Golf&Natur
Grün ist kein Qualitätsmerkmal
30. Juli 2022 ,
Beim Thema Dürre hilft das richtige Wassermanagement.
Text: Petra Himmel
Das Thema Wasser beherrscht die Schlagzeilen: „Wenn vor Dürre der Spaten bricht“, titelte die Zeitschrift Die Zeit im Juni über die Dürre in Brandenburg - jenes Bundesland, das im Hinblick auf Niederschlagszahlen erneut den Negativrekord hält: 189 Liter Niederschlag pro Quadratmeter verzeichnete man dort bis Ende Juni 2022. Zum Vergleich: In Bayern waren es 354 Liter - und selbst dort blicken die Golfanlagen zum Teil mit Sorge auf die immer geringer werdenden Mengen von Wasser, die für die Bewässerung von Golfplätzen zur Verfügung stehen.
Tatsache nämlich ist: Immer mehr Kommunen und Landkreise ziehen bei den Genehmigungen für die Wasserentnahme die Schrauben an. In Hessen zum Beispiel wurden im Main-Kinzig-Kreis vom Kreisausausschuss vor kurzem die „Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern (Bäche, Flüsse, Seen) bis auf Weiteres untersagt“. Das bedeutet für Golfanlagen dort, dass Wasser aus Bächen, die anschließend in Speicherteiche fließen, nicht mehr für die Platzbewässerung genützt werden können.
Der deutsche Golfer ahnt dieser Tage: Das Gesicht der Golfanlagen wird sich auf Dauer zumindest farblich verändern. Wer im Juli Europas größtes Major Turnier, The Open in St. Andrews, verfolgte, sah einen Platz, der sich den klimatischen Vorgaben längst angepasst hat: Fairways, die in Farbtönen irgendwo zwischen hellem Braun und schwachem Grün changieren, in den Roughs trockene Gräser im Wind. Dazwischen als grüne Punkte Abschläge und Grün. Wo der eine oder andere deutsche Golfer vor dem Fernseher womöglich an der Qualität des Old Course zweifelte, war die Resonanz der Weltklassespieler wie immer gut. Farbe, so die Quintessenz der Veranstaltung, sagt nichts über die Spielqualität des Platzes aus. Vielmehr geht es um gesunden Grasbestand, die Verhinderung von Kahlstellen, treue und harte Grüns.
Wassermanagement wird damit auch auf Deutschlands Golfanlagen immer mehr zu einem vorrangigen Thema, mit dem sich auf den Anlagen vom Greenkeeper bis zur Geschäftsführung alle Verantwortlichen ständig beschäftigen müssen. Die perfekte Bewässerung zu entwickeln, bedeutet viel mehr als einmal täglich die Beregnungsanlage anzustellen und dann 20 Minuten den Golfplatz kräftig nass zu machen.
Ein Blick zum Golf- und Land-Club Regensburg in der ebenfalls wasserarmen Oberpfalz demonstriert, wie wassersparend hohe Qualität erzielt werden kann. „Unsere Bewässerungsfläche ist 35 Hektar groß“, erklärt Christian Löffl. „Die Grüns bewässern wir eigentlich nur mit Hand. Gerade an den Breaks ist das mit einer feinen Düse am effektivsten, da kann man die trockenen Stellen am besten erfassen.“
Handwässern ist dabei eine Methode, die auf deutschen Golfanlagen keineswegs durchgehend üblich ist. Sie erfordert vom Greenkeeper einen genauen Überblick hinsichtlich der Trockenstellen und mehr Zeiteinsatz für das punktuelle Beregnen. Trotzdem ist es das Gebot der Stunde: Daniel Lüttger, Head-Greenkeeper des GC St. Leon-Rot, der außerdem jahrelange Erfahrung als Bewässerungstechniker mitbringt, verweist an dieser Stelle auch auf die Erfassung von Bodenfeuchtedaten per Sensoren und der richtigen Software. „Je mehr man misst, desto besser geht man mit der Ressource Wasser um“, lautet seine Bilanz. „Wir messen die Feuchtigkeit sehr regelmäßig und wässern dann vereinzelte Trockenstellen per Hand auf“, resümiert auch Heiko Hildebrandt, der auf den Golfanlagen des Öschberghof das Greenkeeping leitet.
Hinzu kommt ein ausgefeiltes Beregnungsprogramm an besonders heißen Tagen: Bei großer Hitze ab etwa 30 bis Grad starten erfahrene Greenkeeper ein Kühlungsprogramm für die Gräser: „Da lasse ich morgens um vier Uhr die Beregnung nur drei, vier Minuten laufen, damit die Gräser abgekühlt werden,“ resümiert Löffl. Dann überstehen gesunde Gräser auch große Hitze gut. Die ideale Abdeckung der Flächen, die beregnet werden müssen, erzielt allerdings nur der Greenkeeper, der auf eine moderne Beregnungsanlage mit individuell steuerbaren Regnerköpfen zurückgreifen kann.
Investitionen in die Beregnungstechnik werden deshalb im Moment auf zahlreichen deutschen Anlagen diskutiert. Im GC Schönbuch zum Beispiel ist das Thema Beregnung seit rund einem Jahr ein Dauerbrenner. Die Golfanlage in der Nähe von Ludwigsburg plant derzeit ihre komplette Wasserversorgung um, weil die Abhängigkeit vom kommunalen Wasserversorger zu groß war. „Jetzt überprüfen wir alles vom Speicherteich, über das Potential von Dachflächen zum Wassersammeln, die optimale Beregnung, Brunnen oder die Wiederaufbereitung von Wasser“, erklärt Geschäftsführer Marcel Gallmayer. „Wir müssen einfach feststellen, wo unser Einsparungspotential ist und wie wir noch bewusster mit Wasser umgehen können.“
Investitionen bedeuten Kosten. Für Christofer Hattemer, Präsident des GC Hanau-Wilhelmsbad und des Hessischen Golfverbandes, ist die Kommunikation des Themas deshalb ein wesentlicher Punkt. „Wir müssen die Mitglieder frühzeitig auf das Thema hinweisen und mitnehmen.“ Die Tatsache, dass sich die Farbe von Fairways in Deutschland wie schon seit ewigen Zeiten in Schottland mit dem Klima ändert, muss dem Golfer erklärt werden.
Die gute Nachricht lautet dabei: Wer moderne Technik nützt, seinen Platz generell in der Pflege auf weniger Wasser einstellt und außerdem beginnt, sorgfältig Wasser zu sammeln, kann die Golfanlage auch auf Dauer wirtschaftlich betreiben. Die richtige Bewässerung ist dabei eben eine Kunst – wer sie beherrscht, ist auch für trockene Sommer gut gerüstet.