Team-EM 2023

Enges Rangieren zum Auftakt


11. Juli 2023 , Christopher Tiess


Die Jungen des
Junior Team Germany beenden die Mannschaft-Europameisterschaften 2023 auf Platz vier.
Die Jungen des Junior Team Germany beenden die Mannschaft-Europameisterschaften 2023 auf Platz vier. | © EGA

Zum Auftakt der Team-EM stehen die Jungen des Junior Team Germany auf Platz sechs. Doch der Zwischenstand ist besser, als er sich zunächst liest. Die stärkste Runde hat Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) mit 69 Schlägen (-3) erzielt.

Wiesbaden. Die wohl wichtigste Woche der Golfsaison läuft: Denn die Mannschafts-Europameisterschaften stehen an. Für die Jungen des Junior Team Germany ist das Turnier zwar ohnehin ein Highlight. Aber in diesem Jahr ist es sogar noch etwas besonderer als sonst. Denn sie haben im diesjährigen Turnier die Chance, als erstes Team überhaupt drei Siege in Folge zu feiern. Ob es wirklich soweit kommt, wird die Mannschaft um Coach Christoph Herrmann zeigen. Hoch motiviert sind die jungen Bundesadler in jedem Fall.

Golfplatz aus Meisterhand

Austragungsort ist der schweizerische Club de Golf Genéve. Der 1922 gegründete Club befindet sich auf dem Hügel von Cologny, direkt vor den Toren Genfs. Der heutige Platz wurde 1973 vom berühmten Architekten Robert Trent Jones Sr. im wunderschönen Waldpark von Bessinge entworfen. Von 2016 bis 2018 erfolgte eine Komplettsanierung, der ein Plan von Robert Trent Jones Jr zugrunde liegt. Die Anlage ist auf nur 46 Hektar umgesetzt worden und die Ausblicke erstrecken sich über die Stadt Genf, den Genfersee, die Alpen und sogar den Mont-Blanc.

Die Fairways werden mitunter von hundertjährigen Eichen und Zedern gesäumt - an den Bahnen 4 und 15 stehen sie sogar direkt in der Spiellinie. Der international anerkannte Golfclub Genf war insbesondere Austragungsort der Junioren-Europameisterschaft im Jahr 1975, der Amateur-Weltmeisterschaft der Damen im Jahr 1982 und mehrerer Ausgaben der Swiss Open. Auf ihm fand zudem bis 2019 die jährliche Rolex Trophy statt, ein Event der European Challenge Tour.

16 Mannschaften nehmen in diesem Jahr an der Mannschafts-Europameisterschaft der Jungen teil. Titelverteidiger Deutschland darf sich zu den Favoriten zählen. Zu den regelmäßigen Top-Mannschaften gehören zudem Dänemark, Schweden, Frankreich, Spanien und Italien. Und die Leistungsdichte ist sehr hoch: In den letzten zehn Jahren gab es sechs verschiedene Sieger. Immerhin: Die deutsche Mannschaft verteidigte den Titel in der letztjährigen Ausgabe auf heimischem Boden erfolgreich. Ein weitere Sieg würde das Triple bedeuten.

Extreme Spielbedingungen  

Die Positionsbestimmung erfolgte an diesem ersten Turniertag im Rahmen der ersten von zwei Zählspielrunden. Bundestrainer Christoph Herrmann hat Tim Wiedemeyer (Münchener GC), Philipp Macionga (GC Augsburg), Nico Kregler (Hamburger L&GC Hittfeld), Finn Kölle (GC St. Leon-Rot), Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) und Peer Wernicke (GC Hubbelrath) im Aufgebot. Und die Bedingungen sind extrem heiß. Bis zu 38 Grad Celsius wurden gemessen. Konditionen also, die den Spielern alles abverlangen. Der Platz spielt sich zudem nochmal anders als an den Vorbereitungstagen. Die Grüns sind noch einmal anders hergerichtet worden und sie spielen sich auch aufgrund der Abtrocknung noch schneller. 

Diesen ersten Tag schloss das Junior Team Germany mit 363 Schlägen (+3) auf Rang sechs ab. Warum das besser ist, als es sich liest, wird gleich ersichtlich. Den niedrigsten Score brachte Nils-Levi Bock ein. Geholfen hat ihm dabei seine starke Eröffnung: nach fünf Bahnen lag er bereits drei Schläge unter Par. Zudem genehmigte er sich nur einen Schlagverlust auf der Runde. Mit seiner 69 (-3) steht er im individuellen Ranking auf Platz 5 und hat enge Tuchfühlung zur Tabellenspitze: Die vier Spieler vor ihm haben allesamt 68 Schläge (-4) benötigt. Bock ist im Übrigen der Spieler mit dem zweitniedrigsten Handicap im Feld.

Tim Wiedemeyer, der Spieler mit dem niedrigsten Handicap im gesamten Feld, war bereits um 07:30 Uhr am Abschlag. Mit seinen 75 Schlägen (+3) wird er allerdings nicht allzu zufrieden sein. Dafür konnte Philipp Macionga mit seiner 71 (-1) ein Unter-Par-Ergebnis sichern und trägt so klar zum derzeitigen Abschneiden der Deutschen bei. Genau wie Bock blieb es für ihn bei nur einem Bogey. Nico Kregler, der Jüngste unter den deutschen Spielern, brachte eine 73 (+1) zurück. Bei den vorherrschenden Spielbedingungen war dies ein wertvolles Ergebnis.

Hohe Leistungsdichte

Finn Kölle muss nach dieser ersten Runde eine 78 (+6) verkraften - gerade das Triple Bogey auf Bahn acht ließ ihn bluten. Und Abschlussspieler Peer Wernicke spielte auf seiner Lieblingsposition eine 75 (+3). Insgesamt stehen die jungen Deutschen damit zwar auf Rang sechs. Allerdings sind sie nur drei Schläge von Platz zwei entfernt. Dort steht die Schweiz mit 360 Zählern (Even Par). Das Feld wird angeführt von den Spaniern mit 353 Schlägen (-7). Die Deutschen stehen allerdings auch nur sieben Schläge von Rang neun entfernt. Dort steht Tschechien mit 370 Schlägen (+10).

Bundestrainer Christoph Herrmann ist mit dem Auftakt durchaus einverstanden: „Wir sind mit unserem Start nicht unzufrieden. Wir sind Score-mäßig nah am zweiten Platz. Wir bleiben unserem Grundziel treu, unter die ersten Acht zu kommen, damit wir dann in den Matchplays um die Medaillen spielen können. Mit unserer Ausgangsposition können wir morgen zuversichtlich starten. Wir haben aber auch den Ehrgeiz, es besser zu machen als heute.“

Der Turniermodus im Überblick

Insgesamt treten im Rahmen der Mannschafts-Europameisterschaften 88 verschiedene Teams mit 528 Golfer aus 29 Ländern gegeneinander an. Dafür werden vom 11. bis 15. Juli (Dienstag bis Samstag) sechs separate Turniere an fünf Austragungsorten in fünf verschiedenen Ländern ausgetragen. Um den Europameistertitel wird dabei allerdings lediglich in vier Veranstaltungen gekämpft, unterteilt in die Kategorien Männer, Damen, Jungen und Mädchen. Die beiden weiteren Turniere sind Wettkämpfe der Division 2. Diese Turniere bieten Männer- und Jungenmannschaften die Möglichkeit, in die ersten Divisionen aufzusteigen.

Die vier tatsächlichen Meisterschaften funktionieren jeweils wie folgt: Jedes Team besteht aus sechs Spielern und die insgesamt fünf Turniertage gliedern sich auf. An den ersten beiden Tagen werden zwei Runden Zählspiel-Qualifikation gespielt. Die fünf besten Ergebnisse jeder Runde zählen für das Teamergebnis - das höchste Ergebnis wird hingegen jeweils gestrichen. Die besten acht Teams aus der Zählspiel-Phase qualifizieren sich für den „Flight A“. Nur hier wird um die Meisterschaft und die weiteren Platzierungen gekämpft. Die nächsten acht Teams treten in Flight B an, die restlichen Teams in Flight C.

An den dann folgenden drei Tagen treten die Nationen im Matchplay gegeneinander an. Es werden vormittags zwei Vierer und nachmittags fünf Einzel ausgespielt. In der ersten Matchplay-Runde, dem Viertelfinale, spielt das beste Team der Zählspiel-Qualifikation gegen Platz acht. Platz zwei spielt gegen Platz sieben und so weiter. Die jeweils siegreichen Mannschaften rücken in ihren Gruppen vor und spielen weiter um den Titel der Europameister.

Die unterlegenen Teams und alle, die keine Chance auf Medaillen haben, spielen das Turnier in einem vereinfachten Format weiter. Hier werden lediglich noch ein Vierer und vier Einzel gegeneinander ausgetragen, um die endgültige Platzierung zu ermitteln. Wer die Europameisterschaft gewinnen will, muss sich also zunächst für den Flight A qualifizieren und dann alle drei Matchplay-Runden gewinnen. Aber es geht nicht nur um das Siegen, denn zumindest bei den Herren- und Jungenturnieren steigen die letzten drei Mannschaften ab und starten in der Saison 2024 in der Division 2.