Die Rückkehr der Tennissocke

Die Deutsche Golf Liga presented by All4Golf setzt Maßstäbe – nicht nur sportlich, sondern auch modisch. Wir haben am 3. Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Herren in Stuttgart den einen oder anderen Trend entdeckt - und das Ergebnis nach den Einzeln und Vierern vom Samstag im Überblick.

„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Star-Designer Karl Lagerfeld soll das mal gesagt haben. Jetzt muss es nicht gleich die Jogginghose sein, aber eines steht fest: Der Golfsport wird offener und freizügiger, auch was die Mode betrifft. In der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf ist der eine oder andere Trend zu beobachten, der vor einigen Jahren so vielleicht noch gar nicht möglich gewesen wäre.

„Golf wird in Sachen Mode deutlich lifestyliger und offener. Das liegt auch daran, dass vor allem junge Menschen und Familien in den vergangenen Jahren mit Golf begonnen und dafür gesorgt haben, dass dieser Sport Wachstumsraten verzeichnet“, sagt Michael Wilke. Er ist Head of Buying (Leiter Einkauf) bei All4Golf und findet diese Entwicklung „sehr gut“. Dazu habe vielleicht auch der englische Tour-Pro Tyrrell Hatton beigetragen, der vor zwei Jahren mit seinen Hoodies (Kapuzenpullover) für Gesprächsstoff gesorgt und einen neuen Trend gesetzt hatte.

Die Hoodies haben inzwischen auch in der 1. Bundesliga Süd der Männer Einzug erhalten. Die Herren aus dem Münchener Golf Club haben solche mit Club-Logo in der Tasche. „Bei uns suche ich die Teambekleidung aus. Natürlich werden wir da von den Marken beraten und so tragen wir auch gerne mal andere Klamotten als die traditionellen roten Hosen und weißen Polos“, sagt Münchens Coach Arne Dickel. In dieser Saison sind es dunkelgraue, etwas enger sitzende Shirts zu weißen Hosen. Sieht nobel aus.

„In der 1. Bundesliga sind ohnehin sehr junge und sehr sportliche Spielerinnen und Spieler unterwegs. Da liegt es doch auf der Hand, dass die mit der Zeit gehen und auch mal Trends oder Statements setzen“, so Michael Wilke von All4Golf. Heißt: Es soll mit modischen Mitteln auch mal gezeigt werden, dass Golf cool und stylish sein kann. Wilke: „Es müssen längst nicht mehr nur die langen Hosen und Polos sein.“

> > > Impressionen vom Spieltag in Stuttgart

Apropos lange Hosen: Die durften am 3. DGL-Spieltag der Herren Süd in Stuttgart sowieso im Kofferraum bleiben, denn es war sommerlich warm. Shorts auf dem Golfplatz – das war vor gar nicht langer Zeit ein Riesenthema, als Stars wie Phil Mickelson plötzlich in kurzen Hosen auf der Tour rumturnten. Heute völlig normal. Warum auch nicht? Und während die einen mit Retro-Fischerhüten oder bunten Sonnenbrillen Trends setzen, haben andere exklusive Accessoires. Wie die Herren des am dritten Spieltag gastgebenden Stuttgarter GC Solitude, die einen hübschen Hingucker um die Hüfte tragen, denn: „Die Gürtel in unseren Clubfarben hat der Hersteller extra für uns angefertigt“, erzählt Solitude-Captain Ingmar Peitz. Gürtel in Grün und Dunkelblau. Dazu dunkelblaue Hosen und weiße Shirts.

Zu den Stars der 1. Bundesliga Süd der Herren gehört inzwischen Tim Wiedemeyer. Der Münchner ist als German Boys Champion nach Schwaben gekommen. In St. Leon-Rot hatte er mit einem Gesamtscore von -20 (drei Runden plus Platzrekord) Golf von einem anderen Stern gespielt. Da waren viele von den Socken – und genau das ist das Stichwort: Wiedemeyer etabliert nämlich die Tennissocke im Liga-Süden. Nun wird der 17-Jährige wohl nicht wissen, wer Ivan Lendl oder John McEnroe sind, aber was die Herren schon in den 80er-Jahren trugen, ist plötzlich wieder voll im Trend.

Mode- und Lifestyle-Magazine berichten seit Wochen darüber, dass die Tennissocke in ihrer klassischen Form, also weiß und hochgezogen bis fast unters Knie, die Welt erobert. Damit löst sie die bis dato beliebten Füßlinge ab, die so im Schuh versteckt sind, dass man sie kaum sieht. Papa Torsten Wiedemeyer verrät: „Für Tim gibt es nur noch diese Socken, auch wenn’s der Mama nicht gefällt.“ Sie muss es ja nicht tragen, aber der Filius fühlt sich wohl damit – und genau das ist doch auch wichtig, oder?

„Ja, auf jeden Fall. Klar sollen die Jungs in erster Linie gut Golf spielen, aber das schaffen sie eher, wenn sie sich in den Klamotten, die sie tragen, gut fühlen“, sagt Marco Schmuck. Und damit meint der Coach des GC St. Leon-Rot nicht nur die Funktionalität der Kleidung, sondern auch den Style. „Da dürfen die bei uns schon mitreden und ihre Wünsche äußern“, so Schmuck. Auch sein Schützling Carl Siemens ist ein Freund der Tennissocke. Mannheims Männer laufen an den DGL-Wochenenden sonntags deutlich moderner und farbenfroher auf, wenn sie rote Polos zu weißen Hosen tragen. Viel besser als das Grau vom Samstag.

Gut Golf wurde am Samstag des dritten Spieltages in der 1. Bundesliga Süd der Herren natürlich auch gespielt: Nach den Einzeln und Vierern liegt – wie sollte es anders sein – Spitzenreiter St. Leon-Rot mit gesamt -2 vorn. Dahinter dürfen sich Mannheim-Viernheim (+14) und München (+17) noch Hoffnungen machen. Gastgeber Stuttgart (+37) konnte seinen Heimvorteil bis jetzt noch nicht nutzen. Kleiner Trost: Max Holzwarth schoss auf Bahn 15 (171 Meter) ein Hole in One mit dem Eisen 9. Schlusslicht Marienburg (+58) belegt vor der Entscheidung am Sonntag erneut Rang fünf.