Amundi Masters

Gluthitze am Seddiner See


30. Juni 2022 , Stefan Bluemer


Guter Start: Leonie Harm (© DGV/stebl)
Guter Start: Leonie Harm (© DGV/stebl)

Der erste Tag der Amundi German Masters powered by VcG im G&CC Seddiner See ist geprägt von einer unbarmherzigen Hitze. Die Athletinnen trotzen dieser und liefern teils phantastische Scores ab.

Michendorf – Als Jessica Karlsson um 8.52 Uhr von Tee 10 auf die Runde ging, ahnte sie selbst sicher auch noch nicht, dass ihr eine fehler- und bogeyfreie Runde mit neun Birdies gelingen würde. Alleine auf ihrer Frontnine blieb die Schwedin satte sechs Mal unter Par. Die 30-Jährige aus Karlstad ist seit zehn Jahren Proette und hat bislang noch nie ein Turnier gewonnen.
„Das war einer dieser Tage, an denen alles richtig lief“, sagte die Schwedin nach einer Runde, auf der sie 17 Grüns in Regulation angespielt hatte und der Putter der Hitze des Tages angemessen auch heiß lief.

Fünfmal T2

Nicht weniger als fünf Athletinnen teilen sich zunächst den zweiten Platz. Darunter mit Leonie Harm und Esther Henseleit auch zwei Deutsche.
Für Leonie Harm ging der Tag gut los. Auf ihrer Frontnine brachte die Schwäbin drei Birdies und einen Eagle unter. Nachdem zwischenzeitlich das Spiel etwas wackelig wurde, setzte die Athletin des GC St. Leon-Rot mit zwei Birdies noch einen schönen Schlussakkord und damit auch ein Ausrufezeichen.
„Den Score nehme ich gerne mit. Ich bin gut in das Turnier gestartet. Der Putt zum Birdie auf Bahn zwei aus rund 20 Metern mit dem Texaswedge hat mir ein gutes Momentum gegeben. Danach habe ich viele gute Schläge gemacht. Auf der Backnine finde ich einige Teeshots echt unangenehm und habe entsprechend dort auch ein bisschen gestruggelt. Mit den beiden Birdies zum Ende hin das Ergebnis wieder so tief zu stellen, freut mich. Ist ja immer ein bisschen schade, wenn man gut startet und es hinter heraus wieder verdaddelt. Der Golfplatz erinnert mich ein ganz klein bisschen an St. Leon-Rot, weil er sich hauptsächlich durch Bunker verteidigt. Die Grüns sind hier deutlich kleiner und ondulierter. Ich spiele gerne auf heimischem Boden und freue mich, dass das Feld hier so gut ist. In dieser Woche sind viele Spielerinnen dabei, die eine gute Saison spielen. Und mit denen möchte man sich ja messen. Das finde ich wirklich cool, weil es das Turnier aufwertet“, strahlte die ehemalige Junior-Solheim-Cup-Spielerin, als sie am Abend hinter Grün 18 auf weitere deutsche Spielerinnen wartete.

Auch Esther Henseleit, die am Seddiner See erst ihr zweites Turnier der LET-Saison spielt, ist hervorragend in das Turnier gestartet. Die Falkensteinerin startete von Tee 10, brachte früh zwei Birdies unter, kassierte auch früh zwei Bogeys, ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und war spätestens mit ihrem Eagle auf Loch 16 in einem Modus, in dem ihr alles zuzutrauen ist.
Vier Birdies auf ihrer Backnine, davon drei in Serie, schraubten das Ergebnis der Siegerin der Magical Kenya Ladies Open weiter runter.

Cowan und Gabsa auf T9

Mit vier unter Par teilen sich zwölf Spielerinnen den neunten Platz. Darunter Linn Grant und Maja Stark. Die beiden Schwedinnen führen das Race to Costa del Sol 2022 gerade an und sind nicht nur deshalb im engsten Kreis der Favoritinnen. Ebenfalls eine so gute Runde, um darauf aufzubauen und den Blick nach oben zu richten, hatten Isi Gabsa und Olivia Cowan.
Gabsa, die lediglich ein Bogey notiert hatte, war mit ihrem Auftakt entsprechend sehr zufrieden: „Es ist mega cool, wieder in Deutschland spielen zu können. Als Stephan Morales mit erzählte, dass wir ein LET-Turnier in Deutschland haben werden, habe ich sofort zugesagt, dabei zu sein. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Letzte Woche hatten wir in den USA ein Major, das sich extrem lang gespielt hat. Von daher hat sich heute alles recht kurz angefühlt. Die Fahnen standen heute auch nicht ganz in den Ecken. Es ging für mich also von einem Extrem ins andere. Ich war auf den ersten Neun noch nicht damit zufrieden, wie nah ich die Bälle an den Stock gehauen habe und auch das Putten lief noch nicht so gut, aber ich bin geduldig geblieben und habe auf den letzten vier Loch noch drei Birdies gespielt. Es ist mega cool, das ganze Team hier dabei zu haben.“

>>>>Bilder des Tages>>>>

Olivia Cowan musste nur auf Loch zehn einen Bogey notieren, spielte ansonsten aber sehr solide und mischte fünf Birdies auf die Scorekarte. Schlaggleich mit so vielen und so starken Athletinnen in ein Turnier zu starten, lässt sich sehen.

Wertvolle Unterstützung

Polly Mack war Physio Anna Wallmen-Krass sehr dankbar. Nach den langen Flügen aus den USA war die Muskulatur der Athletin, die ihr Profitdebüt gerade auf der Epson-Tour gegeben hat, nicht frei, aber die heilenden Hände der erfahrenen Physiotherapeutin hatten ganz Arbeit geleistet, so dass die Spielerin des Berliner GC Stolper Heide einen sehr guten Start in ihr Debüt auf der LET hatte.
Mit ihrem Putter war Polly Mack an diesem Tag sehr zufrieden: „So wenige Putts auf den ersten neun Löchern hatte ich schon lange nicht mehr. Ich habe solide die Grüns getroffen. Auf der Backnine habe ein zwar etwas liegen lassen, aber ich bin mit der Runde echt happy. Normalerweise geht es bei mir in den folgenden Runden oft weiter runter.“ Darauf lässt sich aufbauen, wenn der Score der überlicherweise schlechtesten Runde drei unter Par ist.

Debüt

Ihr Debüt auf der LET gab Chiara Horder. Die Spielerin, die nächste Woche für das National Team Germany bei der Team-EM antreten wird, ist mit einer 75 auf T99 ins Turnier gestartet. Die Freude über die Chance, auf diesem Niveau Erfahrung zu sammeln, war vor und nach der Runde nicht zu übersehen. „Es war mega cool und aufregend, die Atmosphäre heute das erste Mal spüren zu dürfen. Ich bin ruhig und geduldig geblieben. Auf der Backnine konnte ich mich mit dem Chip-In zum Eagle etwas zurückkämpfen. Ich freue mich auf morgen und versuche, vor allem meine Schläge ins Grün noch besser zu platzieren“, hat die 19-Jährige noch einiges vor.

Albatros

Den Schlag des Tages gelang Elina Nummenpaa. Die Finnin lochte auf der 456 Meter langen Bahn sechs zum Albatros ein. Mit fünf unter Par teilt sich Nummenpaa mit der Französin Lucie Malchirand den siebeten Platz.