Masters

An Seves Geburtstag: Rahm triumphiert in Augusta


10. April 2023 , Thomas Fischbacher


Sieger in Augusta: Jon Rahm
Sieger in Augusta: Jon Rahm | © Andrew Redington/Getty Images

Jon Rahm gewinnt das 87. Masters Tournament deutlich vor einem LIV-Duo. Für den Spanier ist es der vierte Saisonsieg und der zweite Major-Titel.

Als Phil Mickelson seinen Birdie-Putt auf der 18 versenkte, ballte er die Faust. Nach zuletzt dürftigen sportlichen Darbietungen in der LIV Golf League war das Spiel des mittlerweile 52-Jährigen in dieser wichtigen Woche wieder scharf. Mit einer 65 (-7) verbesserte der polarisierende Kalifornier nicht nur seinen Vortagesergebnis um zehn Schläge, sondern kletterte auf dem Tableau bis auf den zweiten Rang. Zwei Schläge fehlten zu diesem Zeitpunkt auf den Führenden und am Gesichtsausdruck des so erfahrenen dreimaligen Masters-Gewinner konnte man ableiten, dass an diesem Finalsonntag des 87. Masters seiner Meinung nach noch alles möglich ist. 

Die Zuversicht war nachvollziehbar. Jon Rahm führte zwar bei zehn unter Par, aber war gerade erst dabei, sich der berühmt-berüchtigten Amen Corner des legendären Golfplatzes zu nähern. Und hatte auf der schwierigen neunten Bahn das erste Bogey des Tages kassiert. Doch Mickelsons Hoffnung, seinen Rekord als ältester Major-Sieger aller Zeiten (PGA Championship 2021 als Fast-51-Jähriger) nochmals zu verbessern, schwand immer mehr. Denn der Spanier, der in diesem Jahr bereits drei Titel einspielen konnte, reihte sich nicht in die Liste prominenter Spieler ein, die auf den hinteren Neun einer Finalrunde im Augusta National den Faden verloren. Stattdessen schlüpfte er als vierter Spanier ins Grüne Jackett. Und das am Geburtstag seines Vorbilds Seve Ballesteros.
 


Zum Abschluss ein Tribut an Seve

So richtig spannend wurde es nicht mehr. Mit 69 Schlägen am Sonntag sicherte er sich am Ende klar und deutlich den nach der US Open 2021 in Torrey Pines zweiten Major-Sieg seiner Laufbahn. Rahm hatte bei einem Gesamtergebnis von zwölf unter Par vier Schläge Vorsprung auf Mickelson und Brooks Koepka als geteilte Zweite. Koepka, der das Turnier vor dem Finale angeführt hatte, verpasste seinen fünften Major-Titel nach einer enttäuschenden 75 (+3). Platz vier teilten die ehemaligen Turniersieger Jordan Spieth und Patrick Reed sowie Russell Henley.

"Bis zu meinem dritten Schlag auf das Grün an der 18 war ich mir nicht sicher, wie sich das alles entwickeln würde", erklärte Rahm. "Die Geschichte des Spiels ist einer der Gründe, warum ich spiele, und Seve ist einer von ihnen. Wenn der Ryder Cup '97 (in Valderrama; Ballesteros war damals Europas Kapitän) nicht gewesen wäre - mein Vater und ich sprechen ständig darüber -, wüssten wir nicht, wo ich jetzt wäre oder wo wir als Familie stehen würden."
 


"Dass ich es am 40. Jahrestag von Seves Sieges, an seinem Geburtstag, am Ostersonntag geschafft habe, ist unglaublich bedeutsam", verriet der Gewinner. "Es so zu beenden, wie ich es getan habe - ein ungewöhnliches Par, ganz im Sinne von Seve - war auf eine nicht beabsichtigte Art und Weise ein Tribut für ihn, und ich weiß, dass er heute an meiner Seite war. Es war ein großartiger Sonntag."

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65 nach Vier-Putt am Donnerstag

Mit welcher mentalen Stärke Rahm aktuell auf den Fairways unterwegs ist, zeigte sich bereits am Donnerstag. Ein Vier-Putt auf dem allerersten Loch führte zu einem frühen Doppel-Bogey, das er mit sieben Birdies und einem Eagle auf dem Weg zu einer 65 (-7) konterte. Bei schwierigen Bedingungen am Freitagnachmittag und Samstag hielt er sein Spiel mit 69 (-3) und 73 (+1) Schlägen eindrucksvoll zusammen. Dabei musste er am Sonntagmorgen noch die restlichen zwölf Löcher der dritten Runde zu Ende spielen. Der Lohn für den Sieg beträgt 3,24 Millionen US-Dollar. Zudem übernahm er wieder die Spitze der Weltrangliste von Scottie Scheffler, der als geteilter Zehnter ins Ziel kam.

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Als bester Amateur des Turniers durfte Sam Bennett an der traditionellen Siegerzeremonie in der Butler Cabin teilnehmen. Der texanische US-Amateur-Gewinner beendete das Turnier nach einem Traumstart am Donnerstag (Birdie-Eagle auf den ersten beiden Bahnen) und zwei 68er Runden zum Auftakt  (Platz drei nach zwei Runden) auf Position 16. "Es war unglaublich", kommentierte der 23-Jährige. "Allein die Möglichkeit, in Augusta zu spielen, war ein wahr gewordener Traum, und das dann am Sonntag zu sehen, die letzten Neun anzugehen und die 18 hinauf zu spazieren, war bei weitem das coolste Erlebnis meines Lebens."

Couples’ Rekord, Woods gibt auf, Abschied zweier Legenden

Eindrucksvoll auch die Leistung von Fred Couples, der es mit 63 Jahren und 187 Tagen als ältester Spieler der Geschichte geschafft hatte, sich oberhalb der Cut-Linie zu positionieren. Dabei brach der Turniersieger von 1992 den Rekord von Bernhard Langer um knapp vier Monate. Das Turnier schloss Couples auf Platz 50 ab. Sowohl der Amerikaner als auch Langer hatten angekündigt, im kommenden Jahr erneut antreten zu wollen. 

Nicht mehr dabei sein werden 2024 Larry Mize und Sandy Lyle. Die Masters-Gewinner von 1987 (Mize) und 1988 (Lyle) absolvierten am Samstagmorgen – nach Abbruch der Runde am Freitag musste das Spiel am Morgen fortgesetzt werden – ihre letzten Golfschläge und bekamen auf der 18 ihren wohlverdienten Applaus. 

Bevor die dritte Runde des Masters am Sonntagmorgen fortgesetzt wurde, zog Tiger Woods seinen Start zurück und gab verletzungsbedingt auf. Wer den 15-maligen Major-Sieger am Samstag über den Platz humpeln sah, war von dieser Nachricht nicht wirklich überrascht. Der Superstar hätte am Sonntag 29 Löcher absolvieren müssen und lag bei +9 auf dem letzten Platz. Mit dem 23. geschafften Cut in Folge beim Turnier im Osten Georgias stellte er den Rekord von Couples und Gary Player ein und hat im kommenden Jahr die Chance, diese Serie weiter auszubauen.