French SP

Start-Ziel-Sieg für Siemens


22. Mai 2023 , Stefan Bluemer


| © Carl Siemens vom GC St. Leon-Rot (© privat)

Carl Siemens und Frankreich – eine Kombination, die passt! Der Spieler des GC St. Leon-Rot kehrt an den Ort seines bislang größten Erfolges zurück und sichert sich erneut den Sieg. Siemens ist auf Les Aisses Golf der einzige Spieler, der in allen drei Turnierrunden der Internationaux de France unter Par bleibt. Mit fünf Schlägen Vorsprung sichert sich der Deutsche den Gordon Bennett Cup.

La Ferté Saint Aubin/Frankreich – Über viele Jahre war die Internationale Französische Meisterschaft der Herren im Zählspiel als Coup Murat bekannt und wurde in Chantilly ausgetragen. Mit durchaus großen Erfolgen für deutsche Teilnehmer, denn Tino Schuster (1998), Sean Einhaus (2006), Max Röhrig (2014) und Philipp Katich (2021) gewannen dort. Carl Siemens ist der fünfte Deutsche, der die „French Strokeplay“ gewinnt. Der nationale Golfverband hat seine großen Trophäen und namhaften Pokale neu sortiert. 2023 wurde diese Meisterschaft erstmals südlich von Orleans auf Les Aisses Golf ausgetragen und der Sieger darf seinen Namen nun auf dem Gordon-Bennett-Cup eingravieren.

Start-Ziel-Sieg

144 Teilnehmer starteten in das Turnier, auf dessen Sieger ein Startplatz beim Turnier der DP World Tour auf Le Golf National wartete. Aus Deutschland waren sechs Vertreter am Start, von denen aber nur Carl Siemens den Cut der besten 60 Spieler machte. Der vom Berliner GC Stolper Heide stammende Athlet steckt mitten in seinen Abiturprüfungen, war aber dennoch vom ersten Schlag an voll konzentriert. Mit 70 Schlägen (-2) ging der 18-Jährige direkt in Führung, teilte sich diese aber noch mit dem Franzosen Maxence Mugnier. Der Platz war an diesem Tag überaus anspruchsvoll und so blieben nur fünf Spieler unter Par.
Mit seiner zweiten 70 verteidigte Carl Siemens die Führung nicht nur, sondern hatte nun sogar zwei Zähler Vorsprung auf ein Verfolgerfeld von vier Franzosen, die sich schlaggleich den zweiten Platz teilten.
Auch am Finaltag blieb der Bundesadler unter Par und hatte damit als einziger der Teilnehmer an allen drei Tagen Scorekarten unter Par eingereicht. Die 71 (-1) reichte, um am Ende des Turniers mit fünf Schlägen Vorsprung den Sieg in trockene Tücher zu bringen.
Ein Jahr, nachdem der zweifache Team-Europameister an gleicher Stelle den Pokal der French Boys in den Himmel gereckt hat, durfte Siemens nun einen weiteren, noch größeren Triumph feiern.
Mit dem Sieg steht gleichzeitig die Einladung der FFGolf zur Cazoo Open de France, die Ende September auf dem Platz bei Paris ausgetragen wird, auf dem schon der Ryder Cup und die Team-WM ausgetragen wurden und der Schauplatz der Olympischen Spiele 2024 sein wird.

Stimmen zum Sieg

„Ich bin mit einem positiven Mindset nach Frankreich gefahren, weil ich auf dem Platz ja schon die French Boys gewonnen hatte. Weil ich die Abi-Klausuren hinter mir habe, war ich mental relativ entspannt. Mit dem ersten Spieltag der DGL hatte ich eine sehr gute Vorbereitung für die Strategie auf dem Platz. Das habe ich mitgenommen und souverän mein Spiel runtergespielt. Mir ist besonders gut gelungen, bei mir selbst zu bleiben, wenig auf die anderen Spieler zu achten und meinen Rhythmus zu halten. Der Platz war wie immer in hervorragendem Zustand. Das ist mein erster Einzelsieg bei den Herren. Der bedeutet mir sehr viel, denn er zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin. Meine verletzungsbedingten Schwächen vom Frühjahr habe ich gut überwunden. Ich hatte am Handgelenk eine Verletzung und konnte den Winter nicht so für das Training nutzen, wie ich gerne wollte. Dadurch waren die beiden ersten Turniere des Jahres in Portugal und Spanien eher enttäuschend. In der Abi-Phase konnte ich aber einiges aufholen und bin jetzt voll in der Saison drin“, blickt der 1,91 Meter große Athlet zuversichtlich auf den weiteren Verlauf des Jahres.

Bundestrainer Christoph Herrmann war nach dem Erfolg seines Schützlings regelrecht begeistert. „Carl Siemens hat die French Amateurs auf dem selben Platz gewonnen, wie im letzten Jahr die French Boys. Er ist mit einem guten Omen angereist. Ich freue mich richtig für Carl, weil er im Frühjahr noch nicht so performt hat, wie im Vorjahr zur gleichen Zeit. Die hartnäckige und zielstrebige Arbeit mit seinem Heimtrainer Marco Schmuck zahlt sich nun aus. Was Carl neben dem Abistress da bewerkstelligt hat, ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Deswegen freue ich mich ganz besonders. Bewundernswert, dass Carl Siemens auf diesem hohen Niveau spielen konnte, obwohl er nur einen Tag nach der Finalrunde schon wieder eine Prüfung im Sport-Abi ablegen muss. Das war ein ganz souveräner Sieg. Carl hatte sich auf das Turnier gefreut, auf „seinem Platz“. Mit dieser Spielfreude hat er durchgezogen und den Start-Ziel-Sieg erzielt. Carl ist ein Modell-Athlet des Golf Team Germany, dem wirklich alle diesen Sieg besonders gönnen. Wir hoffen auf eine gute Sommersaison, bevor er den nächsten Schritt macht und ans College geht. Dem Optimismus für den weiteren Weg von Carl sind keine Grenzen gesetzt“, jubelte der Bundestrainer voller Freude über die Entwicklung eines großartigen Spielers, der sehr viel Potenzial mitbringt.

Geschichte

Seit 1986 wird die Internationaux de France ausgetragen, bislang immer auf Golf de Chantilly, einem Platz, an den das Junior Team Germany auch sehr gute Erinnerungen hat. Ab 2023 ist diese Tradition unterbrochen. Statt des Coup Murat wird nun um den Gordon-Bennett-Pokal gespielt. Diese Trophäe hat ebenfalls viel Tradition. Der Pokal wurde 1902 von dem amerikanischen Milliardär James Gordon Bennett Jr. der Société du Golf de Paris geschenkt und zum ersten Mal im Juni 1904 in La Boulie verliehen.