DGL 2022

Nebel im Juli


30. Juli 2022 , Stefan Bluemer


Nebel im Juli (© DGV/stebl)
Nebel im Juli (© DGV/stebl)

Die ersten Schläge des letzten Spieltags werden in Ratingen in der Morgensonne gemacht. Dann wabert plötzlich dichter Neben über den Platz und die Spielleitung muss für 90 Minuten das Spiel unterbrechen - im Juli! Der Tag wird dadurch sehr lang und die Vierer enden erst mit dem letzten Büchsenlicht.

Ratingen – Die Ausgangslage für den fünften und entscheidenden Spieltag der Damen in der Nordstaffel der 1. Bundesliga in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf ist klar: Der Hamburger GC ist mit 18 Punkten bei 101 Schlägen über Par praktisch durch und kann sich schon für das Final Four einspielen.


Dahinter ist es aber sehr spannend, ob sich der amtierende Deutsche Mannschaftsmeister aus Berlin-Wannsee oder der GC Hubbelrath den zweiten Platz für das große Finalturnier, dass am 6. und 7. August im GC Pfalz ausgetragen wird, sichern wird. Die Berlinerinnen haben mit 15 Punkten bei 133 Schlägen über Par leicht die Nase vor der Truppe aus dem Düsseldorfer Osten, die einen Punkt weniger bei 167 Schlägen über Par in den Büchern hat.
Schafft Hubbelrath, an diesem Spieltag auf dem Platz des Düsseldorfer GC vor dem GLC Berlin-Wannsee zu landen und eine Mannschaft steht zwischen diesen beiden Final-Four-Aspiranten, wäre der GC Hubbelrath dabei. Viel wenn und aber. Die BVB-Legende Adi Preißler hatte dazu schon vor Jahrzehnten richtig erkannt: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz.“

Einzel

Nachdem der Nebel von der kräftigen Hochsommersonne aufgelöst war, wurde es auf der hügeligen Anlage des Düsseldorfer GC angenehm warm und die Bedingungen waren perfekt. Den besten Score des Vormittags brachte Tara Bettle ins Clubhaus. Die College-Studentin vom GLC Berlin-Wannsee war gut gestartet, lag nach fünf Bahnen schon bei zwei unter Par. Zwei Bogeys back-to-back hätten die Runde kippen können, aber die Berlinerin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und knallte auf der Backnine vier Birdies auf den Platz. Tiefer als die 67 (-4) ging keine andere Spielerin.

>>>>Hier geht es zu den Bildern des Tages>>>>

„Ich habe heute in allen Bereichen sehr ordentlich gespielt. Mit meinen Eisen habe ich mir super Birdiechancen erarbeitet und auch sehr stark geputtet. Die Runde hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht“, freute sich Tara Bettle in der kurzen Mittagspause über ihre gute Leistung im Einzel.
Mit diesem Score hatte Bettle großen Anteil daran, dass Meister Wannsee nach den Einzeln an der Spitze des Klassements stand.
Auch Alexandra Försterling, die nach ihren vielen internationalen Turnieren am letzten Spieltag erstmals für den GLC Berlin-Wannsee in der DGL antreten konnte, blieb unter Par, vergab mit einem Doppelbogey auf Loch elf einen noch besseren Score. So wurde es am Ende eine 70 (-1).
Knapp hinter Wannsee brachte sich der aktuelle Spitzenreiter der Nordstaffel in Stellung. Auch der HGC Falkenstein hatte zwei Scores unter Par in der Wertung. Beste Hanseatin war Christin Eisenbeiß, die nur sechs Löcher mit Par spielte, ansonsten aber Birdies und Bogeys bunt mischte, wobei die Scores unter Par am Ende deutlich in der Überzahl waren. Die 68 (-3) war der zweitbeste Score des Tages.
Unter Par blieb für die Truppe aus dem Norden, bei der Coach Christian Lanfermann aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein kann, auch noch Maike Schlender, die erst unter Par lag, nach drei Bogeys mit einem nicht so guten Score im Livescoring auftauchte, dann aber ganz cool mit Birdies auf den Löchern 16 und 17 doch wieder in den roten Bereich drehte und so eine 70 (-1) unterschreiben durfte.

Vierer

Wegen der Unterbrechung gingen die Vierer erst ab 15.30 Uhr raus. Die letzte Startzeit war um 16.54 Uhr, so dass das letzte Tageslicht gebraucht wurde, um alle Athletinnen ins Clubhaus zu bringen.
Alina Bingel kam für den GLC Berlin-Wannsee an der Seite von Catharina Lohoff zum Einsatz. Mit vier Birdies und vier Bogeys kam das Duo aus der Bundeshauptstadt Even Par ins Clubhaus.
Ebenfalls Even Par steht für den GC Hubbelrath im Vierer von Anna-Theresa Rottluff und Anna Bautista nach je drei Bogeys und Birdies in den Büchern.
Nach 16 Löchern noch zwei unter Par lagen für Falkenstein Maike Schlender und Christin Eisenbeiß. Zwei Bogeys verhagelten die Bilanz am Ende, so dass es doch kein Score unter Par wurde.

Durch die Streichregelung ist am Abend des ersten Wettkampftages das Klassement noch nicht sehr aussagefähig. Erst nach den Einzeln des Sonntags wird feststehen, welche beiden Einzel-Scores aus den Runden von Samstag und Sonntag aus der Wertung fallen. Der amtierende Deutsche Meister würde nach dem Zwischenstand gemeinsam mit dem Hamburger GC zum Final Four fahren.

Freddy Schott am Sonntag für Herren des DGC am Start

Die Herren des Düsseldorfer GC spielen in der 2. Bundesliga West. Noch. Der Abstieg steht schon fest, aber am letzten Spieltag ist für die Mannschaft des DGC der Heimspieltag und an dem lässt es sich Tour-Profi Freddy Schott nicht nehmen, für seine Mannschaft zu spielen. Obwohl zeitgleich ein Turnier der Challenge Tour in Irland stattfindet, gibt der Profi dem Start in der DGL für seinen Club auf heimischem Terrain den Vorzug. Schon dies zeigt, wie sehr Freddy Schott mit seinem Trainer, seiner Mannschaft, seinem Club und auch der Liga an sich verbunden ist.
Die Entwicklung von „klein Freddy“ zum Golfer begann sehr früh. Von seinem Vater wurde er im zarten Alter von zwei oder drei Jahren mit auf den Golfplatz genommen. Die ersten bewussten Golfschläge machte Schott im GC Op den Niep in Neukirchen-Vluyn gemacht. Erster Trainer war der dortige Pro Earl Earl Spry. Freddy Schott war erst zwölf Jahre jung, als er in Op de Niep Clubmeister wurde – der Herren wohlgemerkt. Dies war für den Junggolfer eine Art Initialzündung, die zu noch mehr Trainingsfleiß und Ehrgeiz führte.
Aus dem eher breitensportlich ausgerichteten Club nördlich von Krefeld ging es eine Station weiter nach Neuss. Im GC Hummelbachaue war zunächst Benjamin Schlichting der Trainer des Talents. Nach einem Jahr wechselte Freddy Schott zu Lars Thiele, mit dem er bis heute ganz eng zusammenarbeitet.
Als größten Sieg als Amateur hat der ehemalige Jugend-Nationalspieler das GTGA Invitational in guter Erinnerung. 2020 setzte er sich gegen ein starkes Feld durch. Im ersten Corona-Jahr war beim Berliner GC Stolper Heide mit großem Aufwand ein Ersatz für viele zuvor ausgefallene, internationale Turniere geschaffen worden.
„Mein größter Erfolg als Profi bislang war der dritte Platz auf der Challenge Tour in Adamstal, auch wenn auf der Pro Golf Tour schon Turniere gewonnen habe. Ein großer Traum wäre es, ein Turnier der European Tour in Deutschland zu gewinnen. Ich glaube, das ist ein unglaubliches Erlebnis. Ich träume aber auch ganz groß und würde gerne ein Major wie das Masters gewinnen“, hat der  21-Jährige noch einiges vor.

Vorbereitung

Vor den ganz großen Turnieren wird Freddy Schott aber erstmal für seinen Club in der DGL antreten. „Ich sehe das auch ein bisschen als Vorbereitung auf das nächste Turnier der Challenge Tour in Finnland. Ich freue mich, für die Mannschaft zu Hause zu spielen. Für mich war die DGL immer eine coole Bühne. Ich habe durch die Liga Marcel Siem besser kennengelernt und auch deshalb hat die DGL für mich eine besondere Bedeutung. Ich habe in der DGL viel Selbstvertrauen gesammelt. Mit sind einige Platzrekorde gelungen und ich habe einfach auch immer Freunde getroffen. Von überall kommen die Spieler zusammen, um ihr bestes Golf zu spielen. Gegeneinander, aber auch als Team miteinander, was im Golf ja nicht selbstverständlich ist. Ich bin daher sehr dankbar für diese tolle, nationale Plattform, die es schafft, Einzel- und Teamsport miteinander zu verbinden. Ich bin dankbar für alles, was ich da erleben durfte. Ich habe schon mit 13 Jahren in der Liga gespielt und über die Jahre immer mehr gelernt. Den Teamspirit zu erleben, fand ich immer cool“, ist der Athlet, der in der Order of Merit der Challenge Tour aktuell auf Rang acht geführt wird und damit beste Aussichten auf den Aufstieg auf die DP World Tour hat, sehr dankbar, dass es die Deutsche Golf Liga presented by All4Golf gibt.

Erfahrungen gemacht

Lars Thiele, der als Trainer seinen Schützling sehr genau kennt, hat einen Aspekt ausgemacht, der die Entwicklung vom Freddy Schott sehr positive beeinflusst hat. Den Winter in Südafrika zu verbringen, hat Erfahrungen gebracht, die sich heute auszahlen: „Das lange Spiel von Freddy war schon immer sehr, sehr gut. Im Winter konnte er sich im kurzen Spiel enorm verbessern. Das hat er im Winter in Südafrika auf dem Platz selbständig sehr intensiv trainiert. Dadurch ist er variabler und sicherer geworden. Auch im Winterhalbjahr auf guten Grüns sein Putten verbessern zu können, war wertvoll und hat ihn richtig nach vorne gebracht.“
Auf der Sunshine Tour war Freddy Schott oft der einzige Deutsche. Manchmal war er sogar der einzige Europäer im Feld. „Dadurch ist er gereift. Er musste sich gegenüber anderen Menschen öffnen, auch für die Local-Caddies. Freddy hat dort auch viele Erfahrungen gemacht, welche Caddies für ihn gut sind, welche Eigenschaften ein Caddie haben muss, damit er ihm auf dem Platz wirklich hilft“, sieht der Coach einen weiteren Faktor, der für die derzeitigen Erfolge wichtig ist.
In der DGL möchte Freddy Schott am Sonntag überzeugen, denn bei seinen beiden bisherigen Einsätzen waren die Scores nicht so gut, wie der ehrgeizige Youngster das gerne gehabt hätte.

Letzte Runde der Saison

Für die Damen geht es am Sonntag in die letzte reguläre Runde der Saison. Noch einmal geht es im Einzel-Zählspiel darum, die Ligatabelle endgültig zu zementieren. Ab 8.30 Uhr wird im Düsseldorfer GC gestartet.
Durch die Streichregelung ist am Abend des ersten Wettkampftages das Klassement noch nicht sehr aussagefähig. Erst nach den Einzeln des Sonntags wird feststehen, welche beiden Einzel-Scores aus den Runden von Samstag und Sonntag aus der Wertung fallen.
Die Herren der 2. Bundesliga West starten bereits ab 8.00 Uhr und haben nach den Einzeln dann noch am Nachmittag die Vierer zu absolvieren, so dass auf der Anlage in Ratingen von früh bis spät hochklassiges Golf geboten wird.


Ergebnis Einzel
1. GLC Berlin-Wannsee     +10
2. Hamburger GC              +16
3. Düsseldorfer GC           +28
4. GC Hubbelrath              +29
5. GC Hummelbachaue     +69

Ergebnis nach Vierern
1. GLC Berlin-Wannsee     +12
2. Hamburger GC               +21
3. GC Hubbelrath               +32
4. Düsseldorfer GC            +33
5. GC Hummelbachaue     +92


>>>>Hier geht es zu den Bildern des Tages>>>>