Kolumne

Tempus fugit


6. Januar 2023 , Christopher Tiess


Den Tagen mehr Leben geben. Bundestrainer Stephan Morales und die Damen-Nationalmannschaft zeigen, wie es geht.
Den Tagen mehr Leben geben. Bundestrainer Stephan Morales und die Damen-Nationalmannschaft zeigen, wie es geht. | © DGV/ Tiess

Halten Sie sich fest und seien Sie mit dabei. Denn in dieser Ausgabe von The Social Golfer geht es um eines der schlimmsten Themen der Zivilisation: gute Vorsätze für das neue Jahr.

THE SOCIAL GOLFER

Liebe Leidensgemeinschaft,

2023. Das wird unser Jahr! Und damit es wirklich gut wird, hier mal ein paar Ideen, die sich selbst unser neuer Fitness-Coach, Ernährungsberater, Psychologe oder Yoga-Guru nicht besser ausdenken könnte: weniger Zeit im Büro und dafür mehr Zeit für die Familie. Weniger Zeit auf der Driving Range und dafür mehr Zeit am Chipping Grün. Weniger Zeit bei Amazon und dafür mehr Zeit im Pro Shop. Weniger Essen in der Kantine und dafür mehr Zeit im Café nebenan. Weniger neue Driver und dafür mehr neue Wedges. Weniger Schweineschnitzel und dafür mehr Salat. Weniger Lake Balls und dafür mehr ordentliche Murmeln. Das Prinzip ist klar…

Und vielleicht noch etwas: Lassen Sie uns weniger registrierte Privatrunden spielen und dafür mehr ordentliche Turniere. Golf ist letztendlich nicht nur ein Lebensgefühl, sondern vor allem auch ein Sport. Und Sport lebt immer auch vom Wettkampf. Und wenn wir unsere Runden gehen, lassen Sie uns weniger von diesem öden Einzel Stableford rechnen. Der Golfsport hat so wunderbare lebendige Spielformen. Vielleicht wollen Sie ja auch mal selbst ein Turnier ausrichten – nur ein kleines für Ihre Familie und Bekannten. Vielleicht ein Tiger & Rabbit Turnier, bei dem Sie ein paar nichtgolfende Freunde mit auf den Platz bringen. Ich bin mir sicher: Ihr Club-Büro hilft Ihnen auch dann schon gerne, wenn es sich nur um zwei oder drei Spielgruppen handelt.

Oder vielleicht ein einfaches kleines Benefizturnier für einen Guten Zweck, der Ihnen schon immer am Herzen lag. Wenn Sie denken, so eine Veranstaltung benötigt zu viel Zeit und Kraft, dann glauben Sie mir bitte: Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als Menschen in Not zu helfen. Bei kleinen Initiativen oder bei akuten Engpässen können schon geringe Beträge Wunder wirken. Selbst wenige hundert Euro können wichtige Anschaffungen ermöglichen oder einem Menschen ein schönes Erlebnis verschaffen. 25 Euro für das nächste Weihnachtspaket. Einhundert Euro für einen Schulranzen. 200 Euro, um eine Kindergartengruppe aus einem Problemviertel ins Kino einzuladen. Und jeder einzelne Euro hilft den Tafeln in Ihrer Stadt. Denken Sie nicht in UNICEF-Dimensionen. Denken Sie lokal.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich in den obigen Zeilen wiederfinden. Und doch konfrontiere ich Sie genau jetzt mit einem Stopp-Schild. Denn: Benötigen wir wirklich eine neue Jahreszahl im Datum, um uns jene Dinge vorzunehmen, die uns wichtig sind? Oder sind gute Vorsätze einfach nur eine weitere Form der Prokrastination? In diesem Fall kommt noch ein weiterer Vorschlag – und zwar ein ernst gemeinter: Denken Sie in Zeit! Denn Zeit ist die härteste Währung überhaupt. Keine Zentralbank der Welt kann mehr davon drucken. Zeit ist zumindest für jeden einzelnen von uns eine absolut endliche Ressource - quasi der ultimative Goldstandard. 

Und wenn wir über Zeit reden, dann lassen Sie uns dies nicht nur mit dem Gedanken tun, mehr Zeit zu haben. Sondern vor allem auch damit, unsere vorhandene Zeit besser zu nutzen. Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospizbewegung, sagte einmal: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Und gerade sie, die vielfach ausgezeichnete Krankenschwester und Palliativ-Ärztin, wird gewusst haben, wovon sie spricht. In diesem Sinne Ihnen allen ein gesundes, lebensfrohes und ereignisreiches neues Jahr – egal ob Sie Mitte Fairway liegen oder auch mal im Rough!

Mit sportlichem Gruß,

Ihr Christopher Tiess

The Social Golfer: Kolumnist Christopher Tiess ist auch im blauen Element zu Hause.
The Social Golfer: Kolumnist Christopher Tiess ist auch im blauen Element zu Hause. | © Foto: Mindshot/A. Rechel

Lebenserfahrungen, Reise-Anekdoten und immer wieder Geschichten aus dem Kuriositätenkabinett namens Golfsport: in seiner Kolumne „The Social Golfer“ spiegelt der Projektmanager, Journalist und Fotograf Christopher Tiess seine Eindrücke aus der Welt wider und schlägt dabei die Brücke zu gesellschaftlichen und sozialen Themen.

 

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