Spec. Olympics
Abschlag für die Weltspiele
19. Juni 2023 , Christopher Tiess
Zehn deutsche Athleten sind in den ersten Golf-Wettkampftag der Special Olympics Weltspiele 2023 gestartet. Wie sie abgeschnitten haben und warum es das Divisioning gibt - ein Überblick.
Bad Saarow. Die Gold-Wettbewerbe der Special Olympics World Games 2023 sind gestartet und der erste von insgesamt vier Wettkampftagen steht in den Büchern. Damit ist auch die erste von insgesamt zwei Divisioning-Runden gespielt. Erst nach Beendigung von Runde zwei steht fest, welcher Athlet in welcher Wettkampf-Gruppe antritt - gegen welche Gegner er bzw. sie also tatsächlich spielt. Das Divisioning wird in jeder der fünf Wettkampf-Kategorien durchgeführt. In der kürzestmöglichen Fassung könnte man das Divisioning als den entscheidenden Punkt in der Unterscheidung zwischen Leistungs- und Breitensport sehen.
Was es damit aber im Detail auf sich hat, erklärt Alana-Marie Brahler, die die Golf-Wettbewerbe als sogenannter Technical Delegate begleitet und anleitet. Die 51-jährige Amerikanerin ist PGA Professional und arbeitet normalerweise in North Carolina - nur eine Stunde vom Golfmekka Pinehurst entfernt. Auf der heimischen 54-Loch-Anlage ist sie als Golflehrerin tätig, leitet das Damengolf-Programm und einige der Junioren-Programme. Special-Olympics-Athleten unterrichtet sie seit 1996. Seit 2004 arbeitet sie für Special Olympics USA auf nationalem Level, seit 2011 ist sie auch für die Special Olympics World Games unterwegs. Die Weltspiele in Berlin sind mittlerweile ihr vierter Einsatz.
Hintergründe zum Divisioning
Sie sagt: „Das Divisioning wird angewendet, um die Wettkämpfe fair zu gestalten. Und sehr oft gibt es eine ganze Reihe an Faktoren, die wir dabei beachten müssen. Denn Divisioning findet nicht nach vollständig vordefinierten Parametern statt. So gibt es zu allererst spezifische Anforderungen der jeweiligen Sportart. Bei uns sind dies Geschlecht, Alter und Fähigkeit. In Level 1 ist das Alter nicht ganz so ausschlaggebend, das Geschlecht aber schon eher. Wenn die Anzahl der Athleten groß genug ist, werden wir die Gruppen also beispielsweise entsprechend unterteilen.
Und wenn wir zu anderen Levels kommen, zum Beispiel den Unified-Wettkämpfen in Level 2 und 3, versuchen wir eher ergebnisorientiert zu unterteilen. Wir versuchen, die Gruppengröße zwischen drei und acht zu halten. Nach der Divisioning-Phase, also nach dem zweiten Tag der Wettbewerbe, werden wir sehen können, dass die Athleten auch ernster an die Sache rangehen. Dann wissen sie, gegen wen sie antreten. Und sie sehen anhand der Ergebnisse, was sie leisten müssen, um diesen oder jenen zu schlagen. Es wird dann also nochmal aufregender.
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Wir setzen uns als Komitee zusammen und schauen uns an, welche Spieler und welche Ergebnisse in einer Gruppe gegeneinander antreten sollten. Natürlich gibt es da immer etwas Fluktuation, weil ein Athlet auch mal einen sehr guten oder sehr schlechten Tag haben kann. Das hängt aber auch von der Wettbewerbskategorie ab. So sind für Level 2 und 4 eher konstante Ergebnisse zu erwarten, denn diese Wettkämpfe gehen nur über neun Löcher, der Arnold-Palmer-Platz ist leichter zu gehen und er verzeiht auch mal einen Fehler.
Level 3 und 5 hingegen finden auf dem berühmt-berüchtigten Nick-Faldo-Course über 18 Löcher statt - der ist härter zu gehen und vor allem auch härter zu spielen. Da können die Ergebnisse auch mal schnell recht hoch sein. Aber insgesamt muss man sagen, diese Athleten sind richtig gut. Einige von denen, die wir hier bei Level 1 gesehen haben, könnten auch gut in einer anderen Kategorie mitspielen. Echt gute Athleten.“
Zwischenstände der Divisioning-Phase
Auch die zehn deutschen Athleten waren am Montag unterwegs. Sie treten in drei der insgesamt fünf Wettkampf-Kategorien an. Lediglich die Unified-Wettbewerbe (Level 2 und 3) laufen ohne deutsche Beteiligung. Eine Übersicht zu den aktuellen Zwischenständen:
Level 1 (insgesamt 43 Starter): Hier führt Ankush Saha aus Indien mit 96 Punkten, Dahinter folgt mit größerem Abstand Telma Thorbjornsdottir (Island) mit 87 Punkten.
Platzierungen der deutschen Athleten:
- Matthias Schott: Platz 13 mit 72 Punkten
- Emily Träm: Platz 16 mit 68 Punkten
- Lukas Kollmeyer: Platz 20 mit 64 Punkten
- Stefanie Lutz: Platz 24 mit 61 Punkten
In den Wettbewerbskategorien 2 und 3 sind keine deutschen Athleten am Start.
Level 4 (insgesamt 44 Starter): Hier führt Andreas Anisdal Jonson aus Norwegen mit 42 Schlägen (+6).
Platzierungen der deutschen Athleten:
- Anna Mannheims: Platz 5 mit 46 Schlägen (+10)
- Petra Pithan: T16 mit 57 Schlägen (+21)
- Paul Kögler: Platz 37 mit 72 Schläge (+36)
- Gerald Guttek: Platz 39 mit 77 Schlägen (+41)
Level 5 (insgesamt 29 Starter): Hier führt derzeit Mitchell Brown aus Neuseeland mit 72 Schlägen (even Par).
Platzierungen der deutschen Athleten:
- Clemens Schmidt: Platz 12 mit 89 Schlägen (+17)
- Kevin Hahn: Platz 26 mit 124 Schlägen (+52)
Mannheims spielt auf Gold
Anna Mannheims ist in ihrer Kategorie 4 die beste Deutsche - sie hat zum Auftakt 46 Schläge (+10) gespielt und liegt lediglich vier Schläge hinter der Gesamtführenden. Sie hat ihre Tante Simone als Caddy dabei. Mannheims resümiert den Tag: „Die langen Schläge und das Putten lagen mir heute - bis auf das letzte Loch. Grundsätzlich liegen mir Driver und die langen Schläge eher als das Kurze Spiel. Den Platz finde ich auch gut, wobei er nicht einfach ist. Relativ hügelig. Auf meinem Heimatplatz in Krefeld ist alles flach - da geht es nicht so rauf und runter.“
Mannheims hat bislang einen sehr positiven Eindruck von den World Games: „Es ist schön hier, ich habe meine Eltern, meinen Onkel und meinen Bruder hier. Es macht viel Spaß. Und ich möchte schon gerne eine Medaille erspielen - am liebsten Gold. Dafür muss ich so gut spielen, wie es geht. Letztes Jahr war ich schonmal hier - da habe ich die Deutschlandspiele gewonnen. Aber die Weltspiele sind etwas ganz Besonderes. So viele Menschen aus anderen Ländern. Mit anderen Sprachen. Heute habe ich mit einer Spielerin aus Kanada und Korea gespielt. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.“
Genau diese Begeisterung der Athleten ist das, was auch Alana Brahler seit vielen Jahren antreibt. Sie schwärmt: „Von all meinen nichtbezahlten Tätigkeiten ist dies ist meine allerliebste. Die Athleten zu sehen, wie sie jubeln, sich umarmen, lachen und High Fives zuwerfen, das ist großartig. Wir werden im Verlauf der Spiele auch Enttäuschungen sehen, wenn ein Athlet vielleicht mal nicht das angestrebte Ergebnis erreicht hat. Dann allerdings siehst Du im selben Atemzug viel Empathie und Trost. Und das ist am Ende der Kern unserer Rolle hier: Hinter den Kulissen werden sicher auch mal Trainer oder Familienangehörige eine Beschwerde äußern - und das ist auch total in Ordnung. Aber solange die Athleten tolle Erlebnisse haben, neue Freunde finden und glücklich sind, ist es für uns eine erfolgreiche Veranstaltung.“