Natur

Kleiner Aufwand - große Wirkung: Die besten Tipps aus Woburn


15. Dezember 2024 , Petra Himmel


Woburn Golf Club
Woburn Golf Club | © P. Himmel

Nachhaltigkeit ja – aber bitte erst einmal mit einem verträglichen Einstieg. Gavin Sowden, Nachhaltigkeitsmanager beim Woburn GC in der Nähe von London, zeigt, wie es geht.

Die meisten Golfanlagen weltweit verfügen weder über zu viel Personal noch haben sie ein festes Budget und ein langfristiges Konzept für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Der erste Einstieg geht aber auch einfach – da ist sich Gavin Sowden, Nachhaltigkeitsmanager beim Woburn GC in der Nähe von London sicher. Die Top-Anlage, die zu den führenden Anbietern in England gehört und auch weltweit einen exzellenten Ruf genießt, hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Treiber einer nachhaltigen Geschäftsführung in vielen Bereichen gemacht. Dabei überzeugt das Konzept durch seine Komplexität, die auch erfreulich viele kleine Projekte enthält, die nichts oder wenig kosten und nur eines erfordern: Engagement für die Sache.

  • Vogelkästen Greenkeeper mit großem Interesse an Vögeln und Wildtieren haben über den Winter zahlreiche Kästen aus recyceltem Paletten- und Terrassenholz gebaut.
  • Kooperation mit lokalen Tierschutzgruppen: Woburn lud den Beds, Cambs & Norhants Wildlife Trust ein, vor Ort eine Untersuchung zu Fauna & Flora durchzuführen. Dabei wurden 38 Pflanzen entdeckt und interessanterweise auch 20 verschiedene Spinnenarten registriert.
  • Wanzenhotels – einer unserer talentierten Platzwarte sammelte Materialien aus der Umgebung der Plätze, um drei Wanzenhotels zu bauen. Terrassendielen, Pappabfälle, Baumschutzgitter und Tannenzapfen wurden für den Bau der Hotels verwendet.
  • Abfallreduzierung: Konsequente Trennung durch den Hausmeister, der den Abfall in den Mülleimern des Platzes sammelt und nach Kunststoff, Papier, Dosen und allgemeinem Abfall trennt.
  • Recycling: 2023 fielen in Woburn 49 Tonnen Abfall an, von denen 41 Prozent recycelt wurden, 20 Prozent Lebensmittelabfälle wurden zu Biodünger verarbeitet, 39 Prozent wurden zur Erzeugung von Ökostrom genutzt. Keiner unserer Abfälle landet mehr auf der Müllhalde.
  • Lieferanten: Der Woburn GC bittet seine Lieferanten, ihre Verpackungen zu reduzieren und alle Greenkeeper Arbeitskleidung ohne Verpackung zu liefern, denn überschüssige Verpackungen belasten die Abfallbilanz des Clubs und könnten auf der Mülldeponie landen.
  • Kaffeesatz wird gesammelt und zu Breenmaterial mit Kaffee verarbeitet. Jeder Stamm enthält den Kaffeesatz von etwa 20 Tassen Kaffee, der 20 Prozent heißer verbrennt als ofengetrocknetes Holz und weniger Emissionen erzeugt, als wenn der Kaffeesatz einer anaeroben Vergärung zugeführt wird.
  • Energiesparen: Alle Mitarbeiter der Golfanlage wurden aufgefordert, beim Verlassen der Zimmer das Licht auszuschalten.  Zeitschaltuhren wurden an den Warmwasserbehältern und Heizungen in den Mitarbeiterbereichen installiert. Im Vergleich zu den Vormonaten konnte Woburn so bis zu 15 Prozent einsparen.
  • Wassereinsparung: Installation wasserloser Pissoirs in den Sozialbereichen für Greenkeeper. Die bisherigen Pissoirs verbrauchten beim Spülen stündlich 15 Liter Wasser, so dass Woburn in diesem Bereich  eine Wassereinsparung von 30 Prozent verzeichnet.
  • Schutz der lokalen Umwelt Regelmäßige Müllsammlungen auf den lokalen Straßen in der Umgebung des Clubs bewirken einen unmittelbaren und sichtbaren Unterschied für die Umwelt, in der wir leben, arbeiten und spielen.

Die Kosten sind gering, aber trotzdem fällt der Start manchmal schwer. „Eines der größten Probleme bei der Umsetzung von Maßnahmen sind der Mangel an Wissen und das fehlende Bewusstsein dafür, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen müssen“, resümiert Eddie Bullock, renommierter Berater von Golfanlagen in England.  „Grundsätzlich braucht man eine Person im Club, die erst einmal die Verantwortung übernimmt und als Koordinator und Ansprechpartner funktioniert. Von da an finden sich in der Regel ausreichend Freiwillige, die gerne mitmachen. „Am Ende ist das Ganze dann vor allem eine Frage der Kommunikation.“