Caddie-Größen

Mike “Fluff” Cowan: Von Woods gefeuert, mit Furyk gefeiert


22. Juli 2022 ,


Mit der bekannteste Caddie weltweit: Mike
Mit der bekannteste Caddie weltweit: Mike "Fluff" Cowan | © Phil Inglis/Getty Images

Mike “Fluff” Cowan gehört zu den prominentesten Caddies der Golfwelt. Ein Blick zurück auf die Anfänge, die Zeit mit Tiger und die Ära mit Jim Furyk.

Wenn Peter Jacobsen über seinen einstigen Caddie Mike Cowan spricht und dabei dessen Spitznamen weglässt, sieht er in den Gesichtern seiner Zuhörern oft, dass diese ihn nicht zuordnen können. Fällt der Spitzname “Fluff”, klingelt es in den allermeisten Fällen. Richtig, der mit dem Schnauzbart. Seinen Spitznamen hat er übrigens einigen Caddie-Kollegen zu verdanken, die ihm eine Ähnlichkeit zum CBS-Broadcaster Steve “Fluff” Melnyk nachsagten.

Cowan ist ein Caddie der alten Schule. Als der Amerikaner begann, sich als taschentragender Ratgeber auf der PGA Tour einen Ruf zu machen, war Gerald Ford noch Präsident der Vereinigten Staaten. Das Leben auf der Tour war damals noch ein anderes. Auch für Caddies. Sein erster Lohn waren 20 Dollar pro Tag und drei Prozent Beteiligung am Preisgeld, verriet er später bei Golfweek. Teilweise musste er sich mit vier weiteren Kollegen ein Hotelzimmer teilen. Der mit der niedrigsten Runde des Tages durfte im Bett schlafen. 

Intensive Jahre mit Tiger

Cowan, der Golf in seiner Heimat Maine von seinem Vater beigebracht bekam, hat seither einiges erlebt. 1976 verlor er seine Stelle als Assistenz-Pro und versuchte bei den Turnieren der PGA Tour als Caddie zu arbeiten. Er sprang jede Woche bei einem anderen Spieler ein. Teilweise schlief er gemeinsam mit seinem Hund im Auto. Bis er Jacobsen kennenlernte, mit dem er in den folgenden 18 Jahren sechs Titel auf der Tour gewann.

Der Vater einer Tochter entwickelte sich Mitte der 90er einer der gefragtesten Caddies auf der US Tour – was dem Umfeld eines jungen, aufstrebenden Top-Talents nicht verborgen blieb: Tiger Woods, der ihn schließlich abwarb. Cowan begleitete Woods bei dessen unwirklichen Aufstieg in die Weltspitze. Das Duo feierte sieben gemeinsame Siege, unter anderem in Augusta, als Woods 1997 das Feld deklassierte. 1999 war dieser Abschnitt aber wieder beendet. Spekulationen zufolge hatte Cowan mit einer Zeitung über seinen Verdienst gesprochen, was dem Woods-Lager missfiel. Ihm folgte der Neuseeländer Steve Williams. Lange böse war er Tiger nicht. 

 



Für Cowan ging mit einem weiteren Weltklasse-Spieler weiter – und das Duo schlendert noch heute über die Fairways der Champions Tour. Er schätze vor allem seine Ausgeglichenheit, erklärte Jim Furyk einst. Dabei spiele es keine Rolle, ob er nun gerade eine 80 oder eine 60 geschossen habe. Fluff habe immer die gleiche Aura, die gleiche Körperhaltung und strahle diese Ruhe aus, die vor allem dann wichtig wird, wenn es um Siege und große Momente geht.

Große Momente an Furyks Seite

Davon hat dieses spezielle Duo einige erlebt. Zum Beispiel die US Open 2003, Furyks erster und einziger Major-Titel oder die unglaublicher 58er Runde bei der Travelers Championship 2016. Das Duo siegte insgesamt 14 Mal gemeinsam auf der PGA Tour, sammelte fast ein Dutzend Top-fünf-Platzierungen bei Major-Turnieren und trat neun Mal beim Ryder Cup an. Mittlerweile mischen Furyk und sein treuer Helfer die PGA Tour Champions auf. 

Sein Job sei nicht normal, erklärte Fluff einst in einem Interview mit Sports Illustrated. Jeder Tage bringe etwas Neues. Das Wetter ändere sich, die Fahnenpositionen und Woche für Woche auch der Platz. “Ich habe immer noch verdammt viel Spaß an dem, was ich tue.”

Cowans berühmter Bart ist mittlerweile weiß und trägt Spuren seines Nikotinkonsums. Auch gesundheitlich musste er einiges durchmachen. 2020 wurde ihm ein Stent in sein rechtes Bein eingesetzt, um eine Arterie zu öffnen. Wenn man ihn abends nach einem Tag auf dem Golfplatz sähe, würde man ihm nicht glauben, dass er am nächsten Tag wieder aktiv werden könne, erklärte er. 

Dennoch sieht fast so aus, als wäre die Hall-of-Fame-Laufbahn dieser 74-Jährigen Legende noch nicht zu Ende. “Ich gehe davon aus, dass Jim vor mir in Rente geht”, schmunzelt er.