Team-EM 2023

Erste Niederlage in drei Jahren


14. Juli 2023 , Christopher Tiess


Peer Wernicke war bislang eine zuverlässige Größe im deutschen Team. Sein Einzel heute kam allerdings nicht mehr zur Geltung, denn die Entscheidung war schon gefallen.
Peer Wernicke war bislang eine zuverlässige Größe im deutschen Team. Sein Einzel heute kam allerdings nicht mehr zur Geltung, denn die Entscheidung war schon gefallen. | © Archivbild: DGV/ Tiess

Im Halbfinale gegen Schweden müssen die Titelverteidiger aus Deutschland einen späten Misserfolg hinnehmen. 2:5 lautet der Endstand des hochklassigen Duells, doch so eindeutig waren die Matches nicht.

Wiesbaden. Die Hoffnungen waren hoch. Niemand im Team redete darüber - vor allem nicht öffentlich. Aber ein Sieg in diesem Halbfinale würde den Weg zur Titelverteidigung bis hin zur letzten Hürde ebnen. Doch Bundestrainer Christoph Herrmann tat gut daran, seinem Team leise Töne zu verpassen. Denn dieser vierte Turniertag der Mannschaft-Europameisterschaften kam für die deutschen Jungen mit einem gewaltigen Stolperstein daher.

Im ersten Vierer traten Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) und Nico Kregler (Hamburger L&GC Hittfeld) gegen Filip Fahlberg-Johnsson und Simon Hovdal an. Das schwedische Power-Duo kam erneut mit viel Druck daher und lag bereits nach zwölf Bahnen 5auf. Die beiden Deutschen konnten zwar noch verkürzen, aber am Ende sollte der Punkt mit 4&3 an Schweden gehen.

Anders hingegen der zweite Vierer. Hier standen Tim Wiedemeyer (Münchener GC) und Peer Wernicke (GC Hubbelrath) dem schwedischen Gespann Erik Sabelstrom und Jonathan Ericsson gegenüber. Und in diesem Match war es das Junior Team Germany, das den Ton vorgab. Auch die Deutschen wussten, wie Führung geht und lagen nach zwölf Bahnen stolze fünf Löcher vorne. 

Und sie konnten ihre Führung zu einem Sieg ummünzen. Allerdings bewiesen die Schweden Kampfgeist: bis zur 17. Bahn zögerten sie die Entscheidung letztendlich noch hinaus und ließen dabei den Vorsprung schmelzen. Dennoch: die beiden Deutschen holen den Punkt - das Ergebnis lautet 3&1.

Alle Einzel all square

Mit einem ausgeglichenen Ergebnis von 1:1 gingen die beiden Teams nun also in den Nachmittag - da warteten die fünf Einzel. Die Duelle wurden allesamt auf Augenhöhe geführt. Zwischenzeitig, nach neun Bahnen, gab es sogar einen Moment, wo alle Matches all square lagen. Aber der Reihe nach:

In den beiden ersten Einzel-Matches setzte Bundestrainer Christoph Herrmann erneut auf seine noch frischen Spieler Philipp Macionga (GC Augsburg) und Finn Kölle (GC St. Leon-Rot). Die Schweden gingen ihrerseits mit derselben Taktik vor - und so trafen im ersten Einzel die beiden Match Winner der Viertelfinals aufeinander: Philipp Macionga und August Petersson. Doch anders als noch im Viertelfinale, konnte Macionga dieses Mal keinen Sieg davon tragen. In der eng geführten Partie, die über die vollen 18 Löcher ging, blieb Petersson am Ende mit 1auf vorne. 

Und die Hypothek der Deutschen wurde noch gewichtiger, denn auch Finn Kölle musste einen Rückschlag hinnehmen. Mit 3&2 unterlag er im Spiel gegen Neo Berg. Für die Schweden stand es nun schon 3:1 - und das Junior Team Germany durfte kein einziges Match mehr verlieren.

Fahlberg-Johnsson zu stark

Im dritten Einzel spielte Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) gegen Jonathan Ericsson. In der Spätphase des Matches - nach 15 Bahnen - lag Bock 1auf. Doch tatsächlich sollte das Ergebnis des Süddeutschen keinen Einfluss mehr haben. Dasselbe gilt leider auch für die Partie von Peer Wernicke (GC Hubbelrath), der bislang ein erstklassiges Turnier gespielt hatte. 

Sein Spiel gegen Simon Hovdal lag all square, da kam die Nachricht durch: zwischen Tim Wiedemeyer und Filip Fahlberg-Johnsson ist die Entscheidung gefallen. Am 16. Grün gewann der bereits dormie liegende Schwede das Loch und erhöht auf ein endgültiges 4&2. 

Der Sieger der diesjährigen German Boys Open muss gegen den Zwölftplatzierten zurückstecken. Allerdings hat der Schwede in den zurückliegenden vier Tagen immer wieder gezeigt, dass er bei dieser Meisterschaft eine absolute Macht ist. Vom zweiten Platz der Zählspielwertung über die haushohen Siege in seinen zurückliegenden Matchplays - Fahlberg-Johnsson ist „on fire“. Dennoch gilt auch: mit dem Verlust dieses Matches verzeichnen die zweifachen Europameister ihre erste Lochspiel-Niederlage seit drei Jahren. 

Ein bitterer Moment für ein Team, das den Erfolg kennenlernen durfte. Und das so viel Arbeit investiert hat, um sich seine Siege zu erarbeiten. Die Ambitionen, die Europameisterschaft ein drittes Mal in Folge zu erspielen und damit eine Sensation zu schaffen, haben sich nun erledigt. Der Endstand in diesem Halbfinale lautet aufgrund der nun geteilten Matches von Wernicke und Bock 2:5.

Spiel um Bronze

Coach Christoph Herrmann kommt zu einem Fazit: „Wir sind gut eingestellt ins Match gegangen. Wir haben die Vierer auch ordentlich gestaltet. Die Vierer waren beide sehr deutlich in ihren Ergebnissen und der Auftakt dann mit 1:1 Punkten ausgeglichen. Die Einzeln begannen ebenfalls allesamt sehr ausgeglichen. Im weiteren Verlauf haben wir es allerdings nicht geschafft, an den notwendigen Stellen noch eine Schippe draufzulegen. 

Deswegen haben wir hinterher angefangen, die Spiele dann nicht siegreich zu Ende zu spielen. Wir haben damit eine bittere Niederlage hinnehmen müssen. Jetzt gilt es für uns, die Situation so hinzunehmen, wie es sich gehört. Nämlich wieder aufzustehen - und zwar gestärkt mit dem Lerneffekt, den Niederlagen so mit sich bringen. Mit dem notwendigen Reflektieren, um anschließend auf einem höheren Niveau zurückzukommen.“

Und genau dieses Zurückkommen steht früher an, als es den Deutschen recht sein kann. Doch Herrmann will daraus das Beste machen. Denn letztendlich geht es den morgigen Gegner ganz genauso. Herrmann sagt: „Morgen haben wir das Spiel um Platz drei - ein Spiel um eine Medaille. Das ist für uns am Ende ein schönes Ziel, zumal wir auf die Engländer treffen, die die Zählspiel-Qualifikation sehr deutlich gewonnen haben und nun überraschend gegen Frankreich ausgeschieden sind. Da wird es darauf ankommen, wer stärker aufsteht.“

Tatsächlich ist das französische Team an seinem Nationalfeiertag über sich hinaus gewachsen, hat die bis dahin so überragenden Engländer in Schach gehalten und letztendlich den Sieg mit zwei gewonnenen Stechen und einem 4:3 geholt. Damit spielen Frankreich und Schweden im Finale um den Titel des Europameisters. Deutschland trifft im Spiel um Platz drei auf England.