Tradition und großer Sport

Zwei Turniere an einem Ort. Zweimal Tradition und großer Sport in Reinkultur. Lytham in England ist alljährlich im Frühjahr Schauplatz von Turnieren für die besten Nachwuchsgolfer Europas.

Lytham/England – Zum 56. Mal wurde die Lytham Trophy ausgetragen. 1999 war es Tino Schuster, der sich als bislang einziger Deutscher in die Siegerliste dieses Turniers eintragen durfte, das auf dem traditionsreichen Platz des Royal Lytham & St Annes GC ausgetragen wird.

Auch 2022 reichte es nicht für einen deutschen Sieg, aber die beiden einzigen Spieler aus dem Kader von Jungen-Bundestrainer Christoph Herrmann, die am Start waren, zeigten überzeugende Leistungen, zumal beide aufgrund der Pandemie bisher noch keine Erfahrung auf derart anspruchsvollen Links-Courses hatten sammeln können.

Tim Wiedemeyer, der nach ein paar Anpassungen am Schwung in diesem Jahr noch nicht die ganz großen Ergebnisse eingefahren hatte, ging nach zwei 71er Runden von Platz neun in die beiden Schlussrunden. Am Morgen des Finaltags trat der amtierende Deutsche Lochspielmeister mit einer 73 auf der Stelle und startete ebenso von Rang neun in die letzte Turnierrunde, wie der zweite Deutsche, der im Cut gewesen war.
„Tim hat einen erwachseneren Schwung mit mehr Athletik bekommen. Nach den Entwicklungsschritten bin ich mit dem, was er hier gezeigt hat, sehr zufrieden und ich freue mich sehr für ihn“, lobte der Bundestrainer.

Finn Kölle, der schon früh in diesem Jahr hervorragende Ergebnisse in den Büchern hat, qualifizierte sich mit 69 und 74 Schlägen auf Rang 14 souverän für den Finaltag und durfte sich auf zwei weitere Runden auf diesem so bekannten Platz freuen.
Am Vormittag machte der Youngster des GC St. Leon-Rot mit einer 72 fünf Plätze gut und ging dadurch schlaggleich mit seinem Mannschaftskameraden vom Junior Team Germany von T9 in die zweite Runde des Tages.
„Es gibt immer mehr Stabilität in seinem Spiel. Beeindruckend war, wie er gekämpft hat, obwohl er gesundheitlich angeschlagen war. Er hat sich nichts anmerken lassen", anerkannte Christoph Herrmann die Willensstärke des SLR-Athleten.

Die vierte Turnierrunde verlief für beide Bundesadler nicht optimal. Tim Wiedemeyer fiel mit einer 74 auf Rang 15 zurück, während Finn Kölle nach 78 Schlägen mit Rang 25 zufrieden sein musste. Beide Platzierungen sind nach Überzeugung von Christoph Herrmann aller Ehren wert.

„Das Ergebnis für Tim und Finn ist aus meiner Sicht extrem erfreulich, denn der Platz ist wirklich ein Monster, ein Links-Course mit all seinen Schwierigkeiten“, war der Jungen-Bundestrainer gerade unter den Eindrücken des Finaltags, als „englisches Wetter“ war und der Platz sich unter ganz harten Bedingungen präsentierte, angetan vom Spiel und Ergebnis, das seine Schützlinge in einem so starken Teilnehmerfeld abliefern konnten.
Das Spiel, so Christoph Herrmann, sei auf einem solchen Platz bei diesen Bedingungen schon deshalb besonders, weil sich die Athleten mit einer vollkommenen Herausforderung konfrontiert sehen: „Technisch ist das anspruchsvoll, weil man flexibel sein muss und sämtliche Schlagvarianten sicher beherrschen muss. Körperlich ist es durch den Wind, die vielem langen Wege und das hügelige Profil sehr anstrengend. Und auch psychisch ist es eine große Anstrengung, weil Wind und Platz nicht gleichbehandelnd sind. Beim einen gibt es eine Böe, beim anderen bleibt der vorher eingerechnete Wind plötzlich aus, bei manchen kickt der Ball auf dem harten Boden in einem tiefen Pottbunker, obwohl der Ball Mitte Fairway aufgekommen ist. Das muss man als Spieler ertragen und mit den harten Dingen, die auf einen einprasseln, umgehen können. Diese Konzentration an Herausforderungen ist bei Links-Golf  im Höchstmaß gegeben. Das sind unsere Spieler definitiv noch nicht gewohnt.“

Obwohl ein solches Turnier vor allem für die langfristige Entwicklung der Athleten von großer Bedeutung ist, war der Coach deshalb auch mit den Endergebnissen sehr zufrieden.

Der Platz

Der Platz ist als einer der besten Links-Courses der Welt bekannt. Elf mal fand dort The Open Championship statt, zweimal duellierten sich Europa und die USA im Ryder Cup vor den Toren von Blackpool direkt am Ufer der Irischen See. Auch die Women's Open, die Senior Open, die Amateur Championship und der Walker Cup wurden schon in Lytham ausgetragen.

Fairhaven Trophy

Zeitgleich zur Lytham Trophy findet im benachbarten Fairhaven GC das Turnier für die jüngeren Starter der U18 statt. Bei der Fairhaven Trophy waren zehn Youngster in Schwarz-Rot-Gold unterwegs, von denen allerdings nur zwei den Cut der besten 36 gemacht haben. Beide haben am vergangenen Wochenende mit ihrer Clubmannschaft vom GC Hubbelrath den Willy-Schniewind-Mannschaftspreis, also die Landesmeisterschaft von NRW gewonnen. Mit so gestärktem Selbstvertrauen schaffte es Julius Lange nach Runden mit 72 und 70 Schlägen auf Rang fünf in den Cut.

Peer Wernicke hatte mit 72 und 73 Schlägen auf dem zwölften Platz den Sprung in den Cut gemacht.
Am Finalsonntag warteten dann, wie auch bei der Lytham Trophy, 36 Löcher auf die jungen Athleten.

Am Vormittag schaffte es Julius Lange nicht ganz, seine Position zu behaupten. Nach 74 Schlägen ging es für den Rheinländer von Rang acht in die Finalrunde. Mit einer soliden 73 rettete Lange seinen Platz in der Top Ten.
Zu seiner bislang besten internationalen Platzierung gratulierte der Bundestrainer seinem Schützling sehr herzlich: „Bisher war sein Spiel über vier Runden noch nicht so konstant gut. Das es nun geklappt hat, hat mich für ihn ganz besonders gefreut.“

Auch Peer Wernicke musste ein paar Plätze abgeben, nachdem er eine 76 unterschrieben hatte. Mit einer ganz starken 70 in der vierten und letzten Runde kletterte der Hubbelrather noch bis auf Rang 13.
Für seine Leistung, insbesondere auf der Finalrunde bei ganz schwierigen Bedingungen unter Par geblieben zu sein, bekam Wernicke vom Bundestrainer ebenfalls viel Anerkennung: „Das hat Peer wirklich geglänzt und diese gute Leistung hier müssen wir im Hinblick auf die vielen großen Aufgaben in diesem Jahr weiter verfolgen.“

Nicht im Cut war Philipp Macionga, der sich nach einer 80 mit einer starken 71 am zweiten Tag fast doch noch in die Finalrunde gekämpft hatte. „Wenn er in der Art weiter arbeitet, wird Philipp schnell wieder an seine tollen Leistungen anknüpfen“, sah Christoph Herrmann bei dem Augsburger viel Licht trotz eines schwarzen ersten Tages.

Ben Gratzl aus dem NK2-Kader war dabei, um auf diesem Niveau Erfahrungen zu sammeln. Mit zwei 76er Runden schlug der Olchinger sich mehr als achtbar.

Emil Albers, der zuletzt viele gute Ergebnisse hatte, konnte aufgrund von Rückenproblemen sein Spiel nicht konsequent durchziehen und schaffte es nach 74 und 80 Schlägen nicht in den Cut. Wie der Youngster vom GC Buchholz Nordheide trotzdem bis zum Ende gekämpft hat, beeindruckte den Bundestrainer.