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Traumjob Golfplatz: „Ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen“
17. März 2023 , Thomas Kirmaier
Jacqueline Siegel ist Headgreenkeeperin im GC Würzburg – eine der wenigen in Deutschland. Die 46-Jährige hat ihren Traumjob gefunden. Auch wenn ihr Wecker in der Hauptsaison um 3.30 Uhr klingelt – sie kann sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen.
Morgens um 5 in Würzburg. Tau liegt auf den Wiesen, durchs Unterholz hoppeln Feldhasen und laufen Rebhühner. Plötzlich brummen die Motoren. Jacqueline Siegel wirft die Maschine an, den Groundsmaster 3500. Sie mäht Grüns und versetzt Löcher. „Ich habe immer auch eine Handschere dabei, damit ich die Lochkanten sauber ausschneiden kann“, sagt sie. Wenn sie etwas macht, dann richtig. Mit Herz, Leidenschaft und vollem Einsatz. Das war schon immer so. Die gebürtige Thüringerin liebt Herausforderungen. „Wenn mir irgendjemand sagt, ,das schaffst du nicht‘, dann mache ich es erst recht“. Ohne diese Einstellung wäre sie heute vielleicht nicht Headgreenkeeperin des GC Würzburg.
Jacqueline Siegel ist ihren Weg gegangen. Mutig, zielstrebig. Tauchen Widerstände oder Probleme auf, findet sie Argumente und Lösungen. „Als ich ein kleines Mädchen war, hat mein Vater mit mir viel gebastelt, getüftelt und repariert. Daher vielleicht das Talent und die Freude an und mit der Technik“, sagt sie. Zunächst absolviert sie eine Lehre zur Kraftfahrzeugmechanikerin. „Ich war damals bei der IHK Nürnberg schon die einzige Frau.“ 1997 kommt ihr Sohn zur Welt. „Ursprünglich wollte ich nach der Elternzeit wieder zurück in meinen Beruf. Mein damaliger Arbeitgeber bestand aber auf Vollzeitarbeit und so kam ich zum Golf. Meine Erfahrung im Umgang mit Maschinen machte den Einstieg deutlich einfacher“, erzählt sie. Auf ihrer ersten Golfanlage in Bad Windsheim bleibt sie 20 Jahre, bildet sich in dieser Zeit weiter und absolviert ihre Prüfung zur Fachagrarwirtin Golfplatzpflege als Jahrgangsbeste. Wenn sie etwas anpackt, dann zu 100 Prozent - mindestens.
Im Leben läuft es aber nicht immer nach Plan und so spielt ihr 2009 das Schicksal übel mit, als ihr Mann plötzlich und unerwartet tragisch verstirbt. Eine Zäsur. „Damals war ich froh, dass ich einen Job hatte.“ Sie muss sich fortan allein um ihren Sohn kümmern, nimmt auch diese Herausforderung an – und meistert sie. Wenn sie eines schon von klein auf gelernt hat: Aufgeben ist keine Option. 2020 wechselt sie zur Firma Sommerfeld, wo sie als Headgreenkeeper-Springerin tätig und auf zahlreichen Golfanlagen in Süddeutschland unterwegs ist. „Und irgendwann, wohl auch durch das über die Jahre entstandene Netzwerk, kam Würzburgs Präsident Bernhard May auf mich zu und bot mir eine Stelle im Club an.“ Und das nicht ohne Grund, denn der langjährige Headgreenkeeper verabschiedete sich in den Ruhestand. Jacqueline Siegel wird in einer Übergangszeit eingearbeitet und führt seit diesem Jahr das achtköpfige Greenkeeper-Team des GC Würzburg.
Würzburgs Headgreenkeeperin Jacqueline Siegel
„Für mich ist das ganz klar ein Traumjob. Ich liebe die Natur, die ersten Morgenstunden auf dem Platz, die wir mit Feldhasen & Co. teilen. Aber auch die Zeit, wenn die Golfer da sind und unseren wunderschönen Platz mit Leben füllen. Langeweile gibt es nicht und jedes Jahr ist anders. Das ist die schöne Herausforderung, man kann immer wieder Neues ausprobieren und wir genießen die Unterstützung und Wertschätzung des Clubs und der Mitglieder.“ Frauen müssten noch mehr leisten in der Männerdomäne Greenkeeping. Christina Seufert, Geschäftsführerin im Greenkeeper Verband Deutschland: „Wir gehen davon aus, dass der Frauenanteil in dieser Branche zwischen drei und vier Prozent liegt“. Konkret: Von 100 Greenkeepern in Deutschland sind nur drei oder vier Frauen. Zu wenig. „Aber da tut sich was, es werden mehr“, stellt Jacqueline Siegel fest. Nicht rasant, aber es sei ein zartes Pflänzchen, das es zu gießen gilt.
Wenn sie zu Schulungen oder Verbandstreffen reist, ist sie meistens die einzige Frau. Aber das kennt sie ja von früher, aus ihrer Lehrzeit zur Kraftfahrzeugmechanikerin. Als Frau müsse man sich darauf einstellen, dass bisweilen ein rauer Ton herrscht, man dürfe nicht alles so ernst nehmen. Und im Greenkeeping sei es natürlich von Vorteil, wenn man sich mit Maschinen auskennt. Tut sie. Und nicht nur das. Nach so vielen Jahren Erfahrung weiß Jacqueline Siegel genau, wann wie gemäht, gedüngt oder gegossen werden muss. Und auch, was der Golfer will. Ihr Handicap ist einstellig.
„Dieser Beruf ist so vielfältig. Das geht von Platzpflege über Arbeitssicherheit, Bodenbiologie und Wassermanagement bis hin zu Mitarbeiterführung, Buchhaltung, Planung und Organisation“, sagt Jacqueline Siegel. Man lerne nie aus, egal ob Mann oder Frau. Wer zuverlässig, fleißig und mutig ist und das liebt, was er tut, der hat schon Großes erreicht. Da spielt es keine Rolle, wenn der Wecker schon um 3.30 Uhr klingelt und der Arbeitstag um 5 Uhr beginnt.
Weitere Infos unter www.traumjob-golfplatz.de
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