Challenge Tour

Die deutschen Aufstiegsaspiranten – eine Zwischenbilanz


29. Juli 2022 , Daniel Dillenburg


Ist die aktuelle deutsche Nummer eins auf der Challenge Tour: Freddy Schott.
Ist die aktuelle deutsche Nummer eins auf der Challenge Tour: Freddy Schott. | © Photo by Valerio Pennicino/Getty Images

Die Challenge Tour biegt so langsam in die heiße Phase ein. Wir blicken auf die möglichen Aufsteiger aus Deutschland. Wer spielt nächstes Jahr in Liga eins?

So gut wie 2021 präsentierten sich die deutschen Herren auf der Challenge Tour noch nie. Mit Hurly Long, Yannik Paul, Marcel Siem und Marcel Schneider waren vier Spieler für das Tour-Finale auf Mallorca qualifiziert. Und besser noch: Sie alle schafften den Aufstieg in Liga eins. Aus keiner Nation kamen mehr Aufsteiger. Drei Events wurden in dem Jahr von deutschen Spielern gewonnen (1 x Siem, 2 x Schneider) und mit Long und Paul rangieren derzeit zwei Spieler aus dem Quartett unter den Top 50 des DP World Tour Rankings.

Einen ähnlichen Weg will der deutsche 2022er-Jahrgang auf der Challenge Tour einschlagen. „Wir hoffen natürlich, dass wir Ende des Jahres wieder ein paar Spieler auf die Tour bringen“, sagte Bundestrainer Ulrich Eckhardt im Rahmen der Big Green Egg German Challenge. Das Ziel sei also klar und momentan sehe es gut aus, so der erfahrene Golf-Lehrer. Und in der Tat: Bei noch elf auszuspielenden Turnieren in der regulären Spielzeit wären aktuell erneut vier deutsche Profis für das Saisonfinale auf Mallorca qualifiziert (Top 45). Damit spielt man im Ländervergleich das zweite Jahr in Folge ganz vorne mit. Die Top 20 nach dem Grand Final schaffen den Sprung in Liga eins. Wir blicken auf die deutschen Aufstiegsaspiranten und sind optimistisch, dass das hohe Niveau aus dem vergangenen Jahr gehalten werden kann:

Den Aufstieg fest im Blick

20 Tourkarten für Liga eins werden am Ende der Saison vergeben. Dass sich Freddy Schott zu diesem Zeitpunkt der Saison in einer Position befindet, in der ein Abschneiden außerhalb der Top 20 fast schon einer Enttäuschung gleichkäme, damit hatte der 21-Jährige vor der Saison selbst nicht mit gerechnet. „Mein Ziel zu Beginn der Saison war es, unter den ersten 45 der Rangliste zu landen, aber jetzt habe ich es auf einen Platz unter den ersten zehn korrigiert“, so der aktuell bestplatzierte Deutsche im sogenannten Road to Mallorca.

Nach einem geteilten 14. Rang bei der Big Green Egg German Challenge vor heimischem Publikum belegte Schott Rang acht in der Saisonwertung. Das Heimevent war sein achtes Turnier innerhalb acht Wochen. Pausen gönnte sich der Youngster in dieser Zeit keine. Rhythmus statt Regeneration hieß es. Und der Plan ging voll auf. Die vergangenen sechs Challenge-Tour-Events beendete Schott unter den Top 20. Mehrmals spielte er um den Sieg mit. Und auch wenn es bislang noch nicht zum ersten Titel reichte: Schott sammelte reichlich Punkte und hat den Aufstieg fest im Blick.

Gewann im Februar das erste Event der Saison: Alexander Knappe.
Gewann im Februar das erste Event der Saison: Alexander Knappe. | © Photo by Johannes Simon/Getty Images


Gleiches gilt für Alexander Knappe, der im Gegensatz zu Schott in diesem Jahr schon einen Sieg feiern konnte. Gleich zu Saisonbeginn gewann der 33-Jährige in Südafrika seinen insgesamt dritten Titel auf der Challenge Tour. Seitdem war Knappe lange Zeit fester Bestandteil der Top Ten. Während die Challenge Tour in Irland spielt (28. bis 31. Juli), belegt er den zwölften Rang, nachdem er in den vergangenen Wochen mit Zahnproblemen zu kämpfen hatte und weitere Top-Ergebnisse ausblieben. Neben dem Sieg erzielte Knappe bislang nur ein weiteres Top-20-Resultat. Er zehrt also noch sehr von seinem Coup im Februar, als er die gesamte Turnierwoche über bogeyfrei blieb.

Im Rahmen der German Challenge präsentierte sich Knappe optimistisch und kämpferisch. „Das ist das Leben. Man bekommt immer wieder Probleme vorgesetzt, die es zu lösen gilt.“ Für den weiteren Turnierverlauf hat er sich vorgenommen, so viele Turniere wie möglich zu spielen, um die Chancen auf weitere Top-Ergebnisse zu erhöhen. Zwei gute Events brauche er nach seiner Rechnung noch, um auf die DP World Tour zurückzukehren. Dass Knappe dies im Tank hat, bewies er vor einigen Monaten in Südafrika, als er zwei Wochen lang der Führende im Saisonranking war.

Die Überflieger von der Pro Golf Tour

Vor nicht allzu langer Zeit waren sie noch regelmäßig auf der Pro Golf Tour unterwegs. Wenn alles gut läuft, spielen Marc Hammer und Nick Bachem ab nächster Saison zwei Ligen höher. Beide Ex-Pro-Golf-Tour-Spieler sind gerade dabei, den direkten Durchmarsch zu vollziehen, obwohl sich ihre jeweiligen Wege doch voneinander unterscheiden. Hammer war bis vor wenigen Wochen noch fester Bestandteil der Pro Golf Tour, gewann dann seinen ersten Titel als Profi in der Holledau, nur um wenige Tage bei der Euram Bank Open in Adamstal auf der Challenge Tour zu triumphieren. Da hat der Hammer den Nagel aber mal sowas von auf den Kopf getroffen und sich mit voller Wucht unter die heißen Anwärter auf den Aufstieg gearbeitet. Als 26. der Saisonwertung ist der 23-Jährige in einer sehr guten Position, sich für das Grand Final zu qualifizieren. Und wer weiß: Bei der aktuellen Form und mit dem Selbstvertrauen sind Hammer weitere wuchtige Einschläge zuzutrauen.

Hat als Rookie den Aufstieg im Visier: Nick Bachem.
Hat als Rookie den Aufstieg im Visier: Nick Bachem. | © Photo by Johannes Simon/Getty Images


Bachems Erfolgsgeschichte begann bereits im vergangenen Jahr, als er die Order of Merit der Pro Golf Tour als Dritter abschloss und damit die Challenge-Tour-Karte klarmachte. Dass die Rookie-Saison des 22-Jährigen so gut anläuft, ist sehr erfreulich. Zwei Turniere beendete er bereits unter den Top Fünf – drei weitere unter den besten 20. Für einen Neuling auf diesem Niveau präsentiert sich Bachem also sehr konstant, was sich auch in seinem 28. Platz im Road to Mallorca widerspiegelt. Der Finaleinzug dürfte also fest eingeplant sein. Alles weitere wäre ein absoluter Bonus – sowohl für Bachem als auch für Hammer.

Außenseiterchancen

Weitere Deutsche, neben den vier genannten, sucht man unter den Top 60 des Saisonrankings vergebens. Welch große Sprünge hier jedoch möglich sind, zeigte Max Schmitt bei der German Challenge. Das zweite Jahr in Folge überzeugte der Mann vom GC Rheinhessen im Wittelsbacher Golfclub mit einem Top-5-Resultat und schlagartig ging es 60 Plätze im Ranking nach oben (124 auf 64). So ziemlich jeder Spieler aus den Top 80 ist also nur eine sehr gute Woche davon entfernt, sein Ticket für das Finale zu buchen. So auch Schmitt und Philipp Mejow (80.). Bei den weiteren Deutschen geht es in erster Linie darum, am Ende der Saison unter den besten 100 zu landen, um eine entsprechende Kategorie für die kommende Spielzeit zu erlangen.

Die Platzierungen aller Deutschen im Road to Mallorca (Stand: 29. Juli 2022, nach German Challenge):

  • Freddy Schott 8.
  • Alexander Knappe 12.
  • Marc Hammer 26.
  • Nick Bachem 28.
  • Max Schmitt 66.
  • Philipp Mejow 80.
  • Allen John 93.
  • Dominic Foos 109.
  • Bernd Ritthammer 115.
  • Max Rottluff 129.
  • Jannik de Bruyn 135.
  • Velten Meyer 138.
  • Michael Hirmer 169.
  • Jonas Kölbing 197.
  • Timo Vahlenkamp 233.
  • Sebastian Heisele 284.