DGL 2022
60! Falkensteiner Vierer wie in Trance
11. Juni 2022 , Stefan Bluemer
Der dritte Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf findet auf dem Platz des ältesten Golfclubs Deutschlands statt. Der GLC Berlin-Wannsee hat sich für den Besuch der 1. Bundesliga herausgeputzt und bietet seinen Gästen 18 Bahnen in famoser Kondition. Nach einem sehr langen Tag kommt mit dem letzten Büchsenlicht des Abends ein echte Fabelscore ins Clubhaus.
Berlin – Der Falkensteiner Vierer mit Profi Sebastian Sliwka und Tiger Christensen spielt die 6.016 Meter des Par-72-Platzes, bei dem aktuell der Platzrekord bei 63 Schlägen steht, bogeyfrei mit zehn Birdies und einem Eagle. Macht unter dem Strich 60 Schläge! Welch´ eine phantastische Leistung!
Schon am Vormittag hatten die Hamburger als Team stark abgeliefert, allen voran Connor Engelmohr, der beim Spieltag in Hösel noch aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. Der Hamburger brachte mit einer 65 (-7) seine persönliche Bestleistung in die Wertung, obwohl er mit einem Bogey gestartet war.
Auch Sportsoldat Jannik de Bruyn lag nach nur elf gespielten Löchern schon bei -6 und war auf dem Weg, ganz tief zu schießen. Am Ende musste der Profi des GC Hösel aber auch mit einer 65 (-7) Vorlieb nehmen.
Boje strahlt
„Eine 60 habe ich in der DGL noch nicht gesehen. Das ist überragend! Aufgrund der Tabellensituation war für uns klar, was hier in Berlin passieren muss. Wir sind gekommen, um hier zu gewinnen. Keine Frage. An den beiden Spieltagen zuvor haben die Jungs schmerzhaft erfahren, wie es ist, Punkte liegen zu lassen. Wir sind in viele Gesprächen in der Gruppe und einzeln darauf eingegangen, was man besser machen kann, um richtig vorwärts zu gehen. Das war hier unser Ziel. Alles in allem war das heute eine bärenstarke Teamleistung mit überragenden Vierern. Und dennoch bleibt es eng an der Spitze, wie bei den beiden ersten Spieltagen auch schon. Morgen ist noch viel Golf zu spielen. Wir werden natürlich versuchen, da weiterzumachen und weiterhin Gas zu geben“, war HGC-Coach Matthias Boje mit der Leistung seines Team natürlich mehr als zufrieden, ohne aber die noch ausstehende Runde mit Einzeln aus dem Blick zu verlieren.
Beste Bedingungen
Die Bedingungen waren am Vormittag schon sehr gut. Sommerlich warm, mit einem leichten Windzug. Am Nachmittag schlief der Wind vollends ein und so hatten die Athleten die bestmöglichen Bedingungen, macht daraus aber auch viele absolute Top-Ergebnisse. Neben der alles überstrahlenden 60 des HGC Falkenstein kamen mit einer 66 (-6) des Berliner Duos Philipp Mejow/Finn Quade noch insgesamt 12 von 15 möglichen Scores unter Par in die Wertung.
Spannung für Sonntag garantiert
Nachdem sich die Nordstaffel der 1. Bundesliga an den beiden ersten Spieltagen als überaus ausgeglichen präsentiert hatte, ist es keine Überraschung mehr, dass auch in Berlin die Luft vor Spannung knistert und am Sonntag noch viel passieren kann.
In Führung liegt nach den Einzeln und Vierern der Hamburger GC, der auf dem Leaderboard zwar bei -26 mit neun Schlägen vor dem GLC Berlin-Wannsee steht, aber da erst am Sonntag feststehen wird, welche beiden Einzel aus der Wertung fallen, ist dieser Zwischenstand mit Vorsicht zu genießen.
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Platz drei hat sich vor den abschließenden Einzeln des Sonntags der GC Hösel erkämpft, der vier Schläge hinter Berlin, aber zehn Zähler vor dem amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister Hubbelrath steht. Aufsteiger Hannover liegt mit 22 Schlägen über Par am Ende des Zwischenklassements.
Berliner Wünsche
Albert Türklitz, der Präsident des gastgebenden GLC Berlin-Wannsee hatte beim Get-Together am Freitagabend die Mannschaften herzlich begrüßt und en passent den ausdrücklichen Wunsch des Clubs kundgetan, die Herren mögen es in diesem Jahr den Damen nachtun und mindestens das Final Four erreichen, gerne auch den Titel gewinnen. Das wäre dann nach 1999 der erste Titel, der bei den Herren wieder nach Berlin ginge. Damals wurde der Clubpokal von Deutschland noch gemischt ausgetragen und Miriam Hiller, die heute als Sportdirektorin in Berlin tätig ist, war an diesem Titelgewinnen als Spielerin beteiligt.
Insellage als Chance
Der GLC Berlin-Wannsee hat sich selbst auf die Fahnen geschrieben, der Tradition verpflichtet und der Zukunft zugewandt zu sein. Jugend- und Sportförderung und die nachhaltige Pflege der altehrwürdigen Anlage entsprechen daher dem Selbstverständnis des Clubs, der 1895 gegründet wurde.
Der Traditionsverein aus dem Berliner Südwesten hatte aufgrund der Insellage vor dem Mauerfall keine andere Chance, gute Mannschaften zu bilden, als mit breit angelegter und intensiver Jugendförderung Talente zu finden und zu entwickeln. Aus der Not eine Tugend gemacht, wird diese Tradition fortgesetzt, auch wenn die Mauer schon lange nicht mehr Berlin vom Umland trennt.
Schon als Kinder zusammen gespielt
So kommt es, dass der heutige Herren-Kader sich fast ausschließlich aus Athleten zusammensetzt, die schon ihre ersten Schläge am Wannsee gemacht haben. Lediglich Constantin Meier, der 2020 vom GC Mannheim-Viernheim zum Wannsee gewechselt ist, Lennart Müller-Atzerodt, der seine Jugend im GC Kallin verbrachte, Nikolai Schaffrath, der bis zum zarten Alter von zwölf Jahren beim Märkischer GC war und Dean Berninger, der als Jugendlicher im GC Herzogenaurach zu Hause war, sind keine waschechten Wannsee-Eigengewächse. Die übrigen 14 Athleten kennen das Vereinsleben des GLC Berlin-Wannsee seit ihren ersten Schlägen.
Am letzten Spieltag 2021 hatten Morris Schiefner, Maik Süssbier und Finn Quade ihre ersten Einsätze bei den Herren. Noch frischer dabei ist Muye Wang, der seit diesem Jahr zum Bundesliga-Team der Berliner gehört und schon am ersten Spieltag in Hamburg sein Debüt feierte.
Geschlossenheit
Die mannschaftliche Geschlossenheit des aktuellen Tabellenführers der 1. Bundesliga Nord rührt gewiss ein gutes Stück auch daher, dass immer wieder mehrere der Spieler schon in der Jugend gemeinsam Erfolge erzielt haben. 2007 waren Phillip Konnikov, Warayu Melzer und Dennis Neuerburg am Sieg bei der DMM Jungen AK 14 beteiligt. 2015 waren Nikolai Schaffrath und Nils Dobrunz tragende Säulen der Mannschaft, die den Titel bei der DMM Jungen AK 16 gewinnen konnte. Derartige Erlebnisse schweißen die Athleten natürlich zusammen, auch weit über die Jugend hinaus.
Jahr für Jahr führen die Coaches junge Spieler an die Bundesliga-Truppe heran. Wobei sogar die Trainer echte Berliner Eigengewächse sind. Felix Katzy und sein Co-Trainer Philipp Mejow leben und atmen die DNA des sportlichen Traditionsclubs.
Jungen und Mädchen
Auch bei den Damen besteht die Mannschaft, die 2020 und 2021 Deutscher Mannschaftsmeister wurde, fast ausschließlich aus Eigengewächsen. Alexandra Försterling, die jüngst bei den U.S. Women´s Open ihre erste Major-Teilnahme im Kreise der LPGA-Proetten hatte, ist am Wannsee am Ball, seit sie sieben Jahre jung war.
Auch bei den Damen ist der Zusammenhalt riesig, weil Erlebnisse und Erfolge in der Jugend, wie die Titel bei der DMM Mädchen AK 14 und AK 16 von etlichen Spielerinnen zusammen errungen wurden, die heute im Kader von Coach Mario Hansch und Co-Trainer Daniel Mertl stehen.
Sportdirektorin
Seit 2007 mischt Miriam Hiller tatkräftig bei der Entwicklung der Jugendlichen mit. Vor inzwischen 15 Jahren hat die ehemalige Nationalspielerin den Posten der Sportdirektorin in Berlin übernommen.
Hiller kommt ursprünglich vom GC Bad Pyrmont und zog im Rahmen ihres Studiums nach Berlin. Da war sie schon lange Jugend-Nationalspielerin. In ihrer aktiven Zeit gehörte die rührige Macherin sieben Jahre zum Kader der Nationalmannschaft, sammelte in dieser Zeit viel Erfahrung, unter anderem bei einer Team-WM. Zwei Medaillen holte Miriam Hiller bei Team-Europameisterschaften und war neben zwei Deutschen Vizemeisterschaften im Einzel auch an insgesamt vier Titeln bei Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Damen des GLC Berlin-Wannsee beteiligt.
Ergebnis Einzel
1. Hamburger GC -13
2. GLC Berlin-Wannsee -13
3. GC Hösel -10
4. GC Hubbelrath +1
5. GC Hannover +12
Ergebnis nach Vierern
1. Hamburger GC -26
2. GLC Berlin-Wannsee -17
3. GC Hösel -13
4. GC Hubbelrath -3
5. GC Hannover +22
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