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Die doppelte Kapitänin
12. März 2023 , Thomas Fischbacher
Suzann Pettersen steht wie kaum eine andere Spielerin für Europas Erfolge im Solheim Cup in den vergangenen Jahren. Nun will die Norwegerin als Kapitänin durchstarten – und hat gleich zwei Versuche.
Doku-Serien sind in der Golfwelt aktuell in aller Munde. Stichwort "Full Swing". Eine der spannendsten Golf-Dokumentationen gibt es bereits seit Jahren zu sehen. Und das sogar ohne Abo auf Netflix. In "Her Final Putt" geht es um den letzten Auftritt einer der erfolgreichsten europäischen Golferinnen der vergangenen 20 Jahre: Suzann Pettersen.
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In knapp 30 Minuten beschreiben die Macher der kurzen, aber intensiven Reportage Pettersens letzte Momente im Profisport. Die Norwegerin bekommt eine einzigartige Chance auf das perfekte Ende einer unglaublichen Laufbahn – und nutzt diese. Eindrucksvoll zeigt sich, wie die Solheim-Cup-Legende für den finalen Aufgalopp den Spagat zwischen Familienmensch und eiskaltem Matchplay-Ass hinbekommt.
Die faszinierende Dokumentation beschreibt den Abschied der Norwegerin von der großen Bühne. Als Spielerin wohlgemerkt – denn auch bei den kommenden beiden Austragungen des Kontinentalvergleichs wird die 41-Jährige als Kapitänin eine tragende Rolle spielen.
"Ich liebe den Solheim Cup"
"Ich liebe den Solheim Cup und es ist eine einzigartige Ehre, dass ich gebeten wurde, 2024 erneut Kapitän von Team Europa zu sein", erklärte sie. "Bisher hat mir das Amt des Kapitäns für 2023 sehr viel Freude bereitet, und es wird mir eine große Ehre sein, das Team in diesem Jahr in Europa und dann im nächsten Jahr in den USA anzuführen. So können wir eine Strategie und eine Philosophie für das Team entwickeln, die wir beibehalten können und die den Spielern mehr Beständigkeit bietet und es ihnen ermöglicht, sich auf ihre Leistung zu konzentrieren. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, das Team um die Spieler herum und die Atmosphäre richtig zu gestalten und das Ganze dann auf die nächste Ebene zu heben."
Wer auch immer die Team-Mitglieder sind, die versuchen werden, den Titel beim Heimspiel in Finca Cortesin zu verteidigen, sie werden aufschauen zu ihrer Kapitänin. Denn Pettersen kann eine imposante Vita vorweisen. Ein Auszug: Zwei Major-Siege, 23 Top-Zehn-Platzierungen bei Majors und 15 Titel auf der LPGA Tour. Neun Mal war die gebürtige Osloerin beim Solheim Cup dabei, vier Mal stemmte sie am Ende der Woche den Pokal. Als Spielerin stehen im Solheim Cup 21 Punkte aus 36 Partien zu Buche.
Pettersens Beständigkeit zeigte sich auch in insgesamt 419 Wochen, in denen sie Teil der besten Zehn der Weltrangliste war. Sie sammelte stolze 146 Top-10-Platzierungen auf der LPGA Tour. Man könnte diese Liste noch lange fortsetzen.
Die große Show in Gleneagles
Aber zurück zu ihrem letzten Auftritt. Für die Ausgabe 2019 in Gleneagles diskutierte die Golfwelt die Entscheidung der Kapitänin Catriona Matthew, die Pettersen nach langer Babypause per Captains Pick ins Team berief. Über der Form der einstigen festen Größe stand ein großes Fragezeichen. Es war eine Nominierung, die durch das frühere Erfolge gerechtfertigt war, nicht durch die aktuelle Verfassung. Vielleicht war es auch nur ein Bauchgefühl, das Matthew dazu brachte, ihre einstige Partnerin mit nach Gleneagles zu nehmen. Fest steht: Es sollte sich lohnen.
Lochspiel hat seine eigenen Regeln, auf der großen Bühne des Solheim Cup weht ohnehin ein ganz anderer Wind. Pettersen hat sich dort immer am wohlsten gefühlt – und lieferte auch 2019 Punkte. Einen aus zwei Fourballs und einen weiteren im Einzel gegen Marina Alex. Letzterer Punktgewinn sollte in der drittletzten Partie des Sonntags spielentscheidend sein. Pettersens letzter Schlag als Profi war gleichzeitig ihr spektakulärster. "I’m done", erklärte sie später in einer emotionalen Pressekonferenz. Der Spruch "Aufhören, wenn es am schönsten ist" hat nie besser gepasst.
Für entscheidende Putts sind nun andere verantwortlich. 2017 und 2021 sammelte Pettersen Erfahrungen als Vize-Kapitänin. Nun geht es in hauptverantwortlicher Rolle weiter. Um die Spielerinnen besser kennenzulernen, will sie bei einigen Turnieren und Pro-Ams antreten. Voller Einsatz für Team Europe, das sich glücklich schätzen kann, eine Persönlichkeit wie Pettersen an der Spitze zu haben.