. Er schaffte es in rund 16 Stunden. Und legte dabei fast zwei Marathons (81 Kilometer) im Laufschritt zurück. Kalorienverbrauch: rund 9000, sagt er. Mit dabei waren sein Betreuer Christian Wiesinger, sein Physiotherapeut Peter Weigl und Pilot Tobias von Wolffersdorff, der den Airbus Helikopter H125 sicher von Golfplatz zu Golfplatz flog. Mit Hilfe eines Sponsors hatte Neugebauer den Berufspiloten ausfindig gemacht. Der genoss den außergewöhnlichen Auftrag. „Tobias hat sich vor allem gefreut, weil er sechsmal starten und landen konnte“, berichtet Richard Neugebauer. Er selbst hatte zudem seine Premiere in einem Hubschrauber. „Eigentlich bin ich nicht schwindelfrei und habe mich anfangs in die Mitte gesetzt. Aber ab dem zweiten oder dritten Flug war das kein Problem mehr.“ Insgesamt verbrachte er rund eine Stunde im Hubschrauber, immer wieder waren auch Journalisten mit an Bord, um über den Rekordversuch zu berichten.

Los ging's um 4.30 Uhr in Habsberg bei Neumarkt in der Oberpfalz, danach spielte er auf dem nahen Golfplatz Hilzhofen. Per Heli wurde der Speed-Golfer nach Herrnhof gebracht, von dort nach Beilngries (zweimal 9-Loch), Bad Abbach, in die Holledau, nach Ingolstadt und zum Schluss spielte er 18 Loch in seinem Heimatclub Wittelsbacher GC. Letzter Putt: 21.57 Uhr. Danach war er „müde, fertig – aber sehr glücklich“. Überall sei er toll unterstützt worden, andere Spieler ließen ihn sofort durchspielen. Etwa eine Stunde 40 Minuten hat Richard Neugebauer am Ende für eine 18-Loch-Runde gebraucht. Und dabei sogar gutes Golf gespielt. „Es waren einige Pars und Birdies dabei.“

Mit dem Heli von Golfplatz zu Golfplatz: Richard Neugebauer bei seiner jüngsten Rekord-Aktion.
Mit dem Heli von Golfplatz zu Golfplatz: Richard Neugebauer bei seiner jüngsten Rekord-Aktion. | © Privat


„Schuld“ an Neugebauers Extremsportkarriere war übrigens eine Ex-Freundin. Nach der Trennung überlegte er, wie er auf andere Gedanken kommen könnte – und radelte kurzerhand 6400 Kilometer durch Russland. Seine Intention neben der eigenen seelischen Wiederherstellung war die Völkerverständigung. „So ist das 1992 losgegangen. Seitdem mache ich jedes Jahr eine andere Aktion“, erklärt der 72-Jährige. „Das Wichtigste ist mir dabei der gute Zweck. Und für mich selbst geht es rein um die sportliche Leistung.“

Sportlich war Richard Neugebauer schon immer. Als Briefzusteller war er 52 Jahre lang tagtäglich auf dem Fahrrad unterwegs. Auch heute hilft er bei der Post noch aus, wenn Not am Mann ist. „Das macht mir Spaß und ist ein kleiner Bezirk.“ Wegen der Liebe zum Radln absolvierte er seine ersten Aktionen auf einem Fahrrad. Weitere Hobbys des Mannes sind Sportkegeln, Tennis und Golf. Und auch in diesen Bereichen hat er natürlich schon einige Rekorde aufgestellt (siehe unten). Golf spielt Richard Neugebauer seit über 15 Jahren. Und das ziemlich gut: Sein Handicap liegt aktuell bei 6,9. Er verstärkt die Seniorenmannschaft AK 65 des Wittelsbacher GC.

Auch den längsten Golf-Marathon (24 Stunden) hat der Extremsportler schon geschafft: Vor drei Jahren absolvierte er diese Herausforderung mit Hilfe von Leuchtbällen, Leuchtstäben für die Orientierung und einem mit „Riesenscheinwerfern“ ausgestatteten Cart auf dem Wittelsbacher Golfplatz. „Dabei habe ich keinen Ball verloren. Ich habe ihn im Rough sogar schneller gefunden als am Tag.“ Mit dieser Aktion hatte sich der Ingolstädter einen Weltrekord gesichert. Mit „Acht Golfplätze in 16 Stunden“ möchte er ebenfalls wieder zu „RID“ (Rekord-Institut für Deutschland). „Das wird gerade in Hamburg geprüft. Ich hoffe natürlich auf einen Eintrag und eine Urkunde.“ Die würde dann neben die erste Urkunde kommen in Neugebauers Heimatclub, dem Wittelsbacher GC.


Richard Neugebauer braucht die Herausforderung. Das ist klar. „Meine Lieblingsbeschäftigung ist Laufen bei 35 Grad. Das vertrage ich sehr gut.“ Aber auch Kälte macht ihm nichts aus. Und auf Schlaf kann er ebenfalls mal ein paar Tage verzichten. Richard Neugebauer hat seine eigene Webseite (www.radelnder-postbote.de), war schon unzählige Male in den Medien und hat insgesamt rund 80.000 Euro für gute Zwecke gesammelt. Bei seiner jüngsten Golfaktion kamen 2000 Euro für die Ingolstädter Sozialeinrichtung „Wirbelwind“ (eine Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt) zusammen.

Und auch das nächste Projekt hat Richard Neugebauer schon im Kopf. Viel will der radelnde Postbote darüber noch nicht verraten, nur, „ ...dass es die längste Golfrunde der Welt“ werden soll. Zukunftsmusik, denn im Moment ist Rekordmann Richard bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG im Einsatz. Als Ball-Spotter. Wer ihn also besuchen will, irgendwo auf dem Platz des Wittelsbacher GC ist er unterwegs.

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Aktionen von Richard Neugebauer

  • Hamburg-Garmisch (1993): 900 Kilometer per Rad in 40 Stunden ohne Schlaf für die Opfer des Brandanschlags von Solingen auf eine türkische Familie.
  • Spinning-Rekord (1997): 632 Kilometer in 24 Stunden für einen behinderten Mitmenschen sowie Eintrag im Guinness-Buch.
  • Kegel-Rekord (1998): 19.023 Holz bei 3.470 Schub in 24 Stunden für den Tierschutzverein Ingolstadt sowie Eintrag im Guinness-Buch.
  • Tennis-Rekord (1999): 24 Stunden Tennis ohne Pause gegen stündlich wechselnde Gegner für Hochwassergeschädigte in Ingolstadt sowie Eintrag im Guinness-Buch.
  • Bayernumrundung mit dem Rad (1999): 1.530 Kilometer in 50 Stunden mit Radio Bayern 1 für die Aktion Sternstunden.
  • Unterwasser-Spinning (2002): 24 Stunden für die Nationalmannschaft der Rollstuhlfahrer.
  • Radeln auf der Zugspitze (2002): 530 Kilometer in 24 Stunden für die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks.
  • Mit einem 30 Kilo schweren Postrad in fünf Tagen von München nach Hamburg (2007) für UNICEF
  • 24 Stunden Golfen (2020): Eintrag bei Rekord-Institut für Deutschland (inzwischen gebrochen)
  • 72 Stunden Fahrradfahren (2022): 1000 km ohne Schlaf

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