EM Midamateure

Deutscher EM-Doppelsieg


10. Juni 2023 , Christopher Tiess


Erst Achterbahn, dann Doppelsieg: Michael Thannhäuser und Alena Oppenheimer sind die neuen Europameister der Mid-Amateure.
Erst Achterbahn, dann Doppelsieg: Michael Thannhäuser und Alena Oppenheimer sind die neuen Europameister der Mid-Amateure. | © EGA/ Vincitori

Nach einer golfsportlichen Achterbahnfahrt gewinnen Michael Thannhäuser (Hamburger GC) und Alena Oppenheimer (GC Main-Taunus) die Europameisterschaften der Mid-Amateure.

Die Europameisterschaften der Mid-Amateure sind in trockenen Tüchern. Und dass sie wirklich trocken sind, ist bei den vorangegangenen starken Regenfällen keineswegs selbstverständlich. Selbst während des Turniers hat es um den Austragungsort herum viele Niederschläge und Gewitter gegeben. Die Spielbedingungen im norditalienischen Bogogno Golf Resort waren jedenfalls trotz all der vorangegangenen Wetterkapriolen sehr gut. Und der Golfsport war spannend bis zum Schluss. Die beiden späteren Europameister durchlebten in jedem Fall eine wahre Achterbahnfahrt, bevor sie die begehrten Championship-Schalen in ihren Händen halten durften.

Oppenheimer von Beginn an stark

So fand sich Alena Oppenheimer (GC Main-Taunus) am ersten Turniertag mit einem starkem Start wieder. Sie beendete ihre Auftaktrunde mit 71 Schlägen (-1) schlaggleich unter anderem mit der Titelverteidigerin Ane Urchegui (ESP) und der Belgierin Celine Manche, sowie Hanne Rieke Gerding (Stuttgarter GC Solitude) und ihrer Clubkollegin Bianca Ruf. Am zweiten Spieltag konnte Oppenheimer dann eine Runde von 69 Schlägen (-3) ins Clubhaus bringen und sich mit nun insgesamt 140 Schlägen (-4) an die alleinige Führung spielen. 

Hanne-Rieke Gerding hingegen spielte mit 71 Schlägen (-1) denselben Score wie zur Eröffnung und sortiert sich schlaggleich mit Celine Manche auf dem geteilten zweiten Rang ein. Beide gehen mit 142 Schlägen (-2) in den letzten Turniertag. 

Auf der Finalrunde gehörten die ersten zehn Löcher ganz Alena Oppenheimer. Vier Birdies spielte sie hier bei nur zwei Schlagverlusten. An Bahn elf musste sie allerdings ein Triple Bogey hinnehmen - und das brachte ihre Wettbewerberinnen wieder zurück ins Spiel. Als sie an Bahn 14 noch ein Bogey notierte, stand die gemeinsam mit ihr spielende Belgierin Celine Manche mit einem Birdie bereit, um mit Oppenheimer in die Co-Führung zu gehen. 

Konservativ im Stechen

Jessica Ross, die nicht in derselben Gruppe wie Oppenheimer und Manche spielte, brachte sich mit Back-to-Back Birdie an Bahn 14 und 15 ebenfalls in die Co-Führung. An Bahn 18 verpasste sie ihren Vier-Meter-Putt zur alleinigen Führung mit 3 unter Par. Und auch Celine Manche konnte wenig später ihren Ein-Meter-Putt nicht lochen. Die gerade noch in der Defensive befindliche Oppenheimer hingegen verwandelte ihren Par-Putt und es musste ein Stechen zwischen Oppenheimer, Ross und Manche her. 

Das Play-Off wurde an Bahn neun gespielt - einem Par 4. Und Alena Oppenheimer war die einzige Spielerin, die das Par spielen konnte. Die Hessin holt sich den Titel am Ende nicht mit Zauberschlägen, sondern mit grundsolidem Golf. Sie gewinnt mit 214 Schlägen (-2) und nach Stechen. Oppenheimer zieht ein Fazit: „Nachdem ich das Par an Bahn 18 gemacht hatte, hatte ich das Gefühl, das Momentum auf meiner Seite zu haben. Und ich dachte für einen Moment daran, das Stechen mit mehr Risiko zu spielen. Ich fand dann aber, dass es keinen Sinn macht.

Denn es ist am Ende einfach nur eine normale Golfbahn, so wie die 18 Bahnen davor. Ich hielt mich also an meinen Spielplan und versuchte smart zu spielen und nicht zu viel zu riskieren - vor allem mit dieser Fahnenposition. Ich kann noch gar nicht glauben, dass das nun alles so gekommen ist. Ich bin sehr stolz auf mich und brauche wohl erst einmal einen Moment, um das Ganze zum realisieren.“

Stets ein Deutscher in Führung

Ähnlich spannend, aber letztendlich ohne Stechen, ging es bei den Herren aus. Michael Thannhäuser begann das Turnier mit einer starken Eröffnungsrunde (68;-4). Gerade auf den Back Nine hat er gute Birdie-Möglichkeiten. Er beendete den ersten Turniertag schlaggleich mit dem in dieser Runde fehlerfreien Cedric Bertin-Pennarun (FRA) und Nikolaj Hammergaard (DEN), der auf den zweiten Neun stark aufdreht und auf den letzten sieben Bahnen vier Birdies notieren kann.

Am zweiten Tag war es dann Marian Ludwig vom GC Am Habsberg, der sich mit einer 67 (-5) in Führung spielte. Alle 18 Grüns traf er „in Regulation“ und blieb darüber hinaus ohne Schlagverlust. Insgesamt lag er damit für das Turnier bei 138 Schlägen (-6) und geht als Führender auf die Finalrunde. Michael Thannhäuser (Hamburger GC) hingegen wurde durch ein Triple Bogey an seinem neunten Loch in die harte Realität zurück geholt. Für das Turnier stand er bei 140 Schlägen (-4) - schlaggleich mit den beiden Franzosen Cedric Bertin-Pennarun und Pierre Tillement.

Auf der Finalrunde war es dann zunächst Cedric Bertin-Pennarun, der mit vier Birdies auf den Front Nine die Führung übernimmt. Marian Ludwig kontert seinerseits mit einem Eagle auf Bahn acht und holt sich die Führung zurück. Auf den zweiten Neun allerdings fanden sich beide in deutlich schwererem Geläuf wieder. Ludwig musste vier Bogeys hinnehmen. Bertin-Pennarun hatte zwei Doppelbogeys auf den letzten vier Bahnen. Das war die Chance für den Engländer Ben Welch. Der lag nun plötzlich drei Bahnen vor Schluss in Co-Führung. 

Thannhäuser mit später Stärke

Seine Bogeys an Bahn 16 und 18 sollten ihn das Turnier letztendlich mit 210 Schlägen (-6) auf Platz zwei beenden lassen. Steven Rojas (CH), der Champion des Jahres 2021, spielte sich mit 211 Schlägen (-5) zur Bronzemedaille. Dem schlaggleichen Marian Ludwig bleibt lediglich der unglückliche vierte Platz. Und Thannhäuser? Der hatte zunächst Schlagverluste auf den Bahnen 4 und 5. Und doch spielte er sich nach dem nicht ganz einfachen Start in seinen Flow und war im Turn wieder bei even par für die Runde. Auf den Back Nine konnte er vier wertvolle Birdies notieren. Und ein letztes Par auf Bahn 18 sicherte den Sieg. 

Der Hamburger, der mittlerweile seit vielen Jahrzehnten so starkes Golf spielt, sagt: „Ich glaube, es ist noch nicht ganz in mir angekommen. Ich habe wirklich nicht erwartet, eine Führung oder überhaupt eine Chance zu haben bis vielleicht nach der 14. oder 15. Bahn. Aber es ist großartig. Denn ich hatte einen ziemlich schlechten Start und habe mir selbst keine guten Chancen auf den Sieg gegeben. Aber plötzlich habe ich begonnen, richtig gut zu spielen. Ich meine, für die letzten 13 Bahnen lag ich bei 6 unter Par. Und das war am Ende auch der ausschlaggebende Punkt, durch den ich die Meisterschaft überhaupt gewinnen konnte.“

Kuriose Randnotiz: Thannhäuser ist nicht nur als Spieler hier, sondern hat das Turnier als Generalsekretär der European Golf Association (EGA) auch veranstaltet. Auch durch seine Bestrebungen konnte die EM mit ihrer Wild Card für die US Mid-Amateur Championships aufgewertet werden. Denn die US Jungsenioren-Meisterschaften sind nicht nur für sich gesehen erstklassige Sportevents. Sie bieten den dortigen Siegern auch einen Zugang zu einem Major Turnier. 

Die frische gebackene Europameistern sagt dazu: „Ich habe gerade erst davon gelesen. Ich dachte mir, das wäre wirklich schön. Und ich war noch nie in den USA. Also ja, ich denke, ich werde dahin fahren.“ Thannhäuser sieht den Sachverhalt ganz ähnlich: „Ich würde mich sehr freuen, zu den US Mid-Amateurs zu reisen. Ich habe einmal in meiner Karriere versucht, mich zu qualifizieren - da habe ich es nicht geschafft. Und es jetzt so zu schaffen, fühlt sich noch viel besser an. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes dort geben, um die deutschen und europäischen Fahnen hochzuhalten.“

Weitere deutsche Platzierungen

Bei den Damen konnten sich neben Oppenheimer auch Julia Neumann (G&LC Berlin-Wannsee; Platz 5), Hanne Rieke Gerding (Platz 9) und Bianca Ruf (Platz 10) in die Top Ten spielen. Rachel de Heuvel vom GC Olching gewinnt zudem die Ü40-Wertung. Bei den Herren haben sich neben Europameister Michael Thannhäuser noch Marian Ludwig (Platz 4) und Tom Ammann (Mainzer Golfclub; Platz 8) in die Top Ten gespielt. Hier wird die Ü40-Wertung zudem vom Europameister Michael Thannhäuser gewonnen.