The Open

Großer Sprung für Christensen


5. Juli 2023 , Stefan Bluemer


Tiger Christensen freut sich mit Vater Alex über den Erfolg (© privat)
Tiger Christensen freut sich mit Vater Alex über den Erfolg (© privat)

Tiger Christensen aus dem Junior Team Germany schafft Fakten. Beim Final Qualifying auf dem Platz des West Lancashire GC im Norden Liverpools bringt der Athlet des Hamburger GC mit 68 und 67 genau die neun unter Par ins Clubhaus, die nötig sind, um sich auf T4 einen der so begehrten Startplätze bei der diesjährigen „Open“ zu sichern.

Liverpool/England – Luftlinie sind es gerade einmal zehn Kilometer zwischen dem Platz, auf dem eines von vier finalen Qualifikationsturnieren für The Open ausgetragen wurde und dem Royal Liverpool GC, auf dem vom 20. bis 23. Juli die 151. Auflage dieses vielleicht prestigeträchtigsten Turniers der Welt stattfinden wird.
Zehn Kilometer, die für die meisten der Bewerber nicht zu überwinden waren, die aber für Tiger Christensen ein großer Sprung in seiner noch jungen Karriere sind. Der Youngster aus Hamburg wird auf der anderen Seite des River Mersey sein erstes Major spielen, sein zweites Turnier auf der DP World Tour, nachdem er in diesem Jahr schon bei der Porsche European Open aufgeteet hatte.

Golf.de hatte die Gelegenheit, mit dem 19-Jährigen kurz nach seinem großen Erfolg in Liverpool zu sprechen.

Mit welcher Erwartung bist Du in diesen Qualifier gestartet, bei dem ja auch viele große Namen auf der Startliste standen?
„Um ehrlich zu sein: nachdem ich beim Qualifying zur U.S. Open nur knapp das Ziel verfehlt hatte, war ich schon mit hohen Ansprüchen ins Turnier gegangen. Nach der Einzel-EM war ich zudem auch sehr confident in meinem Spiel. Beim Qualifying zur U.S. Open hatte ich beim regionalen Qualifier sieben unter Par gespielt und beim Final um drei Schläge das Playoff zur U.S. Open verpasst.“

Wie hat Dir der Platz des West Lancashire GC gefallen?
„Der Platz war sehr sehr beeindruckend ich hatte seit Cabo in Mexico lange nicht mehr so gute Grüns.“

Welchen Weg hattest Du in dieses Final Qualifying?
„Ich wurde wegen einigen Voraussetzungen, die ich erfühlt habe, durch Ranking und frühere Final Qualifyings direkt zur Final Stage entsendet.“

Dieser Tage hattest Du in West Lancashire eine wertvolle Hilfe an Deiner Seite. Wirst Du bei The Open auch einen lokalen Caddie nehmen?
„Mein Caddie und ich hatten für diese zwei Tage einen guten Game Plan. Die Caddie-Situation bei The Open habe ich noch nicht ganz entschieden, aber wieder einen local Caddie zu nehmen, ist auf jeden Fall eine Option.“

Wie sind die Profis beim Qualifier mit Dir umgegangen, immerhin hast Du mit dem Bruder von Major-Sieger Matt Fitzpatrick gespielt?
„Ich hab mit Alex Fitzpatrick und einem Amateur gespielt. Alex und ich haben uns gegenseitig sehr gepushed. Vor allem am Ende war es ein sehr positiver Push und es hat mega viel Spaß gemacht.“

Die Teilnahme an The Open kommt ja jetzt zusätzlich auf Dich zu. Was ändert sich dadurch an den eigentlichen geplanten Turnieren, die Du spielen wolltest?
„Die Open ist tatsächlich in der Woche, in der ich eigentlich nach der Team-Europameisterschaft eine Erholungsphase einlegen wollte. Diese Recovery fällt jetzt aus, aber an meinem Turnierplan ändert sich nichts.“

Was weist Du über den Platz, auf dem in diesem Jahr The Open gespielt wird?
„Ich weiß nur, dass Rory McIlroy dort seine Open gewann und er den Platz mit seiner Länge sehr gut ausnutzen konnte. Ich kenne den Platz aber noch nicht und ich bin sehr gespannt, meinen Game Plan zu bauen.“

Wann wirst Du anreisen und wie wirst Du dich auf dieses Turnier vorbereiten?
„Das Anreisedatum ist noch nicht klar, aber voraussichtlich entweder Sonntag oder Montag vor Turnierbeginn. Ich werde viel Zeit um die und auf den Grüns verbringen, aber auch flighted Schläge und sehr lockere Eisen zu ganz kurzen Entfernungen üben, um mich auf alle Bedingungen vorzubereiten.“

Wie ordnest Du diesen Erfolg jetzt und die Teilnahme am ersten Major in Deine persönliche Leistungskurve des Jahres ein?
„Dieser Erfolg ist schon einer meiner größten, auch wenn es kein Marathon war, wie ein Turnier über vier Tage zu gewinnen. Aber solch´ großen Namen hinter sich zu lassen, ist etwas sehr besonderes.“
Unter anderem ließ Tiger Christensen Sergio Garcia, der zweimal bei The Open Platz zwei belegt hatte und Tour-Sieger Jamie Donaldson hinter sich.

Was erscheint Dir vorab ansonsten noch wichtig?
„Es braucht bestimmt noch bis zur Anreise, bis es wirklich klar wird, dass ich jetzt bei einem Major teilnehme. Ich gehe da mit einem ganz gelassenen Mindset heran, auch wenn ich persönlich natürlich Ziele habe. Nerven werden sich natürlich nicht vermeiden lassen, aber ich genieße einfach jeden Moment und probiere, so viel von der Weltspitze zu lernen, wie es nur geht. Es wird jedenfalls eine Erfahrung, die nicht annähernd mit irgendetwas anderem zu vergleichen ist, was ich bisher je erlebt habe.“

Vielen Dank für das Gespräch.

Über „The Open“

Die 151. Auflage von The Open wird vom 16. bis 23. Juli im Royal Liverpool GC ausgetragen.
Der Name signalisiert, dass im Mutterland des Golfsport dieses Turnier als der Ursprung aller großen Meisterschaften des Golfsports angesehen wird. Seit 1860 wird dieses Turnier Jahr für Jahr auf legendären Links Courses ausgetragen. Qualifikationsturniere finden auf allen Kontinenten statt.
Gespielt wird um die Claret Jug, die vielleicht begehrteste Trophäe des Golfsports.
Ökonomisch ist The Open ein wichtiger Faktor für die Region, in der sie ausgetragen wird. Der Umsatz in der Turnierwoche wird auf rund 100 Millionen Britische Pfund taxiert. Der Veranstalter R&A setzt sich selbst die Aufgabe, durch den kommerziellen Erfolg die Entwicklung des Golfsports weltweit zu fördern.