Deutsche Golf Liga

St. Leon-Rot siegt, Valley macht den Spieltag in Frankfurt spannend


29. Mai 2022 , Matthias Lettenbichler


So wie den Platz des Frankfurter GC kaperte das Team des GC St. Leon-Rot am zweiten Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Damen die berühmten Liegestühle vorm wunderschönen Frankfurter Clubhaus. Foto: DGV/mat
So wie den Platz des Frankfurter GC kaperte das Team des GC St. Leon-Rot am zweiten Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Damen die berühmten Liegestühle vorm wunderschönen Frankfurter Clubhaus. Foto: DGV/mat

Alles wie gehabt in der 1. Bundesliga Süd der Damen – und doch alles ein bisschen anders: Liga-Favorit St. Leon-Rot fährt am zweiten Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf auf dem Platz des Frankfurter GC mit 9 über Par den zweiten Saisonsieg ein und führt die Tabelle nun mit zehn Punkten an. Doch es war ein unerwartet hartes Stück Arbeit für das Team von Trainer Sebastian Buhl, ehe der knappe Erfolg nach 54 Löchern feststand. Vor allem die Spielerinnen des GC München Valley sorgten dafür, dass es lange spannend blieb an der Golfstraße in Niederrad: Am Finaltag führte das Team von Coach Sixten Rigol zeitweise mit bis zu drei Schlägen, am Ende lag es mit 14 über Par nur fünf Zähler zurück. Rang 3 sicherte sich mit 21 über Par der Münchener GC, wobei Vicki Troeltsch mit einer 67er-Runde in ihrem Sonntags-Einzel den besten Score des gesamten Wochenendes unterschrieb. Die Plätze 4 und 5 gingen an Aufsteiger Stuttgart Solitude (+31) und an die Gastgeberinnen (+46), die ihren Heimvorteil nicht nutzen konnten.

Frankfurt – Die einen atmeten spürbar tief durch, die anderen freuten sich unverhohlen über die bärenstarke Leistung, zwei übten sich in Gleichmut, und ein Team machte keinen Hehl daraus, dass die Enttäuschung tief saß nach diesem zweiten Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Damen. Der Frankfurter Golf Club hatte auf die edle Anlage an der Golfstraße in Niederrad geladen, wo sie aktuell zwar ein bisschen improvisieren müssen, was die Übungsanlagen fürs lange Spiel angeht – die Driving Range wird seit einem Dreivierteljahr umfangreich erneuert und steht kurz vor der Fertigstellung –, wo aber ein Par-71-Platz zur Verfügung steht, der hierzulande keinen Vergleich scheuen muss. Ein von Wald gesäumter Parkland-Parcours im Stadtgebiet, eine grüne Oase mit viel Flair, die 18 ebenso abwechslungsreiche wie anspruchsvolle Spielbahnen bereithält, mit perfekt gepflegten Fairways und treuen Grüns sowie dem vielleicht schönsten Clubhaus der Republik.

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„Der Platz des Frankfurter Golf Club hat sich top präsentiert, so wie man ihn kennt, und die schweren Fahnenpositionen und der zum Teil böige und starke Wind am Samstag haben allen Beteiligten, inklusive uns, das Leben schwer gemacht“, bilanzierte Sebastian Buhl nach dem knappen Tagessieg seiner Damen vom GC St. Leon-Rot, und da war neben Zufriedenheit auch eine ganze Menge Erleichterung darüber spürbar, dass der designierte Liga-Primus seiner Favoritenrolle am Ende doch noch gerecht geworden ist. Zwischendurch nämlich waren die Verfolgerinnen „dichter an uns dran, als wir uns das so vorgestellt hatten“, so der Leon-Roter Headcoach: „Da wurde es plötzlich schon recht eng. Wir haben jetzt aber die bisher maximal möglichen zehn Punkte gesammelt und sind auf einem guten Weg. Es ist aber zweifellos eine starke und tolle Liga hier im Süden, und der Tagessieg ist, wie wir auch heute wieder gesehen haben, alles andere als ein Selbstläufer. Stuttgart war stark am ersten Spieltag, diesmal war Valley ganz nahe dran – es bleibt denke ich spannend und eng. Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf Stuttgart!"

Dass es am Ende auch in Frankfurt wieder gereicht hat und St. Leon-Rots Damen die Tabelle der 1. Bundesliga Süd nach zwei Spieltagen mit der maximalen Ausbeute von zehn Punkten anführen, lag an einer guten Teamleistung, federführend aber einmal mehr an Charlotte Back. Die spielte wie so oft unauffällig und effektiv, brachte mit am Samstag 69 und am Sonntag ebenso wie ihre Teamkollegin Isabelle Schlick 68 Schlägen die jeweils besten Einzel für ihren Club zu Papier und den Blutdruck ihres Coaches, der auch ihr persönlicher Trainer ist, rechtzeitig wieder in normale Bahnen. „Charlotte Back hat mit zwei sehr starken Einzelrunden einmal mehr als Punktelieferantin überzeugt, und das, obwohl ihr Putter relativ kalt geblieben ist“, so Buhl. Seine Elevin spielte „von Schlag zu Schlag“, machte keine großen Fehler und konzentrierte sich bestens, als es darauf ankam: „Als ich zwischendurch das Ergebnis gesehen habe, wusste ich, dass es heute auf jeden einzelnen Schlag ankommen wird und wir noch ein paar Birdies machen müssen“, so Back. Gesagt, getan: Ein Birdie an der 10, ein Eagle an der 15, noch ein Birdie an der 17, und schon kletterte der GC St. Leon-Rot wieder an die Spitze des Tableaus.

Valley übernimmt die Spitze

Zwischenzeitlich hatten den Platz an der Spitze des Leaderboards die Akteurinnen des GC München Valley für sich in Anspruch genommen, die beim Liga-Auftakt vor zwei Wochen in St. Leon-Rot noch Vierte geworden waren. Diesmal waren die Spielerinnen aus dem bayerischen Voralpenland den Kraichgauerinnen bereits nach 36 Löchern hart auf den Fersen, lagen am Samstagabend nur zwei Schläge zurück. Im zweiten Einzel-Durchgang am Sonntag schließlich drehte das Team von Valleys Damencoach Sixten Rigol dann so richtig auf und übernahm zwischenzeitlich die Führung. Vor allem LET-Tourspielerin Verena Gimmy erwischte einen ausgezeichneten Tag und kam mit einer starken 69er-Runde zurück ins Clubhaus. Und weil auch Neuzugang Lara Ok mit 70 Schlägen exzellent performte, lag bis zuletzt eine Überraschung in der Luft. Rigol: „Viele Spielerinnen aus unserem Team haben eine gute Grundlänge in ihrem Abschlag; auf diese Weise werden die Bahnen hier in Frankfurt recht kurz, man muss nicht immer den Driver zücken.“

Mit Verena Gimmy, die zuletzt in der LET Access Series gute Leistungen gezeigt hatte, und USA-Rückkehrerin Chiara Horder präsentierte Valley einen durch die Bank starken und ausgeglichenen Kader, Streichergebnisse von +5 und +7 sprechen eine deutliche Sprache. Ausschlaggebend für die gute Vorstellung sei, so Sixten Rigol, „vor allem die gute Stimmung, die wir im Team haben – das ist auch immer unser Ziel Nummer 1. Wir sehen jetzt, dass wir uns vor keinem Gegner und auf keinem Platz verstecken müssen“. Und weil er seinen Kader mit Barbora Bujáková, die in Frankfurt krankheitsbedingt fehlte, sogar noch weiter verstärken kann, freut auch er sich schon auf den dritten Spieltag in Stuttgart, und darauf, „St. Leon-Rot wieder ein bisschen ins Schwitzen zu bringen“.

Freude auf den Heimspieltag

Ein Ziel, das er in 14 Tagen vor allem mit seinem Trainerkollegen Heiko Burkhard gemeinsam hat. Der Coach des Stuttgarter GC Solitude ist nach der Rückkehr ins Oberhaus der Liga heiß auf das Kräftemessen auf der eigenen Anlage, erwartet er sich dort doch einen klaren Heimvorteil und wieder eine Leistungssteigerung seiner Spielerinnen. Nach dem starken Auftakt und Rang 2 am ersten Liga-Spieltag in St. Leon-Rot musste sich Stuttgart in Frankfurt mit Platz 4 und zwei Punkten für die Tabelle zufriedengeben; vor allem in den Einzeln fehlten vorne die tiefen Runden. „Wir haben es am Samstag in den Einzeln etwas verspielt, haben die Vierer aber gut gemeistert, und ich bin zuversichtlich, dass wir uns beim Heimspieltag deutlich stärker zeigen werden.“

Am 11. und 12. Juni bitten die Stuttgarterinnen auf die eigene Anlage in Mönsheim, wo sie definitiv ihren Heimvorteil nutzen wollen. Burkhard: „Wir waren zuhause immer recht stark. Unsere Grüns sind teilweise stark onduliert und wirklich nicht einfach, man muss unseren Platz taktisch spielen, er hat seine Tücken; es ist ganz sicher ein Vorteil, ihn gut zu kennen.“ An die starke Vorstellung vom ersten Spieltag will er deshalb mit seinen Damen anknüpfen, vorne tiefe Runden seiner Spitzenspielerinnen sehen und ein paar mehr Punkte als in Frankfurt aufs Haben-Konto schaufeln.

Frankfurt schon leicht abgeschlagen

Nach zwei von fünf Spieltagen der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf liegt der GC St. Leon-Rot in der Süd-Liga der Damen mit zehn Punkten in Führung, punktgleich mit jeweils sechs Zählern und nur durch die Schlagzahl getrennt, belegen der Stuttgarter GC Solitude, der Münchener GC und der GC München Valley die Plätze 2, 3 und 4. Mit zwei Punkten bereits etwas abgeschlagen sind die Damen des Frankfurter GC, die schon in St. Leon-Rot, nun aber überraschend auch vor eigenem Publikum den letzten Rang belegten, der mit nur einem Zähler honoriert wird.

Den Heimvorteil so gar nicht nutzen zu können, kam für Frankfurt tatsächlich unerwartet, denn eine gewisse Ortskenntnis bezüglich Landezonen und Verlauf der Puttlinien auf den großen Grüns ist auch auf dem anspruchsvollen Platz in der Mainmetropole zweifellos von Vorteil. Den Gastgeberinnen fehlten aber sowohl tiefe Runden vorne in den Einzeln, wo Johanna Grumann mit 73 und 72 Schlägen jeweils für die Bestmarke ihres Teams sorgte, und vor allem sammelten sie in den Vierern viel zu viele Schläge; 14 über Par standen da für die beiden gewerteten Vierer am Ende zu Buche, gesamt nach 54 Löchern 46 über Par und damit Rang 5 vor eigenem Publikum. Zu wenig, selbst wenn man die durch den Umbau der Driving Range eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten berücksichtigt.

„Mit Marie Coors und Tessa Kremser haben wir in den letzten beiden Jahren leider zwei sehr starke Spielerinnen nach München und St. Leon-Rot verloren, das merken wir jetzt schon“, so Trainer Keith Coveney in seiner Spieltags-Analyse. LET-Professional Helen Kreuzer konnte diesmal nicht für ihren Club antreten, und Katharina Keilich, Tourspielerin der Access-Series, kam mit einer heftigen Erkältung aus den USA, kämpfte sich angeschlagen durch ihr Einzel, im Vierer sei dann aber „die Luft raus“ gewesen. All das, so Coveney, sei dem Gesamtergebnis nicht zuträglich gewesen. „Natürlich sind wir mit dem 5. Platz gar nicht zufrieden", so der Coach, „unsere Ziele waren vor Saisonbeginn deutlich höher.“ Aber schon ein Blick auf die durchschnittlichen Handicaps der Erstliga-Teams zeige, dass Frankfurt in diesem Jahr keinen wirklich konkurrenzfähigen Kader habe, um das gesteckte Ziel Final Four zu erreichen. Coveney: „Ich bin mit zwei/drei jungen Spielerinnen in der Aufbauphase, aber das dauert noch ein bisschen. Diesmal haben uns definitiv vor allem die Vierer reingerissen. Es wird schwierig werden, den Abstieg zu vermeiden, aber wir werden alles geben, um in der Liga zu bleiben.“

Langfristige Planung in München

Vorne eine tiefe Runde und solide Vierer, ohne diese beiden Zutaten ist es tatsächlich schwierig, in der 1. Bundesliga groß was zu reißen. Diesbezüglich konnte Pascal Proske, der Trainer des Münchener GC, zumindest weitgehend zufrieden sein mit dem Auftritt seines Teams in Frankfurt. Am Sonntag kam Marie Coors mit einer Par-Runde zurück ins Clubhaus, und Theresa Steinberg und Annabelle Sapper notierten eine 73 für den besten Münchner Vierer. Am Sonntag sorgte dann Vicki Troeltsch mit einer phantastischen 67er-Runde für das beste Resultat des gesamten Wochenendes, und weil Annika Voll eine starke 70er-Runde beisteuerte, 1 unter Par, gab’s nach 54 Löchern drei Zähler für die Ligatabelle des Münchener GC – gleichbedeutend mit Rang 3, wie schon am ersten Spieltag in St. Leon-Rot.

„Unabhängig von den bisherigen Platzierungen und Ergebnissen habe ich das Gefühl, dass sich unser sehr junges Team allmählich gut an das Niveau der 1. Bundesliga gewöhnt. Das ist ein sehr selbstverständliches Auftreten meiner Spielerinnen, damit bin ich sehr zufrieden“, so Pascal Proske. Der Coach und der Club haben nämlich langfristige Ziele gefasst, wollen behutsam ein starkes Münchener Team aufbauen, das in diesem Jahr noch nicht vorne mitspielen muss, aber mittelfristig wieder zu einem Final-Four-Kandidaten und irgendwann auch wieder zum Titelanwärter werden soll. Proske: „Für uns ist dieses Jahr ein Ausprobieren und sich diesen neuen Bedingungen einstellen. Auf diese Weise können wir lernen und uns dann langsam aber kontinuierlich verbessern.“

Die Bestnote des Trainers gab’s freilich für Vicki Troeltsch und deren Topresultat auf dem Platz des Frankfurter GC: „Das war einfach wahnsinnig gut! Vicki hat das ganze Wochenende über sehr gut gespielt und in beiden Einzeln sehr stark abgeliefert. Auf sie ist immer Verlass!“ Zweifellos auch am 11. und 12. Juni auf dem Platz des Stuttgarter GC Solitude in Mönsheim, wenn dort der 3. Spieltag der DGL-Saison 2022 in der 1. Bundesliga Süd der Damen auf dem Programm steht, und damit wieder Spannung bis zum letzten Putt.

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