Wasser

Braun ist das neue Grün


14. Juli 2023 , Petra Himmel


Restriktiv bewaessertes Fairway im GC Gullane
Restriktiv bewaessertes Fairway im GC Gullane | © P.Himmel

Der Helmholtz-Dürremonitor leuchtet im Bereich Gesamtboden inzwischen wieder in vielen Teilen Deutschlands dunkelrot. Die Botschaft ist klar: Die Ressource Wasser ist knapp.

Die Fairways sind bräunlich-grün, an den Speicherteichen kommt die Folie zum Vorschein und auch der Golfer auf seiner Runde macht sich inzwischen vermehrt Gedanken über die Verfügbarkeit von Wasser auf dem Golfplatz. Nach den Dürrephasen der letzten Jahre haben diverse Fakten dazu geführt, dass Wassermanagement auf deutschen Golfanlagen inzwischen zu einem Top-Thema geworden ist. 

Da ist zum einen das Klima selbst. Während ein weitgehend feuchtes Frühjahr zuerst Entspannung versprach, haben die letzten, zum Teil extrem heißen Wochen dazu geführt, dass der Helmholtz-Dürremonitor im Bereich Gesamtboden inzwischen wieder in vielen Teilen Deutschlands in dunkelrot leuchtet. Die Botschaft ist klar: Die Ressource Wasser ist knapp. 

Nachdem diese Situation in Deutschland schon in den vergangenen Jahren ein Thema war, haben sich die Genehmigungen für die Wasserentnahme inzwischen auf vielen Golfanlagen geändert. Dabei ist die deutschlandweite Grundlage die nationale Wasserstrategie der Bundesregierung, die im März verabschiedet wurde. Diese ist insofern neu, als es in Deutschland bis dato keine einheitlichen Regelungen zum Thema Wasser gab. Mit ihr sollen auf Dauer die Wassernutzung in Deutschland und sogenannte Wasserhierarchien festgelegt werden, um die Wasserversorgung hierzulande langfristig zu sichern.

Wasserentnahme an Wasserstände gekoppelt

Für Kersten Preussler, Vize-Präsident im GC Odenwald, spiegelt sich diese nationale Vorgabe konkret in Zahlen wider. „Unsere Wasserentnahme ist nun an den Wasserstand der Mümling gekoppelt“, erklärt er die neuesten Vorgaben, die im Fall des GC Odenwald in Darmstadt gefällt werden. Liegt der Wasserstand der Mümling unter 0,5118 Meter, wird die Wasserentnahme gestoppt. 2022 hatte die Mümling ziemlich lange einen Wasserstand unter 0,5118 Meter. Der Club denkt deshalb nun über den Bau eines Speicherteichs nach. 

Der Fall des GC Odenwald ist nur ein Beispiel von vielen, die man derzeit innerhalb der deutschen Golfszene finden kann. Die Wasserversorgung von Landwirtschaft, Städten, Haushalten, der Industrie, Sportanlagen wird nun deutschlandweit reguliert. Golfplätze sind da nicht ausgenommen. Die Änderungen sind vielfältig, sie ähneln sich nur in einem: Sie kommen schnell, oft unangekündigt. Sei es, dass Wassergenehmigungen an die Vorgabe des Wassersammelns von Oberflächenwasser gekoppelt werden. Sei es, dass Entnahmemengen an Wasserstände in Fließgewässern gekoppelt werden. Genehmigungen für die Entnahme von Trinkwasser, werden immer wieder ganz gestoppt. 

Wassercent auch in Bayern geplant

Außerdem wird nun auch in Bundesländern, die bis dato keine Wassercent-Gebühr hatten, über diese diskutiert. Bayern zum Beispiel will den Wassercent 2024 einführen. Dann werden die Golfanlagen in eine Gebührenklasse eingeteilt, nach der ihr Wasserverbrauch berechnet wird. In Niedersachsen zum Beispiel ist dies längst der Fall. 

In Tageszeitungen und Magazinen findet das Thema Wassernutzung inzwischen regelmäßig statt. Der Angriff auf Golfanlagen als Wasserverschwender findet damit immer wieder statt, zusätzlich befeuert durch den europaweiten Auftritt von Klimaaktivisten, die wiederholt Golfplätze für ihre Aufritte wählten. 

Qualität und Spielerlebnis eines Golfplatzes sind nicht an einen fetten grünen Rasen gebunden: Cam Smith auf dem Weg zu seinem Major-Titel bei der 150. Open Championship in St. Andrews
Qualität und Spielerlebnis eines Golfplatzes sind nicht an einen fetten grünen Rasen gebunden: Cam Smith auf dem Weg zu seinem Major-Titel bei der 150. Open Championship in St. Andrews | © (Photo by Stuart Kerr/R&A/R&A via Getty Images)

Wie viel Dürre verträgt das Gras?

Und dann ist da noch der Blick auf den Golfplatz selbst und das kritische Thema Spielqualität: Wie viel Dürre verträgt das Gras eigentlich? Was tun mit Kahlstellen auf dem Golfplatz? Wie geht man mit ausgedörrten Bunkerumfeldern um? Ab wann reduziert man die Beregnung des Golfplatzes ausschließlich auf Grüns und Abschläge, wenn das nicht ohnehin der Fall ist? Und wie erklärt man Golfern, Greenfee-Spielern und Sponsoren, dass „Braun das neue Grün ist“ und sich die Farbgebung auf deutschen Golfplätzen inzwischen eben eher einem bräunlichen British-Open-Golfplatz in einem Hochsommer angleicht, bei dem man die Bewässerung eben auch auf Abschläge und Grüns konzentriert. 

Tatsächlich ist in zahlreichen deutschen Golfclubs inzwischen rege Betriebsamkeit im Hinblick auf die  Thematik Wasser angebrochen. Speicherteiche werden landauf, landab gebaut, um diese während regenreicher Monate im Winter zu befüllen und dann in Dürrephasen zu nutzen. Der Speicherteich des GC Hetzenhof in Baden-Württemberg, der allein ein Fassungsvolumen von 40.000 Kubikmetern hat, ist dafür nur ein Beispiel. 

Aber auch die Versorgung mit Brauchwasser, wie es einige Anlagen wie etwa der GC Main-Taunus auch der Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne bereits praktizieren, wird zunehmend zum Thema. Gerade in einer Region wie Berlin-Brandenburg, die als eine der trockensten in Deutschland gilt. Im Märkischen Golf Club Potsdam führt Geschäftsführer Martin Westphal inzwischen ein Pilotprojekt zur Versorgung der Grüns mit Brauchwasser durch. Im Golf – und Country Club Seddiner See plant man die komplette Abkoppelung von der bisherigen Wasserversorgung durch den Seddiner See. Eines hat man in beiden Clubs längst erkannt: So erfreulich viel Regen das Frühjahr 2023 auch gebracht hat – langfristig betrachtet ist dies wohl zumindest in dieser Region die Ausnahme, nicht die Regel.  

Wetting-Agents: Greenkeeping-Methoden passen sich an

Unabhängig von neuer Technik, passen sich die Greenkeeping-Methoden an die Herausforderungen an. Das Arbeiten mit sogenannten Wetting-Agents verringert den Wasserbedarf ebenso wie die Methodik des Handwässern auf Grüns und Tees, bei der sich die Greenkeeper auf die trockenen Stellen konzentrieren. Der Wasserstand auf den Grüns wird auf zahlreichen Anlagen inzwischen entweder per Drohne oder Sonde gemessen, Wetterstationen sind auf den meisten Plätzen die Regel. Investitionen in eine moderne Beregnungstechnik mit besserer Grasabdeckung und modernen Sprinklern sind auf vielen Anlagen bereits durchgeführt oder stehen an. Fairways werden oftmals mit Mischungen aus trockenresistenteren Gräsern nachgesät, Mähflächen reduziert. 

Die Maßnahmen also sind vielfältig, mit denen die Branche auf die Herausforderung reagiert. Das Thema Wassermanagement ist komplex, die Transformationsphase, in der sich zahlreiche Golfanlagen im Moment befinden, wird wohl noch ein paar Jahre anhalten. Sicher ist dabei nur eines: Die Optik der Golfplätze passt sich dem Klima an. Braun bleibt das neue Grün auf zahlreichen Fairways.