Caddie-Größen
Peter Coleman: Lockenkopf mit Messrad
5. Dezember 2022 , Thomas Fischbacher
Peter Coleman feierte in 22 Jahren mehr als 50 Titel an der Seite von Bernhard Langer. Als Caddie versuchte sich der Engländer erst nach einem privaten Tiefschlag.
Peter Coleman wäre vermutlich niemals Caddie auf der Tour geworden, hätte sich seine erste Frau nicht in den Nachbarn verliebt. Der Engländer musste die Trennung akzeptieren und zusehen, wie die Gattin sowie die drei Kinder das Haus verlassen. Es war ein früher privater Tiefschlag auf der einen Seite, und andererseits der Startschuss für eine eindrucksvolle Karriere, die bis zu diesem Zeitpunkt kaum vorstellbar war. Coleman wollte sich danach erstmal um sich kümmern. Er quittierte nach der Scheidung den Schichtdienst als Elektriker bei der Eisenbahn und begann damit, sich seinen Traum von einer Caddie-Karriere zu erfüllen.
Ursprünglich hatte er den frühen Wunsch, in der Golfszene durchzustarten, aus finanziellen Gründen verworfen. “Ich habe 20 Monate als Assistent-Pro in einem Golfclub gearbeitet”, verriet er einst in einem Interview mit CaddyBytes. “Ich kam aus einer armen Familie und musste damals Geld nach Hause bringen, aber es waren nur zwei Pfund pro Woche, und 1956 kamen die meisten Golfer, die es schafften, aus wohlhabenden Familien. Als Kind war ich Caddie, sportlich und spielte Golf. Also dachte ich, ich könnte es schaffen, aber es war kein Leben und nicht genug Geld."
Von Horton bis Westwood
Beruflich hat sich die Entscheidung, es doch noch als Caddie auf der Tour zu versuchen, mehr als gelohnt. Coleman begann seine Laufbahn 1974 an der Seite von Tommy Horton – und arbeitete sich fortan immer weiter nach oben. Die Chancen, als Caddie eine große Karriere zu machen und viel Geld zu bekommen, standen damals nicht wirklich gut. Es war eine schwierige Zeit, in der nicht wenige Taschenträgern in Autos schliefen. Doch Coleman war kreativ und hob sich von vielen Kollegen ab. So war er damals einer der ersten Caddies, die die Entfernungen zum Grün oder anderen wichtigen Stellen des Platzes mit einem Messrad und nicht mit Schritten ermittelte. Seine Kompetenz an der Tasche wurde immer gefragter.
Mehr als 30 Jahre lang begleitete er in der Folge die besten Spieler der Welt und holte 59 Titel mit unterschiedlichen Spielern. Darunter zwei Masters-Titel an der Seite von Bernhard Langer, den er mehr als 20 Jahre mit Rat und Tat unterstützte. Er siegte an der Seite von Nancy Lopez, Gordon Brand, Colin Montgomerie, Greg Norman und nicht zuletzt auch im Gespann mit Seve Ballesteros.
Zwei Majors und zehn Ryder Cups
"Ich kam als armer Junge auf die Tour, habe versucht, den Job professioneller auszuüben und am Ende bin ich wohlhabend in den Ruhestand eingetreten", bilanzierte er bei Golfing World. Sein Traum wäre es immer gewesen, einen Sportwagen zu besitzen und an einem Haus am Golfplatz zu wohnen. Ersteren Wunsch erfüllte er sich nach seinem ersten Masters-Sieg an der Seite von Langer. Es war einer zwei Masters-Siegen und mehr als 50 Turniersiegen weltweit für das Duo. Zudem bestritt das britisch-deutsche Gespann zehn Ryder-Cup-Teams.
Langer und Coleman galten lange als unzertrennlich. Erst 2003 war dann Schluss. Nach 22 gemeinsamen Jahren. Es war das Ende der am längsten bestehenden Spieler-Caddie-Partnerschaft im Profigolf. Langer war bereits Mitte 40 und sah seine spielerische Zukunft in den USA, Coleman hingegen wollte USA-Aufenthalte weitestgehend vermeiden. Es passte nicht mehr zusammen. "Peter und ich hatten eine wundervolle Zeit zusammen. Ich wünsche ihm auf seinem zukünftigen Weg alles erdenklich Gute", teilte Langer damals mit. "Bernhard ist sehr akribisch und dreht jeden Stein um”, bilanziert er. "Er hinterfragt alles. Ich glaube, wir haben in all den Jahren kaum einen Fehler gemacht. Es war wirklich erstaunlich. Harte Arbeit, aber auch sehr erfolgreich."
Für Coleman ging es an der Seite von Lee Westwood weiter, Langer setzte ab Beginn seiner Senioren-Karriere auf Terry Holt.
Heute lebt Coleman, 82, in der Nähe von London. Das Ziel mit dem Sportwagen und dem Haus am Golfplatz hat er sich lange erfüllt. "Ich habe das Leben auf der Tour sehr genossen", sagt er. So hatte die schmerzhafte Trennung immerhin etwas gutes.
Tour-Report
Hovlands Thriller auf der 18, Mack auf LPGA-Kurs
5. Dezember 2022
Golf&Natur
GC Würzburg und Landesbund für Vogelschutz kooperieren
5. Dezember 2022